Montag, 20. August 2012

Noctambule III - Rückblick: Feuer!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Sittard 1586

Brid räkelte sich genüsslich und blinzelte leicht. Durch die Fensterläden schimmerte das Sonnenlicht in gedämpften Streifen in das Zimmer und ein leichter Wind trug den Duft der Blumen vor dem Fenster herein. An ihrer Hüfte spürte sie den Schenkel und quer über ihrem Bauch den Arm von Agnes. Brid hatte sich im Schlaf auf den Rücken gedreht. Wäre dabei nicht die Decke verrutscht, wäre sie nicht fröstelnd aufgewacht.
Sie war noch müde und wollte auch weiter schlafen, aber einen kleinen Blick zur Seite musste sie sich gönnen.



Agnes lag zur ihr gewandt auf der Seite, die roten Haare zerzaust, aber ein friedliches Lächeln im Gesicht. Hinter ihr ragte die breite Schulter Armands auf, der sich ebenfalls auf die Seite gedreht hatte. Sein Arm hatte sich um ihren Oberkörper geschlungen, als wollte er sie jeden Augenblick fester zu sich heranziehen. Amüsiert stellte Brid fest, dass Armands Hand sich um Agnes Brust gelegt hatte.
Lächelnd schloss Brid ihre Augen wieder und strich mit der Hand sanft über Agnes' Arm. Sie sackte wieder zurück in die Schläfrigkeit, bereit tief einzuschlafen. Ihre Sinne waren noch gar nicht richtig erwacht und nur allzu bereit, nicht schon wieder in Aktion sein zu müssen. Trotzdem schlug Brid die Augen wieder auf. Hatte sie eben gerade eine Stimme gehört? 


