Montag, 13. August 2012

Noctambule III - Rückblick: Wir morden!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Sittard 1586

Seit jener besonderen Nacht hatte sich das Verhältnis zwischen Armand, Brid und Agnes verändert. Während Brid sich einfach freute, Agnes geholfen zu haben, die Angst vor Männern zu verlieren und eine ganz neue Seite an sich kennen zu lernen, schwebte Agnes auf Wolken. Ihre Veränderung zeigte sich in erster Linie äußerlich. Ihr Gang war weiblicher geworden, besonders wenn Armand in ihrer Nähe war. Sie bewegte sich weicher, die Hüften schwangen und sie kokettierte mit den Augen, was Brid amüsierte.



Agnes kümmerte sich gemeinsam mit Brid um die Sauberkeit im Haus, nachdem Armand verkündet hatte, daran keinerlei Interesse zu haben. Immerhin sei das Frauenarbeit oder im besten Fall die Sache des Personals. Da kein Personal da war, erledigten die beiden jungen Frauen die Arbeit und hatten sogar noch Spaß daran. 

Viel war ohnehin nicht zu tun und Agnes bestand darauf, die Wäsche selbst zu übernehmen. Ihre Argumente waren unschlagbar. Sie wollte die Wäsche draußen hinter dem Haus aufhängen, wo Sonne und Wind nicht nur rasch trockneten, sondern auch einen schönen Duft in die Wäsche prägten.
Brid fand zwar, dass man auch Nachts Wäsche aufhängen konnte, aber Agnes setzte sich durch. Sie erklärte es Brid zwar nicht ausdrücklich, doch da Brid sich nur Nachts draußen bewegen konnte, wollte Agnes ihr am Tag wenigstens den Schlaf gönnen, den sie so dringend benötigte. Verborgen blieb dieser liebevolle Gedanke nicht, denn Armand beobachtete sehr genau und raunte in einem Moment der Zweisamkeit Brid die Wahrheit ins Ohr.
Armand war davon überzeugt, das große Los gezogen zu haben. Zwei schöne Frauen waren jede Nacht bereit, sich ihm hinzugeben. Und nicht nur das, sie gönnten ihm auch den Anblick zweier sich liebender Frauen, ein Traum, der kaum einem Mann erfüllt wurde, wenn er nicht in der Lage war, dafür viel Geld bei Huren auszugeben. Armand genoss es sehr, die zwei zu beobachten und sich erst später dazu zu gesellen.
Für ihn und Brid war es keineswegs langweilig in dem abgelegenen kleinen Häuschen. Nachdem sie Agnes mehrfach gefragt hatten, waren sie auch davon überzeugt, dass Agnes sich nichts anderes wünschte. Sie lief einmal in der Woche zum Markt in die Stadt hinein, doch Kontakte zu den Stadtbewohnern wollten sich einfach nicht ergeben. Hin und wieder traf sie sogar auf Lucie, die sich seltsam zurückhaltend benahm, doch Agnes führte das auf die junge Mutterschaft zurück und vermisste nichts. Dass die Bewohner sich ihr gegenüber nicht öffnen wollten, verwunderte Agnes nicht. In ihrem Heimatort waren Fremde ebenso wenig gern gesehen, man tuschelte gerne untereinander und ließ kein gutes Haar an den Fremden. So konnte sie mit den Schultern zucken und freute sich bereits auf ihre zwei besonderen Freunde.
Armand hatte Brid gestanden, dass es ihm schwer fiel, nicht über Agnes herzufallen und sie wenigstens einmal während des Höhepunktes zu beißen. Er erklärte ihr sogar, dass es für Agnes ein Lustgewinn sei, doch Brid blieb eisern. Sie wurde sogar wütend auf Armand und verlangte von ihm das Versprechen, Agnes niemals ein Haar zu krümmen.
"Wenn du ihr auch nur einen einzigen Kratzer zufügst, bring ich dich um!" hatte sie ihn angefaucht. Armand war nicht belustigt. Er traute Brid durchaus zu, ihn anzugreifen und auch wenn er sie sich mühelos vom Leib würde halten können, so wollte er sie doch auf keinen Fall gegen sich aufbringen. So beherrschte er sich mühsam und bewunderte Brid weiterhin für ihre Disziplin.
