Dienstag, 21. August 2012

Noctambule III - Rückblick: Flucht durch das Fenster

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Armand fing Agnes auf, bevor sie auf dem Boden aufschlug und zog sie wieder auf die Beine. Über Agnes hinweg schaute er zu Brid, die nun wirklich besorgt aussah.
"Ich habe ungefähr fünfunddreißig Mann gezählt." erklärte er knapp und bemühte sich, flach zu atmen. Der Rauch wurde dichter und die Hitze nahm schnell zu. Die vordere Hausfront hatte bereits komplett Feuer gefangen.



"Dreißig!" zischte Brid zurück und duckte sich, um einem Feuerschwall auszuweichen, der durch den entstehenden Sog in den Raum gezogen wurde und sofort Teile der Inneneinrichtung anfraß. Armand nickte kurz. Wenn sie über sechzig Leute gesehen hatten, waren sicher noch etliche mehr da, die sie so schnell nicht hatten entdecken können. Agnes, die sich panisch an ihn klammerte, würde niemals so schnell sein, dass sie den Männern ausweichen könnte. 

Armand beschloss, sie zu tragen, was ihn zwar langsamer machte, aber sicher noch schnell genug. Die Übermacht da draußen war gefährlich groß. Armand war wütend, dass er nicht besser auf die Stimmung der Menschen geachtet hatte. Aber nun war Reue zu spät und das Feuer breitete inzwischen eine gefährliche Hitze aus.
Er zerrte Agnes in die Küche, griff nach dem Eimer Wasser, der dort stets bereit stand, und kippte die Hälfte des Inhalts über ihren Kopf. Den Rest reichte er Brid, die sich stumm damit übergoss. Dann zog Armand die Kapuze seines Wollmantels über den Kopf und schaute sich um.
"Nicht durch die Tür, Brid!" warnte er, da er dort die meisten Männer vermutete. Sie verstand und nickte. Der Wind, der die Flammen nährte, kam von der Südseite, sodass diese Seite zwar am heißesten war, die Flammen aber weggedrückt wurden. Die Gefahr, sich Verbrennungen zuzufügen, war hoch, aber ließ sich nicht ändern.
Brid begann zu husten und ihr Blick wurde immer gehetzter.
"Ich muss hier raus!" schrie sie Armand durch das Tosen der Flammen zu. Armand hatte keine Zeit mehr zu warnen. Sein Plan, gemeinsam mit Brid und Agnes hinaus zu springen, drohte dadurch zu scheitern, dass Brid nicht mehr bereit war, auf ihn zu hören. Er packte gerade Agnes am Arm, als Brid bereits Anlauf nahm und mit tief herunter gezogener Kapuze durch das Fenster hechtete. Es war schwer zu unterscheiden, ob ihre Haut sofort durch das Feuer zu schmerzen begann oder durch das Sonnenlicht. Mit zusammengebissenen Zähnen durchsprang sie die Feuerwand, landete auf dem Boden, rollte ab und war schon wieder auf den Beinen.
Sie hörte die Triumph- und Warnschreie der Männer und sah fünf Gestalten direkt auf sie zu rennen. Hinter ihr sprang Agnes aus dem Fenster und prallte gegen sie. Brid stolperte leicht nach vorne und fühlte sich von mehreren Händen gepackt. Während sie aus dem Augenwinkel sah, dass Agnes' Kleid anfing zu brennen, schlug sie fauchend um sich. Den ersten Mann erwischte sie gleich mit der Faust am Kinn. Die Kraft, mit der sie in ihrer Angst zugeschlagen hatte, zertrümmerte den Schädel, doch was war ihr völlig egal.
Zwei Männer hatten sich bereits die strampelnde Agnes geschnappt. Brid beließ es dabei, denn die zwei waren vorerst abgelenkt, weil sie die Flammen des Kleides ausschlugen. Brid würde genug damit zu tun haben, eine Schneise in die Männer zu schlagen, um fliehen zu können.

Ein heftiger Stoß gegen die Schulter warf Brid nach vorne, auf einen Mann zu, der mit erhobener Axt auf sie zu rannte. Brid warf sich zur Seite und entging der Axt, doch sie sah die Keule zu spät, die neben ihr auftauchte.
Der wuchtige Schlag kugelte Brids Schulter aus und der Schmerz lähmte sie für einige Sekunden. Das Gebrüll der Männer, das Fauchen des Feuers und die Schreie von Agnes zwangen Brid jedoch, den Schmerz zu ignorieren. Sie sprang gegen einen Mann und biss ihm die Kehle durch. Seinen sterbenden Körper warf sie drei anderen Männern entgegen. Sofort wirbelte sie herum und riss einen der Männer von Agnes weg. Der Mann taumelte rücklings gegen die brennende Hauswand, seine Kleider und Haare begannen sofort zu brennen.
Den erhaltenen Freiraum nutzte sie, um sich nach Armand umzusehen, der gerade mit einem gewaltigen Hechtsprung aus dem Nebenfenster sprang und sich abrollte. Er kam problemlos auf die Beine und griff sofort eine Gruppe von Männern an, die sich auf ihn stürzten.
Die Warnschreie lockten die verstreuten Männer auf die richtige Seite. Brid duckte sich unter einem herunter sausenden Knüppel weg, packte den Arm, der sie schwang und verdrehte ihn. Sie brach mit einem einzigen Schlag das Genick des Mannes und schaute sich nach Armand um, stöhnend vor Schmerzen, die ihre brennende Haut auslöste. Seine Blicke trafen kurz ihre, als die Welt für Brid plötzlich stehen blieb.

1 Kommentar:

  1. Was ist denn da etzt passiert? Wieso bleibt die Welt stehen?

    Eine Übermacht von 60 Leuten, die im Pinzip auf die Flucht der drei gefasst ist und dazu die Schwächung durch das Sonnenlicht macht die Sache extrem gefährlich.

    Und nun haben auch schon ein paar Kerle sich Agnes' bemächtigt. Weder Brid noch Armand werden wohl bereit sein, die Kleine einfach so zurückzulassen. Dafür ist die Beziehung zu intensiv gewesen.

    Sollte es das gewesen sein, was de Welt für Brid angehalten hat? Hat man Agnes etwas angetan? Ich befürchte, dass dieser Kampf nicht glimpflich ausgeht.

    Aber es ist Armand mit Sicherheit eine Lehre, in Zukunft besser darauf zu achten, seine Umgebung nicht zu ignorieren.

    Er hätte diese Lektion auch Anya beibringen sollen, damit sie nicht von Menschen so gefährdet wird. Aber zum Glück hat Anya das selbst gelernt, ohne nennenswert Schaden zu nehmen.

    Und nun: Viel Glück!

    LG
    Joe

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