Freitag, 27. Mai 2011

Affären

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe saß mit seinem Vater im Wohnzimmer des Vorstadthauses in dem Joe aufgewachsen war. Jedenfalls, wenn er nicht seine Zeit gerade in irgendwelchen Internaten verbracht hatte. Die Eltern hatten immer viel Wert darauf gelegt, dass ihr Sohn es einmal gut haben sollte. Beide Eltern verdienten nicht schlecht und es war jede menge Geld in seine Ausbildung investiert worden. So dankbar Joe für all die Chancen war, die sich daraus ergeben hatten, so sehr hatte er sich aber auch gleichzeitig von seinen Eltern entfremdet, die er nur wenige Monate im Jahr gesehen hatte.

Diese Gedanken saßen ihm jetzt im Nacken, als er immer noch krampfhaft überlegte, ob es richtig war, dass er vorhatte, Nadja von einem Collegebesuch weit weg abzuhalten. Doch je mehr er sich in seinem Elternhaus umsah, dass ihm so vertraut vorkam und gleichzeitig doch so fremd, desto mehr war er sicher, dass es richtig war. Er hatte mehr Erinnerungen an sein Internatszimmer als an sein Kinderzimmer im ersten Stock, dass seit seinem Auszug nicht verändert worden war.

Gregory brachte den Kaffee, den er aufgesetzt hatte herein und goss Joe eine Tasse voll. Sie rührten sich jeweils Milch und Zucker in ihr Getränk und rührten um. Dann hielt Gregory es nicht mehr aus. "Jetzt möchte ich aber wissen wozu du hier bist. Du hast doch nicht den Flug gemacht um mit mir einen Kaffee zu trinken.", begann er schließlich. Joe hatte ihn absichtlich warten lassen. Das war eine der Taktiken die er auf der Managerschule gelernt hatte. "Nein. Das sicher nicht.", bestätigte er erstmal. "Worum geht es dann?", wollte Gregory jetzt etwas ungeduldig wissen.

"Ich möchte etwas von dir haben.", erklärte er sachlich fest. Sein Vater sah ihn abwartend an. "Ich habe beschlossen Nadja das zuzugestehen, was sie verdient hat!", machte er weiter. "Also gibst du ihr einen Platz auf einem guten College und lässt sie in Ruhe?", bohrte Gregory nun doch. "Nein!", gab Joe sofort scharf zurück. "Jonathan, das Mädchen ist 12 Jahre jünger als du! Sie geht auf die High School. Das ist doch gar nicht deine Welt.", protestierte er wieder. Doch damit hatte Joe schon gerechnet. Ungerührt sah er er seinen Vater an. "Deine Sara war sogar über 20 Jahre jünger als du.", gab er trocken an.

"Aber ich habe mich auch anständig verhalten. Ich habe ihr einen besseren Job besorgt und die Affäre beendet." "Sie hat dich ausgenutzt. Sie hat sich hochgeschlafen.", meinte Joe weiterhin vollkommen sachlich. Gregory presste die Lippen aufeinander. Mit seinem Sohn die Affäre zu diskutieren, welche er sich kurz nach der Trennung von seiner Frau angelacht hatte, behagte ihm gar nicht. "Das tut hier nichts zur Sache. Sara war volljährig.", bäumte er sich nochmal auf. "Richtig. Darum geht es hier nicht.", bestätigte Joe. "Es geht darum, dass ich mich von Nadja nicht trennen werde. Ich bin gekommen um den Ring zu holen."

Gregory klappte der Mund auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Er brauchte nicht zu überlegen, welchen Ring Joe meinte. Der Ring war über 100 Jahre alt und wurde in der Familie immer weiter gegeben. Der Sohn, welcher als erstes heiratete bekam ihn als Verlobungsring. Joe erinnerte sich noch genau daran, wie seine Mutter ihn zu seltenen Anlässen getragen hatte und wann immer das Gespräch darauf kam, erklärte sie, dass er eines Tages diesen Ring bekommen würde, um ihn einem Mädchen zu schenken. Für Joe war es nicht in Frage gekommen einen anderen Ring zu kaufen. Er wollte diesen Ring haben. "Niemals!", fauchte Gregory sofort auf.

1 Kommentar:

  1. Dass Joe so an Nadja klammert wird jetzt ein wenig verständlicher. Er musste schon auf seine Eltern verzichten, da wird er Nadja nicht gehen lassen können, ohne das eine Welt für ihn zusammenbricht.
    Aber wie bekommt er nun den Ring? Das ist so ziemlich das schöneste Geschenk, das Joe aus seiner Sicht machen kann, aber wenn Nadja nichts von diesem Ring weiß, wäre jeder Ring gleich wertvoll für sie. Ob er schon einmal darüber nachgedacht hat, falls sein Vater das Teil nicht rausrückt?
    Dass manche Eltern so verbohrt sein müssen...

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