Samstag, 18. August 2012

Er geht weg

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mykola saß gelangweilt und etwas ratlos im Hauseingang. Ihm war klar, dass er hier auf keinen Fall sitzen bleiben konnte. Aber eine Alternative fiel ihm erstmal nicht ein. Er war also zu spät dran für heute. Lelya war sicherlich schon Arbeiten und Maria in der Schule. Kein Wunder also, dass keiner aufmachte. Er zog den Stadtplan noch einmal heraus und sah sich darauf um. Er hatte die wichtigsten Sachen, die ihm der Privatdetktiv ermittelt hatte, auf einen kleinen Zettel geschrieben. Dort standen beispielsweise alle Adressen.

Die nächste Adresse von diesem Haus aus, war wohl Marias Schule. Die war kaum drei Kilometer entfernt. Dann gab es im näheren Umkreis erst mal nichts mehr, bevor in fast acht Kilometern Entfernung Lukas Wohnung und seine Arbeitsstelle kamen, Lelyas Arbeitsstelle war schon über zehn Kilometer entfernt und Nadja wohnte noch weiter im Norden Das wäre fast noch einmal der gleiche Fußmarsch wie gestern gewesen. Doch bei Nadja hatte er ohnehin nicht vor aufzutauchen. Aber war es nun schlau in Marias Schule aufzukreuzen? Würde er das Mädchen dort finden?

Ihm fehlte jede Information zur Größe der Schule. Doch aus Amerikanischen Filmen kannte er die Schulen nur als riesige Gebilde. Da würde es nicht leicht werden seine Tochter zu finden. Zumal er ja nicht einmal irgendwem erklären konnte, was er dort machte, wenn er angesprochen wurde. Und wie würde es wohl auf Lelyas Arbeitststelle laufen. Früher, als er in der Fabrik gerabeitet hatte, wäre es für Lelya eine mittlere Weltreise gewesen, zu seinem Arbeitsplatz zu kommen. Und es wäre garantier nicht gegangen, ohne sich zu verständigen. Er verwarf den Plan wieder und klappte den Stadtplan zusammen. Vielleicht wäre es einfach am besten, er würde den Tag über sich die Gegend ansehen und zum Abend wieder herzukommen. Mit etwas gepresster Miene schulterte er die Tasche und wandte sich zum Gehen.


Lelya saß immer noch erstarrt im Wagen. Sie kümmerte sich nicht um das Hupen hinter ihr, weil sie die rechte Spur halb blockierte. "Er geht weg, Mama!", erklärte Maria überflüssigerweise. Sie selbst hatte völlig widerstreitede Gefühle für ihren Vater. Natürlich wusste sie, dass er es gewesen war, der Nadja vertrieben hatte, dass er Mutter um den Unterhalt geprellt hatte. Doch bei all den bösen Erinnerungen der letzten Zeit in Seattle kamen auch Gefühle an eine unbeschwerte Zeit davor hoch. Als Ivan zu Hause noch kein Thema war und ihr Vater ein strenger aber liebevoller Mann gewesen war. "Ich bringe dich jetzt erstmal zur Schule.", erklärte Lelya dann schweren Herzens. Für einen Augenblick wollte sie hoffen, dass es nun erledigt war. Doch ihr war klar, dass dies nicht die letze Begegnung mit Mykola gewesen sein würde.

2 Kommentare:

  1. An Lelyas Stelle wäre mir auch mulmig zumute. Ich würde vielleicht doch einmal Joe anrufen und ihn zu Rate ziehen. Einfach mal mit einem halbwegs vertrauten Menschen reden und seine Meinung hören. Manchmal kommen dabei überraschende Ideen zustande. Oder vielleicht hat sie sich ja mit einer Arbeitskollegin inzwischen angefreundet.

    Auch Marias Gefühle kann ich verstehen. Wegen Mykola wurde die Familie zerrissen und in der kleinen Maria wuchs das schreckliche Gefühl, dass Papa "böse" geworden ist. In Amerika aber hat sich alles für sie zum Guten gewendet, hier war sie bisher sicher, es geht ihr gut und es war eine aufregende Zeit. Papa war nicht da und besonders vermisst hat sie ihn offenbar auch nicht. Sie scheint sich mit dem Gefühl abgefunden zu haben, dass er tausende von Kilometern weg befindet und ihr Leben nicht mehr kreuzen wird.

    Nun taucht er wieder auf und alles droht zu kippen. Alte Unsicherheiten kommen wieder hoch, Mamas Reaktion ist auch nciht gerade beruhigend und trotz allem: Papa ist halt Papa... eine schlimme Situation für sie.

    Dass Mykola nicht zu Nadja will, bestärkt mich in meiner Einstellung ihm gegenüber. Er hat schreckliche Fehler gemacht und wird das auch wissen. Dieser jungen Frau nun gegenüber zu stehen und ihr in die Augen zu sehen, müsste ja bedeuten, dass er zugeben muss, sich falsch verhalten zu haben. Und wer will schon Feindseligkeiten begegnen? Feige, aber es passt zu Mykola. Er wird es mit Abwehr und Abneigung begründen, denn sie ist schließlich eine undankbare und ungehorsame Tochter.

    Ach Mann... ziemlich viel Aufregung herrscht da gerade.

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  2. Mhhh.... nun lassen Lelya und Maria ihn einfach so gehen, ohne ihm hinterher zufahren? Glauben die echt, dass er nun unverrichterter Dinge sofort wieder nach Hause fährt? Es muss Lelya doch klar sein, dass ihr Ex nicht einfach so wieder verschwindet, sondern wieder kommt.
    Sie sollte echt mal Joe anrufen und ihn um Rat fragen. Aber das hat bestimmt schon Nadja gemacht. Joe könnte vielleich Tipps geben, was zu tun ist oder vielleicht einen Schutz organisieren.
    Da die Konzentation für Arbeit und Schule für den heutigen Tag bestimmt fehlt, könnte sich die Familie auch zusammen setzen und beratschlagen was zu tun ist.

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