Samstag, 27. November 2010

Noctambule: Eigentum

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Armand ließ Anya sofort los, ging ans Fenster und schloss es fest. Nachdem er die Vorhänge vorgezogen hatte, wandte er sich langsam zu ihr um und musterte sie. Noch immer hielt sie sprachlos das Glas Wein in der Hand.
"Du siehst bezaubernd aus." meinte er mit ausdrucksloser Miene. Das war das Letzte, was sie zu hören erwartet hatte. Blinzelnd starrte sie zurück in seine schwarzen Augen, die sie aufmerksam betrachteten. Viele Fragen irrten in Anya herum. Wer die Beiden waren, brauchte sie nicht zu fragen. Offensichtlich Vampire und ebenso deutlich waren sie nicht befreundet mit Armand.


"Ich nehme an, ich muss nicht betonen, dass du in meiner Abwesenheit nie wieder nachts die Fenster offen lassen wirst." bemerkte Armand und begann nun sie zu umkreisen. Sie schluckte, schüttelte den Kopf und rührte sich nicht. Sein Umkreisen verstand sie als lauernde Warnung, doch tatsächlich versuchte Armand festzustellen, ob sie sich verletzt hatte bei dem Angriff der Beiden.
Sanft nahm er ihr das Glas ab und stellte es auf den Flügel.
"Ich bin stolz auf dich." murmelte er, nachdem er sich wieder zu ihr umgedreht hatte. Er stand vor ihr und strich mit beiden Händen ihre Arme entlang.
"Sie.. werden wiederkommen?" Beunruhigt sah sie zu ihm auf. Wieder hing ihm die gelockerte Strähne in das helle Gesicht, aus dem die Augen umso dunkler zu ihr herunter sahen.
"Sie werden es versuchen. Aber sie werden nicht wagen, mich anzugreifen." Anya schluckte.
"Aber mich?" Er schmunzelte. "Mein Eigentum anzugreifen ist das Gleiche wie mich selbst anzugreifen. Sie werden es nicht tun." Widerstreitende Gefühle kamen in ihr hoch. Einerseits sollten seine Worte sie beruhigen.
Andererseits fühlte sie sich als das schwächste Glied in diesem Gebilde und das Wort Eigentum führte erneut zu einem befremdenden Gefühl.
Als hätte Armand ihre Gedanken gehört, legte er den Kopf schief und sah sie fragend an.
"Bist du mein Eigentum?" fragte er leise. Sie atmete stoßweise aus und nickte langsam.
"Ja." hauchte sie kaum hörbar. Seine empfindlichen Ohren aber hatten es gehört und sein Blick leuchtete zufrieden auf.
"Warum stehst du dann?" Anya zuckte zusammen. Noch immer hatte sie nicht herausgefunden, wann seine Stimmung umschlug. Eben noch hatte er sie wie eine Königin behandelt, nun forderte er Gehorsam ein. Ihr Blick glitt zu Boden und ihr Körper versank in einer Wolke aus Taft und knisterndem Reifrock.
In dieser Haltung wirkte Armand noch viel größer auf Anya. Als er nun auf ihren gesenkten Kopf mit der halb gelösten Frisur herunter sah, befiel ihn ein heftiges Ziehen im Bauch. Dieses zarte Geschöpf beugte sich freiwillig seinem Willen.
Trotz des eben erlebten Schreckens bestätigte sie ihm den Gehorsam erneut. Er wagte kaum zu atmen, denn mit jedem Atemzug erwartete er, ihrem süßen Duft zu erliegen, den sie jedes Mal ausstrahlte, wenn sie ihre Demut zeigte.

Lange blieb er so vor ihr stehen und betrachtete die kniende Frau. Dann beugte er sich endlich zu ihr, hob sie hoch und trug sie hinauf.

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