Ein geflüstertes Wort? Brid aktivierte ihr Gehör nun bewusst und lauschte konzentriert. Waren da Schritte? Ihre Instinkte schlugen Alarm. Irgendetwas da draußen stimmte nicht.
Blitzartig schoss sie aus dem Bett hoch und näherte sich vorsichtig dem Fenster, achtsam den Sonnenstrahlen aus dem Weg gehend. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie, etwas zu erkennen, doch aus dem Augenwinkel sah sie etwas im Raum. Etwas war genau durch den Lichteinfall gehuscht, dem Brid den Rücken zukehrte. Doch sie hatte die kurze Bewegung als Schatten an der Wand bemerkt. Mit einem Satz war sie am Bett und rüttelte die Schultern der Freunde.
"Gefahr draußen!" zischte sie. Die Worte genügten für Armand um sofort hellwach zu sein. Brid hatte kaum ausgesprochen, als er schon neben dem Bett stand, während sich Agnes verständnislos blinzelnd auf den Rücken drehte. Brid zerrte an ihrem Fuß und holte Agnes damit an den Rand des Bettes. Erschrocken jappste sie nach Luft, hatte sie doch am Gesichtsausdruck der Freundin bereits begriffen, dass sie alarmiert war.
"Zieh dich an! Sofort!" zischte Brid während Armand schon die Hose anhatte und nun das Hemd überziehen wollte, während er als dem Fenster spähte wie Brid eben. Agnes kletterte aus dem Bett und suchte hastig nach ihrem Kleid, das halb unter das Bett gerutscht war.
Armand fragte nicht, was Brid alarmiert hatte. Das lag einmal an dem Vertrauen zu Brids Sinnen, aber auch daran, dass er selbst glaubte, Schritte zu hören. Er versuchte noch, die Ärmel seines Hemds zu erwischen, denn in der letzten Nacht hatte er es einfach achtlos ausgezogen und fallen gelassen. Dann sah er einen Mann, der sich geduckt mit einer Fackel in der Hand näherte. Armand wich zurück, sein Hemd auf das Bett werfend.
"Sie zünden das Haus an!" zischte er. Beide Frauen erstarrten und blickten fassungslos zu Armand auf. Der zögerte nicht und zerrte Agnes das Kleid fertig über den Leib. Dann griff er zur Kommode und holte seine alte Ledertasche hervor, in der sein ganzes Hab und Gut steckte: Silber, Münzen, Besitzurkunden von Land und Häusern. Auch Brid erwachte aus ihrer Starre und suchte nach ihren Sachen.
"Was sollen wir denn machen?" wisperte Agnes, wie gelähmt noch immer am gleichen Fleck stehend. "Ihr könnt doch nicht da hinaus!" Brid antwortete nicht, denn sie war ins Wohnzimmer gelaufen, um von dort aus besser sehen zu können. Doch schon war das Knistern von brennendem Holz zu hören und beißender Rauch stieg in ihre Nase. Auch Armand roch es lange vor Agnes. Er zuckte vom Fenster zurück, als das alte Holz direkt unter dem Fenster zu brennen begann.
Im Nebenraum bei Brid krachte ein schwerer Stein gegen die geschlossenen Fensterläden. Das Holz brach aus den Angeln und Trümmer flogen mit dem Stein in das Haus. Brid wich fauchend zurück, denn nun schien die frühe Morgensonne tief in das Wohnzimmer. Armand kam zu ihr, schnappte ihren Arm und zerrte sie in den schattigen Flur. Er hatte seine Jacke über den nackten Oberkörper gezogen und griff nun nach den Umhängen. Einen warf er Brid über den Kopf, den anderen legte er sich selbst um.
"Wir müssen da raus. Hilft alles nichts. Hier drinnen verbrennen wir, draußen haben wir alle Chancen zu entkommen." erklärte er. Agnes schluchzte auf.
"Ihr schon, ihr seid schnell genug!" wimmerte sie. Armand schaute zu ihr herunter und zog sie an sich.
"Keine Sorge, Kleine. Ich passe auf dich auf." Zu ihrer Verwunderung schaffte er es immer noch, beruhigend zu lächeln. Doch schon blickte er wieder auf. Jetzt wurde mit einem Mal Gejohle laut. Fackeln wurden geworfen und landeten krachend an der Hauswand. Sie fielen brennend herunter, wo sie das Holz an der Basis entzündeten. Andere Fackeln erreichten das Dach und verfingen sich in den unebenen Ziegeln. Eine Fackel allerdings flog durch das aufgebrochene Fenster, rollte brennend durch das Wohnzimmer und blieb mitten im Raum wieder.
Agnes schrie auf, doch Brid reagierte in Sekundenbruchteilen. Sie schnappte die Fackel und schleuderte sie wuchtig aus dem Fenster hinaus.
Draußen wurde das Gebrüll lauter. Höhnisches Gelächter und wilde Drohungen wurden von dem immer heftiger knisternden Feuer fast übertönt. Brid und Armand näherten sich verschiedenen Fenstern, um einen neuen Blick auf die Situation da draußen zu gewinnen. Jetzt sahen sie trotz der Rauchschwaden deutlich mehr. Brid erkannte einen Priester im Hintergrund, der einen Weihrauchkorb schwang und leise betete. Auf ihrer Seite des Hauses zählte sie mindestens dreißig Männer, die nun begannen, mit Steinen auf die Fenster zu zielen. Ein schweres Geschoss surrte dicht an Brids Kopf vorbei und traf Agnes an der Schulter, die mit einem Schrei zu Boden sank.

1 Kommentar:

  1. Da wurde aber, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht lange gefackelt.

    Man stellt die Brut nicht einmal zur Rede, sondern zündet das Haus direkt an. Ein paar Gerüchte sind genug um den aufgebrachen Mob in seiner Meinung zu bestätigen.

    Und hatte Agnes grad erst noch gefragt, ob die Menschen ihn nich gefährlich werden könnten, kan sie ja jetzt beweisen, was Basis ihrer Arroganz ist. Schaffen sie es wirklich durch die Reihen der wütenden Stadtbewohner? Wieviele stehen dort draußen überhaupt? Ein Dutzend? Ein paar Hundert?

    Und zu allem Überfluss, werden sie Agnes jetzt auch noch tragen müssen. Oder gibt es noch eie Variante anders zu entkommen? Bei der starken Bindung zwischen hnen, bin ich sicher, dass niemand zurück bleibt!

    LG
    Joe

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