Montag, 13. August 2012

Touristenvisum

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Ein letztes Mal fühlte Mykola in seiner Innentasche nach dem dicken Bündel Dollarscheine, dass er jetzt sein eigen nannte. Kurz duchzuckte ihn der Gedanke, dass es geizig gewesen war, sich kein Taxi zu nehmen. Aber er wusste ja nicht, wofür er das Geld noch brauchen konnte. Er verschränkte die Arme vor der Brust um auch seine Jacke vor fremdem Zugriff zu schützen. Gleichzeitig hielt er so die dünne Decke fest und dann schloss er die Augen.

Grelles Licht riss ihn aus dem Tiefschlaf und schützend hob er die Hand vor die Augen. Zuerst dachte er, er hätte bis zum hellen Tag geschlafen und was ihn da blendete wäre die Sonne, doch dafür tanzte es viel zu sehr hin und her. "Aufstehehn!", fuhr ihn eine Stimme auf englisch an und er konnte es gar nicht recht verstehen. Endlich verschwand der blendende Lichtkegel aus seinem Gesicht und er konnte schemenhaft zwei Gestalten erkennen, welche aber im Geflimmer vor seinen Augen noch völlig verschwammen.

"AUFSTEHEN!", präzisierte die Stimme nochmals und diesmal so akzentuiert, dass Mykola es verstand und sich erst einmal aufsetzte. Dabei rutschte seine Tasche über den Boden, welche er ja am Schuh festgebunden hatte. Zufrieden stellte er fest, dass das Gewicht noch korrekt zu sein schien und im nächsten Augenblick griff er panischin seine Innentaschen, wo sich auf der einen Seite der Pass mit dem so wichtigen Visum und auf der anderen Seite die Geldscheine befanden. Doch auch hier schien beides noch in bester Ordnung zu sein.

"Sie dürfen hier nicht schlafen. Dies ist der Universitätsdistrict. Hier ist schlafen auf den Bänken verboten. Gehen Sie ins Obdachlosenheim.", erklärte die Stimme jetzt. Das Flimmern vor seinen Augen hatte nachgelassen und er konnte im Licht der etwas entfernten Straßenlaterne erkennen, dass er zwei Polizisten vor sich hatte. Einerseits war er erleichtert, dass man hier wohl nicht plante ihn auszurauben, aber Probleme mit der Polizei nachdem er noch keine 24 Stunden im Land war, war nun auch keine gute Aussicht. Und zu seinem Ärger verstand er einmal mehr nicht, was diese Leute von ihm wollten, er hatte das Wort 'verboten' herausgehört. Aber was war verboten? Fürs erste konnte er ja mal so tun, als hätte er verstanden. "Ja.", meinte er brav und nickte.

"Ja, was?", hakte der eine wieder nach und Mykola sah ihn etwas hilflos an. "Ausweis.", forderte der Polizis nun, nachdem keine Antwort kam. "Pass?", bot Mykola nachfragend an. "Pass meinetwegen auch.", erklärte der Polizist mit einem Nicken. Pflichtbewusst griff Mykola in seine Innentasche und zog den Pass hervor. Er blätterte ihn auch gleich auf die Seite mit dem eingeklebten Visum auf, welches aussah wie ein eigener Pass. Dann reichte er es hinüber. Der Polizist beäugte den Pass kritisch. Er hatte eigentlich damit gerechnet, es hier mit einem Obdachlosen zu tun zu haben, der sich mal wieder zu weit in den Norden der Stadt vorgewagt hatte. Aber jetzt ein Touristenvisum präsentiert zu bekomen, auf dem die Tinte kaum ganz trocken war, überraschte ihn merklich.

"Schau mal auf den Namen.", meinte sein Kollege plötzlich und tippte tippte auf den Pass.

2 Kommentare:

  1. Ach... am Ende sind das die gleichen Polizisten, die Hillary aus Joes Haus geführt und zum Auto begleitet haben? Dann erkennen sie auch Nadjas Nachnamen in Mykolas Pass wieder und allzu oft wird dieser Name in Seattle nicht vorkommen vermute ich.

    Selbst wenn es noch Lelya und Maria mit diesem Nachnamen gibt, die Zufälle spielen dem Leben manchmal seltsame Streiche. Und was passiert nun? Geleiten sie Mykola zum Haus? Schleifen sie ihn zur Wache, weil er verbotenerweise auf einer Parkbank lag?
    Ich finde ja, sie könnten ihn einfach in den nächsten Flieger nach Kiew setzen. Aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass Herr Nevermind mir diesen Wunsch nicht erfüllen wird...

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  2. Ui, das scheinen echt die gleichen die Polizisten zu sein. Zufälle gibt es^^. Pflichtbewusst wie die beiden sind, werden sie ihn echt nun zu Nadja bringen :-(. Obwohl ich ja finde, eine Nacht im Odachlosenheim oder einer gemütlichen Gefängniszelle wäre viiieel schöner. Er soll doch möglichst viel von der Stadt sehen^^.
    Es kann natürlich auch sein, dass die Kontakte von Thorsten so weit reichen, dass bestimmte Namen bekannt sind und entsprechende Massnahmen ergriffen werden *hoff*.

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