Mittwoch, 1. August 2012

An Land

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Die Überfahrt verging für Mykola wie im Flug. Mit reichlich Arbeitsschichten, welche auch schon einmal zehn Stunden dauern konnten und der wenigen Freizeit, welche er im Personaltrakt des Schiffes verbrachte, wo es auch einen kleinen Pool und ein winziges Außendeck gab, wurde ihm nie langweilig. Mit Huan und Vitalij verstand er sich prima und auch mit anderen Besatzungsmitgliedern kam er gut zurecht. Er hatte allerdings auch nicht besonders viel mit ihnen zu tun.

Fleißig lernte er Englisch und ließ sich von seinen beiden Freunden alles beibringen, was sie wussten. Nach ein paar Tagen schlich er sich sogar in den Gästbereich des Schiffs um in dem kleinen Buchladen einen Englischen Sprachführer zu erstehen. Zum Glück wurde er dabei nicht erwischt. Damit lag er in der spärlichen Freizeit oft in seiner kleinen Kajüte und übte noch etwas Englisch. Er wollte auf jeden Fall nicht mehr so dumm dastehen, wie es ihm in Deutschland passiert war. Er hatte seine Deutschkenntnisse erheblich überschätzt und war auf die Hilfe anderer Leute angewiesen. Das wollte er nicht noch einmal erleben.

Von der Karibik bekam er nicht viel zu sehen. Jedoch bei der Fahrtdurch den Panamakanal hatte er ein wenig Zeit auch ein wenig an der Relig zu stehen und zuzusehen, wie sich das riesige Schiff von Schleuse zu Schleuse schob um Amerika an seiner schmalsten Stelle zu durchqueren. Als sie an der Osküste waren, verschlechterte sich das Wetter bereits schlagartig und Regen wurde zum dauerhaften Begleiter. Wenige Tage später war es dann soweit. Das Schiff verließ den offenen Ozean und bog in die Bucht von Seattle ein.

Der Schichtleiter und auch Huan und Vitalij beknieten Mykola doch auf jeden Fall noch an Bord zu bleiben. Nach dem Sommer sollte das Schiff zurück nach Deutschland fahren und würde auch auf dieser Tour wieder Seattle ansteuern. Dann konnte er immer noch an Land gehen. Mykola kämpfte schwer mit sich. Es waren etwas mehr als drei Monate geplant, in welchen er an Bord noch Geld verdienen konnte. Doch dann schüttelte er schließlich den Kopf. "Ich möchte zu meiner Tochter. Seid mir nicht böse.", erklärte er fest und mit fast verträumtem Blick.

Als das Schiff fesmachte, hatte er seine Heuer in der Tasche. Sie war ihm in bar ausgezahlt worden und er hatte seine Tasche wieder über der Schulter. Kaum war der Steg in Reichweite, hüpfte er vom Schiff und winkte noch einmal seinen neuen Freunden, die ihn von der Reling aus verabschiedeten. Dann stapfte er hinunter auf den Kai und freute sich, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Nun war er also in Seattle. Er atmete tief durch. Letztenendes war es schneller gegangen, als er zu hoffen gewagt hatte. Und auch hatte er mehr Geld in der Tasche als bei seiner Abreise. Er zog einen Stadtplan von Seattle aus der Tasche, welchen er ebenfalls im Shop des Schiffes besorgt hatte und faltete ihn auf. Die Adresse, welch er von dem Privatdetektiv bekommen hatte, hatte er sich markiert. Jetzt hieß es sich ein Verkehrsmittel zu suchen. Ob man in Seattle auch U-Bahn fahren konnte?

1 Kommentar:

  1. Hehe.. ich wusste es!! Auf See vergeht die Zeit viel schneller! Während Hillary wartet, macht Mykola ne halbe Weltreise *kicher* Und wahrscheinlich sieht er jetzt sogar noch jünger aus :-)

    Verträumter Blick? Wovon träumt der? Von Unterhalt, den er für Maria noch aufbringen muss? Oder von Kohle, die er Nadja abziehen kann? Dann geh mal ne U-Bahn suchen, Mykola. Und dann versuch mal, zu deiner Tochter zu kommen. Vielleicht erfahren wir ja dann endlich, welche der beiden Töchter er überhaupt meint.

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