Samstag, 28. Mai 2011

Ich verpasse etwas

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe sah seinen Vater ungerührt an. Er hatte mit Gegenwehr gerechnet. Seelenruhig rührte er in seiner Kaffeetasse und nahm noch einen Schluck Kaffee. Er ließ seinem Vater Zeit, die erste Wut hinaus zu schnauben. Doch schließlich ergriff er dann doch das Wort: "Du hast immer gesagt, dass ich diesen Ring bekommen werde, wenn ich die richtige Frau gefunden habe. Du hast mir lange in den Ohrgen gelegen ich soll mir endlich ein Mädchen suchen. Nun habe ich eines, doch du akzeptierst es nicht." Er hatte Mühe sich im Zaum zu halten. Allerdings war ihm auch vollkommen klar, dass es nichts bringen würde aufbrausend oder gar unflätig zu werden.

Gregory rollte mit den Augen. "Ich akzeptiere nicht, dass du dich in eine Geschichte verrenst, die niemals halten kann. Spästestens, wenn sie 25 ist, wird sie merken, dass sie jung und knackig ist und, wenn sie so intelligent ist, wie du das sagst, dann wohl auch ziemlich erfolgreich. Du bist dann 37 und sie wird dich eiskalt gegen ein jüngeres Modell eintauschen. Wenn ihr dann auch noch verheiratet seit, wird sie zusätzlich auch noch die Hälfte deines Vermögens mitnehmen. Denn wie ich dich in deiner Verliebtheit kenne, wirst du natürlich auf einen Ehevertrag verzichten wollen, da du diese romantische Beziehung, die logischerweise ewig halten wird, nicht mit kleingeistigen Gedanken über Geld, kaputt machen willst. Und das werde ich nicht unterstützen."

Mühevoll hielt Joe ein gequältes Stöhnen zurück. Das hatte gesessen. Er brauchte einige Sekunden um sich zu sammeln. Tatsächlich hatte er bisher nicht daran gedacht einen Ehevertrag aufzusetzen. Doch das musste sein Vater nicht wissen. "Natürlich werde ich einen Ehevetrag aufsetzen. Und schau dich doch bitte an. Mama lebt jetzt in Montana. Und ihr seit etwas gleich alt. Niemand kann je versprechen, dass eine Liebe ewig hält." "Das ist etwas völlig anderes.", gab Gregory sofort zurück. "Nein, ist es nicht! Ihr beide lebt in Scheidung und wenn ich mich recht erinnere verklagt sie sich derzeit auf einen unverschämten Unterhalt." Beide starrten sich einige Augenblicke an. Das war beim besten Willen nicht so gelaufen, wie Joe es sich vorgestellt hatte.

Gregory war es, der zuerst, den Blickkontakt abbrach. Ihm fiel nicht mehr ein, was er noch sagen konnte. Schon neulich, als sie sich während Nadjas Urlaub in San Diego getroffen hatten, war Joe um keinen Deut von seiner Position abgewichen. Ihm war es mit Nadja toternst. Leise erklang nun doch wieder Joes Stimme: "Du weisst, ich hatte nicht viele Mädchen im Leben. Und keine davon hat es je ernst gemeint mit mir. Aber Nadja meint es ernst." "Wie kannst du dir da sicher sein?", kame es leise zurück. "Gar nicht.", gab Joe zu, "Alles was ich weiss ist, dass sie mich aus San Diego jeden Tag angerufen hat. Alles was ich weiss ist, dass sie strahlt, wenn ich nach Hause komme. Ich weiss nicht und ich kann nicht wissen, was erst sein wird, wenn sie 25 oder 35 ist. Aber das kann niemand."


Nadja schlurfte über den Parkplatz auf ihr Auto zu. Mary lehnte an de Fahrertür und blickte sie frech an. "Was willst du?", maulte Nadja, "Mir wieder mein Leben erklären." Mary schaute etwas geknickt. "Ach Süße, es tut mir leid.", gab sie direkt zu und Nadjas Gesicht hellte sich etwas auf. "Achso?" "Ich wollte dich doch nicht beleidigen oder dich ärgern. Aber mach dir doch einfach nicht so viel Gedanken. Hm?" Nadja nickte unsicher. "Irgendwie hast du ja schon recht. Ich mag gar nicht weg von hier. Ich frage mich nur immer, ob ich etwas verpasse.", gab sie dann zu. Mary lachte. "Du verpasst immer etwas im Leben. Wenn du ein Fernsehprogramm schaust, verpasst du 2499 andere. Wenn du in Princeton studierst, verpasst du deine Chance am MIT. Und wenn du auswärts aufs College gehst, verpasst du dein Leben hier mit Joe."

Die Botschaft brauchte ein paar Sekunden bis sie bei Nadja ankam. Dann strahlte sie schließlich. "Ich glaube ich fahre jetzt zu Joe ins Büro und sage ihm, dass ich in Seattle aufs College möchte." "Und vorher fährst du mich nach Hause.", grinste Mary und ging um den Wagen herum.

2 Kommentare:

  1. Ein sehr schönes Kapitel mit einigen tiefen Gedanken!
    Bin mal gespannt, ob Papa Joe seinen Sohn beginnt ernst zu nehmen. Ein Mann, der so jung schon Millionär ist und eine Firma leiten kann, der sollte auch wissen, wie er sein Leben gestalten will. Angekommen, Papa Joe? *an seine Stirn klopf*

    Und was macht Nadja, wenn sie rausfindet, dass ihr Ein und Alles Heimlichkeiten hat? Riiiiiichtig: zu viele Gedanken *seufz* Muss die weise Mary wieder her...

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  2. keine Zweifel merh an wahrer Liebe :) Männer müssen auch mal "kämpfen" können :) C.H.

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