Sonntag, 28. November 2010

Skandalrecherche

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Martin trommelte mit seinem Stift auf dem Schreibtisch herum. Seit er von Sebastian wieder weggefahren war, überlegte er, wie er wohl aus der Nummer einen veritablen Skandal machen konnte ohne sich der Gefahr auszusetzen verklagt zu werden. Eine Plattform für die Veröffentlichung zu finden war nicht weiter problematisch. Er war als Autor in einem gut laufenden Blog beteiligt. Dort könnte er den Artikel einstellen. Aber was danach kam war entscheidend.

Wenn der Artikel fundiert genug war würden andere Medien bei ihm abschreiben und die Nachricht würde sich verbreiten. Ein Skandal wäre geboren. Doch wenn er nur Unsinn schrieb würde er höchstens seine Stellung als Autor verlieren. Krampfhaft dachte er nach. Wie ließ sich eine Affäre wenigstens ein bisschen beweisen? Was Sebastian erzählt hatte waren alles höchstens Indizien. Und er selbst war sich nicht einmal sicher, ob er daran glaubte. Nadja kam ihm einfach nicht vor, wie das typische Mädchen, dass sich mit älteren einlässt.

So hatte er den Rest des Tages grübelnd verbracht und sogar schon einen ersten Entwurf für einen Artikel auf Basis von Sebastians Behauptungen geschrieben. Aber am Montag wollte er vernünftig recherchieren. Ob er in das Haus reinkam? Er war für gute Artikel schon öfter in Häuser eingestiegen. Meistens bei Lehrern um etwas für die Schülerzeitung zu recherchieren. Wenn man das geschickt machte konnte es nachher keiner nachweisen. Es war erschreckend wie viele Leute offene Keller- oder Gartentüren hatten. Aber Nadja wohnte in einer Comunity, die von einem privaten Wachunternehmen geschützt wurde. Zusätzlich war das gesamte Grundstück mit einer Mauer umgeben. Und Videokameras hatte er auch gesehen, als er auf der Party war. Hier einzubrechen, spielte in einer anderen Liga.

Er besah sich noch einmal die Informationen, die er über Nadjas Familie gesammelt hatte. Es gab eine kleine Schwester, einen großen Bruder mit seiner Frau oder Freundin und natürlich die Mutter. Die vier waren erst im Januar nach Seattle gezogen. Die Mutter arbeitete als Fremdsprachensekretärin, der Bruder als Automechaniker und die kleine Schwester ging auf die Internationale Schule im Osten der Stadt. Ob man aus der Schwester etwas herausquetschen konnte? Die war doch jetzt in den Ferien sicherlich zu Hause. Und auch die Mutter könnte man mal befragen. Unter dem Vorwand eine Reportage über Einwanderer zu machen bekäme man da sicherlich etwas heraus. Und wenn sie auf pikante Fragen zu ihrer Tochter empört reagieren würde, wäre das auch schon mal ein deutliches Anzeichen.

Martin raffte sich auf und schwang sich in sein Auto um zu Nadjas Mutter zu fahren. Sebastian rief derweil montags direkt seinen Cousin auf der Arbeit an. Er arbeitete bei der Städtischen Justizverwaltung und hatte Einblick in die Rahmendaten von allen laufenden Fällen. "Barney? Kannst du mir mal helfen?" "Sag nicht, du hast schon wieder Unsinn angestellt?", brummte der zurück und tippte schon Sebastians Namen in das Suchfeld seines Verwaltungsprogramms. "Nicht direkt Unsinn. Aber..." "Dein Name taucht nicht auf. Am Wochenende ist keine Anzeige eingegangen. Soll ich dir Bescheid sagen?"

Sebastian atmete hörbar auf. "Also hast du doch Unsinn gemacht, wenn du befürchten musst wieder angezeigt worden zu sein. Du musst aufhören Mist zu bauen", ermahnte Barney. "Danke für die Auskunft.", meinte Sebastian gelassen. Er war nicht angezeigt worden, das verschaffte ihm wieder sichtlich Oberwasser. "Falls was eingeht, ruf ich dich an.", sagte Barney gütig. "Aber du weißt genau, dass ich keine Verfahren löschen kann. Alles was ich dir sagen kann ist, ob du angezeigt worden bist und weswegen." "Ich weiß doch.", kam es zurück. "Ich danke dir nochmals und noch 'nen ruhigen Arbeitstag."

1 Kommentar:

  1. Sebastian sollte sich nicht zu sicher fühlen. Und dieser Martin, kann der nicht einen Unfall haben?

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.