Mittwoch, 1. August 2012

Noctambule III: Die Vereinbarung

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

"Das ist wohl wahr. Was ist in den alten Sanghieri gefahren? Warum ließ er das zu?" verlangte er zu wissen. Enrico seufzte leicht und ließ die Schultern hängen.
"Der Alte ist tot. Fabrizio übernahm als ältester Sohn die Führung ohne das mit dem Clan abzusprechen und niemand hat sich dagegen aufgelehnt." Sergej nickte verstehend.


Familien wurden üblicherweise von den Ältesten geführt und zweifelsohne gab es in dieser Familie noch andere, die wesentlich älter als Fabrizio waren. Doch hatte Sanghieri ein Imperium aufgebaut und seinen Söhnen bereits führende Positionen übergeben. Es war ebenso gut möglich, dass er die Nachfolge schon lange vor seinem Tod festgelegt hatte. Doch das war nicht die wichtigste Frage, die Sergej auf dem Herzen lag.
"Was ist mit unseren Frauen?" Enrico entspannte sich zusehends, nachdem er erkannt hatte, wie geschwächt Armand war und dass Sergej offensichtlich nicht ohne weiteres angreifen würde.
"Fabrizio hat sie nicht finden können." gestand er ohne zu zögern. Sergej atmete erleichtert auf und ließ nun endlich die Hände komplett sinken. Die Frauen waren in Sicherheit. Er hatte keinen Grund anzunehmen, dass Enrico ihn belog, denn die Antwort war ohne Zögern und mit offenem Gesichtsausdruck gekommen. Zudem erkannte er die massiven Gefühlsschwankungen, unter denen Enrico gerade litt, denn immer wieder wanderte dessen Blick voller Trauer zu seinem toten Freund Fabrizio, von dem er sich in den letzten Tagen innerlich schon so weit entfernt hatte. Doch nun hob er den Blick fragend zu Sergej.
"Ihr seid keine Mörder. Lasst mich gehen." bat er schlicht. Sergej warf einen zögernden Blick zu Armand, doch der reagierte nicht sondern lehnte mit gesenktem Kopf schwer atmend am Baum.
"Ich habe nicht vor, dich festzuhalten. Aber ich habe auch keine Lust, in ein paar Tagen einem neuen Sanghieri-Trupp gegenüber zu stehen." knurrte er skeptisch. Enrico hob erneut die Hände.
"Dann hätte ich euch nicht befreit und gerade eben auch angegriffen. Wahrscheinlich wird Alessio nun die Führung übernehmen. Aber Alessio ist eher wie sein Vater und er wird sich den Rat der Alten holen. Ihr hattet die Unterstützung vom Alten. Ich kann euch nicht versprechen, dass Alessio euch freundlich aufnehmen wird, aber ich bin sicher, dass euch niemand verfolgen wird. Was Fabrizio getan hat, war falsch." Sergej hob skeptisch eine Augenbraue, woraufhin Enrico tief Luft holte.
"Hör zu, ich werde einen der Alten bitten, in mir zu lesen. Vielleicht werde ich verstoßen, töten wird man mich nicht. Ich habe kein Gesetz gebrochen, nur keine Loyalität gezeigt. Fabrizio hätte sie sich verdienen müssen, aber das hat er nicht geschafft. Ich glaube daran, dass man erkennen wird, was die Wahrheit ist. Lasst mich gehen." Sergej starrte ihn Sekundenlang an, doch seine Sinne waren bei Armand. Wenn sein Freund jetzt nicht eingriff, hatte er Entscheidungsfreiheit. Nach einer Weile der Stille nickte Sergej langsam und zuckte mit den Schultern.
"Wir werden sicher nicht so schnell in eure Nähe kommen." versicherte er und machte eine kurze Kopfbewegung in den Wald hinein. "Verschwinde einfach. Ich denke, dann sind wir beide quitt." ein kurzes Grinsen tauchte in Sergejs Gesicht auf, wurde jedoch von Enrico nicht erwidert. Er deutete auf Massimo.
"Was ist mit ihm? Kann ich ihn mitnehmen?" Sergej öffnete nur einladend die Hand. Mit knappem Nicken und einem skeptischen Blick auf Armand griff er seinem bewusstlosen Kameraden unter die Arme, dann entfernte sich Enrico erst rückwärts gehend. Erst nach einem ganzen Stück Weg durch die Bäume hielt er an, schulterte sich seinen Kumpel, dann drehte er sich um und lief los. Nur Sekunden später hatte der Wald ihn verschluckt und Sergej wagte endlich, zu seinem Freund zu gehen. Er stützte ihn behutsam und sah sich um.
"Wenn ich das richtig erkenne, ist da hinten tatsächlich der Ausgang. Wir sollten ihn mal als Eingang nutzen, denn es wird bald hell, altes Haus. Die Mädchen sind wohlauf. Sie werden jetzt irgendwo unterkriechen und den Tag verschlafen. Das sollten wir genauso tun." schlug er vor und nahm das schwache Nicken Armands wahr, während er ihn ächzend zu der kleinen Öffnung führte.
"Ganz ehrlich, mein Freund, ich finde, es reicht allmählich. Ich habe langsam keine Lust mehr, dich andauernd tragen zu müssen. Du musst an deinem Lebenswandel arbeiten."

1 Kommentar:

  1. Uff!

    Fabrizio hat jede Menge Fehler gemacht. Das hat er mit dem Leben bezahlt.

    Enricos Mut ist bewundernswert. Er wird den Alten offenbaren, was genau passiert ist. Wie das nun ausgehen wird, weiss ich nicht. Sehen die Gesetze der Vampire Notwehr bei einem Angriff vor oder gilt das was Armand und Sergej getan haben als Mord an Fabrizio?

    Jetzt haben die beiden jedenfalls erstmal einen Tag lang Ruhe und Armand kann sich weiter erholen. Die Sanghieri werden so schnell nicht mehr auftauchen. Und niemand von ihnen wusste von dem Plan mit dem Landhaus.

    Bis deren WEge sich wieder kreuzen wird vemrutlich eine Menge zeit vergehen.

    In der nächsten Nacht werden die Männer hoffentlich die Mädchen finden oder zumindest nach ihnen suchen.

    Dann müssen sie nur noch das "Waisenkind" wiederfinden und können glücklich leben, bis ans ende ihrer Tage :D

    Aber irgendwas sagt mir, dass es nicht so einfach wird, wie ich das gerade schildere ;)

    LG
    Joe

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