Mittwoch, 29. August 2012

Noctambule III: Erinnerungen und Zukunftsgedanken

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Die schöne Villa von Armand stand noch immer leer. Inzwischen hatte man alle Fenster geschlossen und die Tür versiegelt. Offiziell galt das Haus noch immer als Besitz von Armand Sartous, der jedoch wegen Mordverdacht gesucht wurde. Somit durfte das Haus nicht verkauft oder vermietet werden und stand wohl oder übel leer.
Für Armand war das nicht weiter ein Problem. Er hatte das Haus zwar bereits als Verlust abgeschrieben, war aber nun in dieser Nacht Willens, es mal wieder zu besuchen. Eine geschlossene Fensterfront war dabei das kleinste Problem und den Weg über die Gartenmauer kannte er ja bereits.


Sein großer Vorteil war, dass er in der Dunkelheit kein Licht benötigte. So schlenderte er Gedankenverloren durch sein Haus und betrachtete seine Einrichtung.
Ihm wurde klar, dass er damals ganz unbewusst das Haus so eingerichtet hatte, dass Anya sich darin wohl fühlen sollte. Seine Finger strichen über die Tasten des Klaviers, an dem Anya so oft gesessen und gespielt hatte. Ein kleines Lächeln hob seine Mundwinkel in Erinnerung an ihre Haltung, ihre konzentrierten Gesichtszüge und das Strahlen, wenn sie fehlerfrei gespielt hatte.
In diesem Salon hatte George Anya überrascht und bedroht, bevor Armand dazu gekommen und ihn hinausgeworfen hatte. Hier hatte er der Schneiderin beim Maßnehmen für Anyas Garderobe und bei den Anproben zugesehen und ebenso in diesem Raum hatte er oft auf Anya gewartet, wenn sie von ihren Ausflügen zurück kam.
Armand verließ ihn mit einem wehmütigen Lächeln und nahm die Treppe ins Obergeschoss. Doch seine Schritte führten ihn weder in sein Schlafzimmer noch in das angrenzende Spielzimmer. Er fand sich in Anyas Zimmer wieder und betrachtete das Bett. Seine Erinnerungen formten Bilder von ihrem zarten, nackten Körper in diesem großen Bett, der vor Lust bebte und sich wölbte.
Armand schüttelte ungläubig den Kopf. Diese kleine Person, zufällig unter vielen Frauen damals in Paris ausgewählt, hatte sein Leben völlig verändert. Er war gewillt gewesen, sie ebenso zu benutzen wie so viele andere Frauen, seine Lust an ihr zu befriedigen und sie eines Tages zu töten. Doch Anya hatte in kürzester Zeit erreicht, dass er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, um ihres zu retten und zum Dank dafür hatte sie ihm nun einen Sohn geschenkt.
Armands Puls beschleunigte sich. Nun hatte er endlich eine kleine Familie und ihm wurde klar, dass er einiges in seinem Leben ändern musste. Ganz würden er und seine Familie nie das Nomandenleben ablegen können. Doch würde er sich eine Unterkunft suchen müssen, die allen Anforderungen gerecht werden musste. Raoul würde wohl ohne Spielkameraden aufwachsen müssen, doch wenn er Sergej glauben konnte, dann war dies das Schicksal der meisten Vampirkinder.
Armand hatte Anyas Bericht über ihre misslungene Jagd sehr ernst zur Kenntnis genommen. Er warf ihr den Fehler der Unachtsamkeit nicht vor, denn sie war noch nicht allzu lange in ihrer neuen Welt und daher war er nur dankbar, dass Anya mit viel Glück heil aus der Gefangenschaft entkommen war. Er beschloss, Anya weiterhin auf ihren Jagdausflügen zu begleiten, doch brauchte er hierfür eine sichere Unterkunft und zuverlässige Betreuung für Raoul.
Entschlossen ging Armand in sein Zimmer und setzte sich an den kleinen Sekretär, der noch immer durchwühlt und unaufgeräumt war. Achtlos fegte er einige Papiere zur Seite und griff zu neuem Papier und der Feder. Die Tinte war erstaunlicherweise noch nicht eingetrocknet und so kratzte bald die Feder über das Papier, während Armand einen Brief an seinen treuen Butler schrieb. Die Reise nach Norden würde von vorn beginnen, man musste sie neu planen und ohnehin wollte Armand zuvor seinem Freund bei der Suche nach Miriam helfen.
Armand trocknete die Tinte, faltete das Papier und versiegelte es. Mit raschen Handgriffen suchte er sich die letzte Kleidung zusammen, auch für Anya, sammelte noch Tücher für Raoul ein und verließ sein Haus schließlich wieder auf heimlichen Wegen. Draußen straffte er die Schultern und begann über sich selbst zu grinsen. Denn er verspürte heftige Sehnsucht nach Anya und Raoul. Noch immer konnte er die Tatsache nicht fassen, dass er Familienvater geworden war. Dank der Dunkelheit konnte niemand sein stolzes Grinsen sehen, während er den Heimweg antrat.

1 Kommentar:

  1. Nun - Armand muss ein ganz schönes Häufchen Kohle angeschafft haen in all den Jahren, wenn er ein nobles Stadthaus in Marseille einfach alsVerlust abschreiben kann. Aber mal abwarten - Vielleicht beruhigt sich die Lage ja noch und man kann es beizeiten mal wieder nutzen.

    Vampire können da ja in ganz anderen Zeiträumen denken. :)

    Er erinnert sich also daran, wie alles begann. Wie Anya als ein Spielzeug anfing, als seine Geliebte verschleppt wurde und nun als Mutter seine Frau ist.

    George sind sie ja nun gendgültig los als dauerfeind. Seine Leiche wurde zu Staub als sie im Sonnenlicht auf dem Hof verkohlte.

    Doch nun haben sie sich neue Feinde geschaffen und noch immer ist mir ja nicht ganz klar, wieso die Sanghieri reihenweise sämtliche Sitten vergessen, nur um ihn in die Finger zu bekommen. Oder gilt das doch eher Anya? Ich denke ihre Anomalie wird noch eine Rolle spielen.

    Nun soll der treue Maurice sich bereithalten. Es heisst Kräfte zu sammeln, bevor die nächste Welle der Sanghieri anrollt und auch bevor Yanis vielleicht zu einer Bedrohung werden könnte.

    LG
    Joe

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