Donnerstag, 16. August 2012

Noctambule III: Mein Sohn

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Armand fühlte sich wie in einem Nebel. Er saß mit Sergej an einem kleinen Feuer und konnte den Blick nicht von Anya abwenden, die etwas abseits an einem Baum saß und Raoul stillte. Sergej hatte Armand berichtet, was Anya ihm von ihren Erlebnissen erzählt hatte. Armand verstand die Unruhe seines Freundes, der es nun eilig hatte, nach Miriam zu suchen.


Aber das Bild von der jungen Mutter, die dort völlig vertieft an einen Baum lehnt saß, fesselte ihn mehr, als er zugeben wollte. So verstummte auch Sergej und folgte dem Blick seines Freundes. Das Licht des kleinen Lagerfeuers erreichte Anya nur noch schwach und warf flackernde Schatten über ihren Körper. Sie hatte ihren Umhang über das Kind in ihrem Arm gezogen, um Raoul und ihre nackte Brust vor der nächtlichen Kälte zu schützen.
Ihre Panik war verflogen, als sie Armand mit Raoul im Arm zurückkehren sah und ihre Tränen der Erleichterung und Freude waren inzwischen getrocknet. Kaum lag Raoul wieder in ihren Armen, als er auch schon verstummte und nur noch unruhig mit dem Mund nach der Quelle suchte.
Armands Blick glitt über die zarte Gestalt der jungen Frau. Ihre kurzen, blonden Haare waren strähnig und hingen ihr wirr in das schöne Gesicht, doch nicht einmal die Tatsache, dass sie dringend ein Bad benötigte, minderte ihre Attraktivität für ihn. Aber nun war aus Anya erneut ein ganz anderes Wesen geworden. Von der schüchternen Magd zur Sklavin, dann zur Gefährtin und schließlich zu der werdenden Mutter hatte Anya immer wieder Veränderungen durchlebt.
Nun war sie Mutter eines Sohnes. Seines Sohnes. Armand atmete tief durch, als ihm diese Tatsache zum ersten Mal richtig bewusst wurde. Dort, etwas abseits von den Männern, kauerte sie und hatte den Kopf zu ihrem Kind gesenkt. Während das Baby hungrig die Milch aus ihrer Brust aufnahm, wichen Anyas Augen nicht von dem Gesicht ihres Sohnes. Mit andächtiger Liebe prägte sie sich das kleine Gesicht ein, streichelte die winzige Stupsnase und lächelte zärtlich, weil Raoul kurz sein Gesicht verzog.
Die beiden kleinen Hände waren entspannt geöffnet und lagen an der nackten Brust, als wären sie jederzeit bereit, die Quelle festzuhalten, falls sie sich ihm entziehen sollte. Sanft strich Anyas Finger immer wieder über die winzigen Finger oder den blonden Flaum des Köpfchens.
Armand würde diesen Anblick nicht mehr vergessen. Die stille Zweisamkeit zwischen Mutter und Kind lösten keine Eifersucht in ihm aus, sondern tiefe Dankbarkeit dafür, das erleben zu dürfen. Das kleine Bündel in Anyas Armen würde bald zu einem jungen Mann heran wachsen und Armand platzte bereits jetzt schon vor Stolz darüber, dass er dieses Leben gezeugt hatte und heranwachsen sehen durfte.
Die zierliche Frau aber faszinierte Armand noch einmal mehr als bisher bereits. Hatte ihn bisher bereits immer begeistert, wie stark diese kleine Frau in Wahrheit war, wie hingebungs- und liebevoll sie ihm gegenüber immer gewesen war, so konnte er jetzt nicht in Worte fassen, welches Glück sie ihm nun schenkte. Mit jedem ihrer Blicke bestätigte sie ihm, dass sie an seine Seite gehörte. Doch nun konnte er nicht einmal erahnen, welche Kraft diese Frau entwickeln würde, wenn es um ihr Kind ging. Und doch gehörte sie ihm. Sie und das Kind waren nun seine eigene Familie, die es zu schützen galt.
Noch einmal atmete er tief durch und das Geräusch veranlasste Anya, den Blick zu ihm zu heben. Sanfte Liebe strahlte ihm entgegen, vermischt mit dem tiefen Glück einer jungen Mutter. Armand erhob sich und glitt neben ihr zu Boden, wobei er den Arm um sie legte und sie an sich zog. Vorsichtig beugte er den Kopf über das Kind und schob seinen großen Zeigefinger in die halboffene Hand seines Sohnes.
Als die Finger sofort mit erstaunlicher Kraft zupackten, grinste Armand stolz wie ein kleiner Junge.
"Er hat Kraft!" stellte er zufrieden fest. Anya nickte lächelnd und betrachtete kurz Armands Profil.
"Ich habe ihn Raoul genannt." meinte sie leise mit fragendem Blick, plötzlich unsicher, ob Armand mit diesem Namen einverstanden sein würde. Doch Armand nickte nur kurz.
"Raoul Sartous. Mein Sohn." meinte er nur. Anya musste kurz fest die Augen schließen, so sehr übermannte sie das Glück über den tiefen Stolz, der in Armands Stimme mitschwang.
"Und er hat deine wunderschönen Haare." hörte sie nun seine Stimme erneut. Nun musste sie lachen.
"Die können sich noch verändern und schwarz werden." erklärte sie sanft. Armand schüttelte den Kopf, noch immer das Baby betrachtend.
"Das verbiete ich ihm." erklärte er einfach und strahlte Anya an. Wieder musste sie lachen, dann beugte sie sich leicht vor und legte ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss auf seine.

1 Kommentar:

  1. Familienglück am Lagerfeuer.

    Die Faszination für das eigene Kind und für den Anblick der liebevoll sorgenden Mutter, ist da wohl nichts anderes als bei den Menschen auch.

    Armand entdeckt nun eine neue Seite an Anya und er entdeckt seinen Sohn, bei dessen Geburt er nicht dabei sein durfte. Und jeder einzelne Augenblick erfüllt ihn mit Stolz.

    Amüsant fide ich, dass zumeist doch ein riesiges Hickhack aus dem Namen gemacht wird. Paare bekommen sich in die Haare darüber, wie ein Kind nun heißen soll. Die beiden scheinen vorher nicht darüber gesprochen zu haben. Und Armand scheint der Name ähnlich gut zu gefallen wie mir.


    Jetzt könnte man für Anya ein bequemes Versteck suchen, wo sie sich aufhalten kann, während die Männer nach Miriam suchen. Oder will sie da mitgehen?
    Wie dem auch sei: Sie werden sie schon finden.

    LG
    Joe

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