Freitag, 20. Mai 2011

Kannst du ihm das verübeln?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja war in die Stadt gefahren und saß etwas nervös im Restaurant. Sie war viel zu dran und begnügte sich derzeit damit Wasser zu trinken. Endlich tauchte ihre Mutter auf und sie begrüßten sich. Die ersten Minuten verbrachten sie mit Smalltalk und Nadja erzählte von ihrer Reise nach San Diego. Allerdings schwieg sie darüber, was mit Sebastian in Mexiko passiert war. Sie hatte ihrer Mutter auch von der Vergewaltigung nicht erzählt. Irgendwie wollte sie ihre Mutter vor solchen Dingen fernhalten. Sie hatten ja auch nie ehrlich darüber gesprochen, was in Deutschland damals wirklich passiert war.

"Du hast mich doch nicht unter vier Augen sprechen wollen um mir von San Diego zu erzählen?", erklärte ihre Mutter schließlich als sie schon fast fertig waren mit dem Essen. Nadja wurde augenblicklich still und senkte etwas den Kopf. "Ich habe mich mit Joe gestritten.", gab sie zu. Ihre Mutter seufzte und nahm die ihre Hand und hielt sie ein wenig. "Worum ging es denn?", fragte sie sanft.

Nadja schaute wieder hoch. "Es ging ums College. Aber irgendwie auch um was Anderes.", überlegte Nadja. "College? Du gehst doch erst nächstes Jahr aufs College? Oder hab ich ein Jahr im Koma gelegen und du hast es mir nicht verraten?" Nadja musste kurz kichern. Sie liebte die Eigenart ihrer Mutter, in solchen Situationen ein wenig Scherze zu machen um die Situation aufzulockern. "Ach Mama.", winkte sie ab. "Es ging darum auf welches College ich gehen will. Es gibt ja Colleges in Seattle aber die guten sind weiter weg. Und meine Noten sind auch gut genug um mich auf einer Eliteschule zu bewerben."

Mama hatte dem Vortrag zugehört und nickte nun. "Und? Worüber habt ihr nun gestritten?", fragte sie recht trocken. "Naja, ich glaube er mag nicht, wenn ich weggehe?" Mama nickte wieder. "Und kannst du ihm das verübeln?", setzte sie einfach nach. Nadja starrte sie verblüfft an. So hatte sie das noch nicht gesehen. Als sie nicht gleich antwortete machte ihre Mutter weiter. "Und willst du denn weg?" Nadja schluckte einmal. "Ich hatte noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich möchte schon irgendwann für mich selbst sorgen können.", meinte sie nachdenklich.

"Muss es dafür denn ein Elitecollege sein? Kannst du nicht für dich selbst sorgen wenn du auf einem College hier in Seattle warst?" "Doch das schon. Aber es wäre auch mal spannend etwas anderes zu sehen.", gab Nadja zurück. Wieder nickte ihre Mutter. "Du weißt also nicht, was du willst. Und trotzdem habt ihr euch darüber gestritten?", hakte sie nach. Nadja nickte unsicher. "Aber ich möchte nicht, dass er es bestimmt wohin ich gehe."

Sie redeten noch eine Weile hin und her. Als sie sich verabschiedeten fühlte sie sich merkwürdig gelöst, auch wenn sie immer noch keine Ahnung hatte, auf was für ein College sie nun gehen wollte. Sie würde noch eine Weile darüber nachdenken müssen. Weiterhin lockte es sie schon irgendwie mal etwas anderes zu sehen, doch eine Trennung von Joe für Monate wäre zweifellos für sie beide hart. Nadja war allerdings nun fest entschlossen es nicht mehr zum Streit kommen zu lassen. Wäre doch gelacht, wenn sie sie nicht sachlich darüber reden konnten.

1 Kommentar:

  1. Naja, ein Streit war das ja nicht wirklich oder? Und nur um für sich selbst bestimmen zu wollen auf ein College in einer anderen Stadt zu gehen und sich selbst damit weh zu tun, weil Joe so weit weg ist, das ist doch auch irgendwie kindisch.
    Allerdings hätte ich mir ein paar mehr Ratschläge von Mama gewünscht. So ein wenig in die Richtung wie Männer funktionieren, wie sie sowieso ihren Willen bekommt etc ;)
    Aber das wuppt Nadja schon.

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