Donnerstag, 5. Mai 2011

Noctambule II: Ein übler Plan

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Armand ließ Anya langsam los, nachdem er sicher sein konnte, dass sie keine falsche Reaktion zeigte. Sie blieb reglos stehen und atmete flach. Das Wissen um seine Nähe brachte sie in höchste Alarmstimmung. Eine Mischung aus Angst und Abscheu kam in ihr auf. Ihre Augen flogen zum Fenster, aber sie wagte nicht, sich zu bewegen. Da sie selbst nichts spüren konnte hatte sie plötzlich Angst, sich durch eine Bewegung verraten zu können. Sie fühlte sich blind und taub.

Armand strich beruhigend über ihren Arm und machte einen Schritt ans Fenster. Ein Blick hinaus zeigte ihm nichts Ungewöhnliches. Allerdings entdeckte er einen Soldaten schräg gegenüber, der direkt zu ihm hinauf sah. Ruhig trat er einen Schritt zurück und dachte nach. Wenn der Soldat ihn gesehen haben sollte, würde er es gleich wissen. Er müsste entweder verschwinden, um Bericht zu erstatten oder einen Ruf ausstoßen.
Lautlos glitt er zurück in sein Zimmer und verbarg sich hinter einem der Vorhänge, um noch einmal vorsichtig hinaus zu spähen. Anya folgte ihm und blieb hinter ihm stehen.
"Siehst du ihn?" fragte sie flüsternd. Armand schüttelte aufmerksam den Kopf.
"Nein. Aber er ist hier. Irgendwo ganz in unserer Nähe." raunte er leise zurück. Anya lauschte angestrengt. Selbst ihr Flüstern erschien ihr so laut wie ein Peitschenknall. Sie wagte kein weiteres Wort, versuchte aber zu hören, ob er sich im Haus befinden könnte. Ein kalter Schauer rieselte über ihren Rücken. Sie wirbelte herum aus Angst, dass er schon hinter ihr stehen könnte. Armand lachte leise.
"Nicht im Haus." beruhigte er sie. Dann sah er George und stieß ein leises Knurren aus. Er griff hinter sich nach Anyas Arm und zog sie neben sich, damit sie George erkennen konnte. Sprachlos verfolgten sie, wie er mit einem Bündel auf den Schultern über das gegenüberliegende Dach huschte und das Bündel einfach direkt über dem Soldaten fallen ließ, der sich inzwischen leise an der Hauswand entlang geschlichen hatte.
Anya schlug sich die Hand auf den Mund, als sie erkannte, was das Bündel wirklich war. Während sie entsetzt auf den toten Körper starrte, ließ Armand seinen Erzfeind nicht aus den Augen. George hob den Kopf und starrte aufmerksam zu ihm hinüber ohne ihn zu erkennen. Sein Gesicht verzog sich zu einer hasserfüllten Fratze.
Er schien zu zögern, starrte reglos auf die Fassade des Hauses und versuchte herauszufinden, wo sich Armand genau befand. Armand bezweifelte keinen Augenblick, dass George ihn genauso wahrnahm wie Armand George.
Auch Anya betrachtete ihren Feind und atmete zischend ein. Sie war gespannt wie ein Bogen und bereit, auf ihn loszustürmen obwohl sie wusste, dass sie keine Chance gegen ihn haben würde. Armands Hand an ihrem Arm griff mahnend fester zu. Langsam schob er sie einen Schritt zurück und entfernte sich vom Fenster.
"Das ist ein schlechter Zeitpunkt für einen Kampf. Wir müssen verschwinden." raunte er leise. Anyas Blick flog erstaunt zu ihm hoch. Er drehte sich zu ihr und senkte den Kopf, um sie ansehen zu können. Als er ihr Staunen bemerkte, musste er lächeln und strich mit dem Finger über ihre Wange.
"Er hat uns gerade verraten, Kleines. Die tote Frau da draußen werden sie uns zuschreiben. Wir haben sie damit verhöhnt und verspottet. Sie werden sicher sein, dass wir zurück sind und nicht nur dieses Haus noch schärfer bewachen sondern auch die Straßen mit Soldaten überfluten. Man weiß, wie wir aussehen während George völlig unbekannt ist. Er kann sich frei bewegen, wir nun nicht mehr." erklärte er leise.
Anya schnaufte unwillig. Das war raffiniert und böse. Sie war empört über die Ungerechtigkeit, der sie nichts entgegen setzen konnte. Leider hatte sie aber auch kein Argument gegen Armands Worte. Er hatte Recht. Sie mussten schnellstens das Haus verlassen.
"Aber jetzt sind wir zu zweit und er ist alleine! Wir können ihn besiegen!" Sie legte in ihren Satz so viel Überzeugungskraft wie sie konnte. Beschwörend blickte sie zu ihm hoch. Er schüttelte den Kopf.
"Den schaffe ich auch alleine, Anya. Du wirst nicht noch einmal gegen ihn kämpfen. Wenn ich es verhindern kann, wirst du ihn nicht einmal mehr sehen." Er blickte ernst zu ihr herunter. Um nichts auf der Welt würde er Anya noch einmal in die Nähe dieses Schweins lassen. Er wusste, wie sehr sie unter der Begegnung leiden würde, denn er kannte George.
Behutsam schob er sie aus dem Zimmer hinaus auf den Flur. Obwohl sie wusste, dass nun jeder weitere Versuch scheitern würde, setzte sie zu einem neuen Überredungsversuch an, aber er hob energisch die Hand.
"Keine Widerrede!" verlangte er und Anyas Mund schloss sich wortlos wieder.

1 Kommentar:

  1. Anya ist noch ganz heiß! Aber ich hoffe mal ihr wird schon noch die Chance beschert George diesmal wirklich umzubringen.

    Und einen Fehler hat George doch gemacht. Er hat Anya und Armand gewarnt. Jetzt können sie sich seiner Taktik anpassen. Und sie werden es hoffentlich tun. Jetzt müssen sie mal überlegen, wie sie George in Misskredit bringen können. Dafür müssen sie nur erstmal offenbaren, dass es ihn überhaupt gibt.

    Liebe Grüße
    Joe

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