Montag, 23. Mai 2011

Noctambule II: Rückblick - Verhandlungen

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Krim 1346

Die Freunde hatten mit ihrer Prognose Recht behalten. Der Aufmarsch des gigantischen Heeres der Mongolen hatte die Stadtbewohner verunsichert und verängstigt. Die fröhliche, summende, bunte Stadt war in verschreckte Stille verfallen, als würden sogar die Gebäude den Atem anhalten.
Nur am Hafen herrschte noch immer Hochbetrieb, denn es gab noch viele Schiffe und Boote, die schnellstens ablegen wollten und viele Bürger versuchten verzweifelt, noch einen Platz zu ergattern.

Und wie von Armand und Sergej vorausgesagt, kamen in den nächsten Tagen erst einmal Unterhändler vor die Stadtmauern. Man ließ sie nicht ein, sondern schickte die eigenen Unterhändler vor die Tore, wo über viele Stunden hinweg verhandelt, gestritten und geschrieen wurde.
Auf den Marktplätzen der Stadt versammelten sich die Menschen, um von ausgesandten Boten Neuigkeiten zu erfahren. Die Genueser waren bereit, große Summen zu zahlen, um die Mongolen zum Abmarsch zu bewegen.
Die Feinde hingegen verkündeten, sie wollten das Geld und die gesamte Stadt haben. Sie versprachen auch höflich, dass sie keine Gefangenen machen würden und bis ans bittere Ende die Belagerung aufrecht erhalten würden.
Kaffa lachte die Mongolen aus. Solange der Hafen nicht blockiert wurde, gab es keinerlei Grund zur Sorge. Und selbst dann hatte man eifrig Vorräte gesammelt und wäre imstande, über viele Monate hin der Belagerung die Stirn zu bieten.
Bald munkelte man bald schadenfroh davon, dass die Mongolen offenbar Probleme mit Raubtieren hatten, die ihre Soldaten angriffen und töteten. Diese unerwartete Unterstützung stärkte die Moral der Belagerten. Die große Hoffnung lag jetzt schon auf dem Winter, wo die Mongolen Schwierigkeiten mit dem Nachschub bekommen würden.

Am sechsten Tag der Belagerung teilte der Rat den Bürgern mit, dass die Verhandlungen wie zu erwarten gescheitert waren. Man rief die Bürger auf, die Kinder weiterhin in die Schulen zu schicken, seine Berufe auszuüben und das alltägliche Leben wieder aufzunehmen, nur dürfe natürlich niemand die Stadt verlassen.
Siti und Ebru kamen mit diesen Neuigkeiten aufgeregt nach Hause und plapperten unentwegt über ihre Pläne, möglichst unabhängig von der Stadt zu sein, was ihre Verpflegung betraf.
Nachdem sie Reis sehr zu schätzen gelernt hatten, überredeten sie ihre Herren, massenweise Vorräte einzukaufen, die sie trocknen und lagern wollten.
Nach einigen Wochen duftete das Haus nach trocknenden Kräutern, Obst und Gemüse wurde von den Mädchen eingekocht oder getrocknet und jeder der wenigen Regentage wurde jubelnd begrüßt, weil wieder etwas Wasser gesammelt werden konnte.

Die beiden Vampire beschränkten ihre Ausflüge darauf, alle drei bis vier Tage heimlich die Stadt zu verlassen, um unter den Mongolen ihre Beute zu suchen. Natürlich hätten sie viel einfacher die Bürger der Stadt jagen können, doch war dort draußen viel mehr Abenteuer zu erwarten.
Zudem war es überaus prickelnd, hin und wieder einigen wehrhaften Spähtrupps aufzulauern, sich kleine Kämpfe zu liefern und schließlich unter den Mongolen das Gerücht aufkommen zu lassen, dass die Stadtbewohner nachts Bestien frei ließen, die die Soldaten angriffen und auffraßen.

Noch immer schlugen die Trommeln ihren nie abbrechenden Rhythmus im Takt eines schlagenden Herzens. Aber die Bürger Kaffas hatten sich bereits daran gewöhnt. Tagsüber konnte man beobachten, wie gefällte Bäume aus weiter Entfernung herangeschleppt wurden und Soldaten begannen, Katapulte zu bauen.
Noch hatte es keine einzige Auseinandersetzung direkt an den Stadtmauern gegeben. Offenbar hatte man dem Feind glaubhaft versichern können, über ausreichende Verteidigungsmaßnahmen zu verfügen. Aber die Angst vor nahender Verstärkung des ohnehin schon gigantischen Heeres vor den Toren der Stadt wuchs mit jeder Woche.

Der Sommer schlug mit brütender Hitze zu. Während auf der einen Seite eine Gewöhnung an die neuen Umstände eintrat, kam Unruhe bei den Bürgern auf, was die Vorräte betraf. War man Wochen zuvor noch zuversichtlich und fast fröhlich über die vollen Lager gewesen, so hörte man immer öfter zweifelnde Stimmen.
Vorwürfe gegen die Reichen der Stadt wurden laut, sie würden der Allgemeinheit Nahrung unterschlagen. Andere verlangten, dass man die Sklaven vor die Tore treiben sollte, damit sie den Bürgern nicht die Haare vom Kopf fraßen.
Als dann die ersten Schiffe, die erst Tags zuvor ausgelaufen waren, mit zerschossenen Segeln und in Schieflage in den Hafen zurückkehrten, trat schockierte Stille ein. Piraten und mongolische Schiffe hatten den Hafen der Stadt blockiert. Etliche Schiffe waren gekapert worden, andere einfach untergegangen. Nun war die Belagerung perfekt und auch die Unruhestifter verstummten erschrocken.
Die Stadt blieb ruhig und beobachtete den Feind stumm dabei, wie immer mehr Katapulte errichtet und auf die Stadt ausgerichtet wurden. Der erste Rammbock war bereits in Arbeit. Hohe Belagerungstürme wurden in ihrem Bau vorbereitet, indem man Gerüste schuf. Vor der Stadt war es lebhafter und betriebsamer als in Kaffa selbst. Kaffa schwieg und schaute einfach nur zu.

1 Kommentar:

  1. So eine Belagerung kann sehr zermürbend sein. Wie auffällig muss es da sein, wenn zwei Männer sich von all dem so gar ncihts anhaben lassen wollen?

    Gut, dass die zwei nur nachts ausgehen und niemand ihre sorglosen Gesichter sehen kann.

    Haben Sergej und Armand denn einen Plan, die Stadt zu verlassen, sollte sie fallen? Und beinhaltet der das Töten der Mädchen oder nehmen sie sie mit?

    LG
    Joe

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