Da Agnes gerne kochte, nutzte sie den Markttag aus, um frisches Gemüse zu erstehen und abends für alle Drei zu kochen. Armand und Brid mochten es, von den Düften ihrer Kochkünste geweckt zu werden und gemeinsam zu essen. An diesem Abend hatte Agnes allerdings Neuigkeiten für ihre Freunde. Da sie nur in ihrem Essen herumstocherte, obwohl sie es hervorragend zubereitet hatte, erkundigte sich Armand besorgt nach dem Grund.
"Heute war das Einkaufen schlimm auf dem Markt." meinte sie leicht bedrückt. Brid schaute verwundert auf.
"Warum? Was ist passiert?" Agnes zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht. Die eine jagte mich von ihrem Stand weg, die andere verkaufte mir zwar alles, aber redete nicht mit mir außer den Preis zu nennen." Armand legte seine Gabel hin und runzelte die Stirn.
"Wieso hat dich eine weggejagt? Was hat sie gesagt?" knurrte er ungehalten. Agnes blickte kläglich auf.
"Sie sagte, ich solle mich wegscheren, sie würde faulem Gesindel nichts verkaufen." Auch Brid runzelte die Stirn, doch Armand schnaufte und verengte die Augen, was Brid sofort bemerkte. Sie legte ihre Hand beruhigend auf seine und lächelte sogar.
"Nein, Armand. Wir werden sie nicht besuchen und ihr nicht das Gegenteil beweisen. Wir haben abgemacht, nicht in der Stadt zu jagen" erklärte sie. Armand warf ihr einen ertappten Blick zu und stieß ein weiteres Knurren aus. Sogar Agnes musste grinsen. Es tat ihr gut, sich so beschützt zu fühlen. Aber Brid holte sie wieder auf den Boden der Realität zurück.
"Wir sollten uns vielleicht nach einem anderen Wohnort umsehen. Ich finde es zwar schade, denn das Haus gefällt mir, aber wenn die Leute jetzt schon unruhig werden, dann waren wir zu auffällig." Armand kaute gerade und nickte daher nur stumm, doch Agnes machte ein unglückliches Gesicht.
"Aber warum wegziehen? Wir tun ihnen doch nichts!" schmollte sie. Brid lachte.
"Wir töten Menschen, Schätzchen! Schon vergessen? Auch wenn wir versuchen, vorsichtig zu sein, jedem passieren Fehler." Agnes senkte unbehaglich den Blick zu Boden. Sie war eine Meisterin darin geworden, zu verdrängen, was Armand und Brid taten, wenn sie sich nachts verabschiedeten. Da sie beide gleichermaßen liebte, konnte es in ihren Augen nichts Böses geben, was man ihnen anlasten konnte. Die Tatsache, dass es Vampire waren, die Menschen töteten und deren Blut tranken, passte nicht in dieses Bild hinein und wurde so von ihr einfach ausgeschlossen.

1 Kommentar:

  1. Tja - Die kleine Stadt war zu klein um in der Anonymität unterzugehen. Auch war natürlich das Haus zu exponiert um ein normales Leben vorzutäuschen.

    Nun haben sie den Salat. Wenigstens sind sie vorgewarnt, dass man sie in der Stadt nicht mehr mag. Dann wird sie das Kommando vor der Haustür empfängt.

    Und Agnes Fähigkeit einfach so auszublenden, was da geschieht, könnte einen Knick bekommen, wenn sie sich durch eine wütende Meute schlagen müssen.

    Achja - und.. erwähnte ich, dass Armand ein Glückspilz ist? Aber das wird nicht ewig gut gehen. Oder doch? Ist diese Beziehung aufgrund ihrer speziellen Konstellation, immun gegen die üblichen Animositäten einer Menage a trois?

    Mal sehen, ob es am nächsten Wohnort gleich so weiter geht.

    LG
    Joe

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