Donnerstag, 11. November 2010

Noctambule: Unruhe

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Nach einigen Tagen wurde Anyas Schlaf allerdings immer wieder durch Unruhe gestört, die durch das Haus drang. Fuhrwerke hielten an und fuhren wieder ab, Männerstimmen hallten durch das Haus, es wurden schwere Dinge herum gewuchtet und Befehle gerufen. Dann wieder herrschte absolute Stille im Haus, die sie tief und fest schlafen ließ.
An den Besuch des Mönchs erinnerte sie sich nicht. Außer Armand bekam sie niemanden zu Gesicht und sie verlangte auch nicht danach. Sie hatte inzwischen jedes Zeitgefühl verloren.
Ihr Tagesablauf richtete sich nach Armands Tätigkeiten und den abendlichen Besuchen im Garten.
So erwartete sie schließlich auch, dass er sie in den Garten tragen würde, als er eines Tages zu ihr kam. Aber über dem Arm trug er nicht wie sonst die wärmende Decke, in die er sie immer hüllte, sondern ein ganzes Stoffbündel. Mit einem kleinen Lächeln breitete er die Kleidung auf ihrem Bett aus.
"Wir verreisen. Ich helfe dir beim Anziehen." Verkündete er sanft. Anya setzte sich verwirrt auf. Vor lag ein wunderschönes Kleid aus dunkelblauem Samt. Sogar an ein passendes Unterkleid hatte er gedacht.
Er half Anya aus dem Bett und begann ihr das Unterkleid anzuziehen.
"Aber wohin verreisen wir und warum?" Sie fühlte sich eigentlich bereits kräftig genug, sich selbst anzuziehen. Bisher war sie es gewesen, die den Damen geholfen hatte und die mit stiller Sehnsucht die feinsten Stoffe nur reinigen und aufhängen durfte.
Nun half ihr dieser große Mann mit kundigen Griffen und offensichtlichem Genuss in dieses traumhaft schöne Kleid.
Als sie mit staunendem Blick vor dem Spiegel stand, sah sie eine schlanke Frau, deren blonde, lange Haare in herrlichem Kontrast auf dem blauen Stoff lagen. Das Kleid unterstrich die großen, blauen Augen und betonte ihre zarte Gestalt. Da es eigentlich für einen Reifrock geschnitten war, schien es nicht nur ein wenig zu lang zu sein, sondern die Falten umschmeichelten nun ihre Beine, nur durch das schlichte Unterkleid von ihrer Haut getrennt.
Im Ausschnitt dagegen verzierte kostbare Spitze des Unterkleides ihre Brustansätze. Mit ungläubigem Staunen strichen ihre Finger immer wieder über den Stoff und durch den Spiegel sah sie hinter sich Armand, der mit verlangendem Blick ihr Spiegelbild betrachtete.
Seine Hände lagen an ihrer Taille. Er war weit über einen Kopf größer als sie und beuge sich nun herab, bis seine Lippen neben ihrem Ohr lagen und breitete den Rock ein wenig auseinander, als wäre ein Reifrock darunter.
"Dieses moderne Unterzeug lassen wir weg. In der Kutsche stört es nur und ich spüre gerne deine Beine." Seine geflüsterten Worte erzeugten kleine Schauer an ihrem Ohr. Gleichzeitig spürte sie, wie er den Rock wieder fallen ließ und seine Hände über dem Stoff ihre Schenkel entlang glitten.
Noch hatte er ihre Frage nicht beantwortet und sie wagte keine Wiederholung. Wenn er nicht antworten wollte, würde auch eine erneute Frage keine Klärung bringen und verärgern wollte sie ihn nicht.
Stattdessen lehnte sie sich leicht an ihn, was sofort ein aufmerksames Mustern seinerseits zur Folge hatte, um zu prüfen, ob sie schon wieder erschöpft war. Aber Anya genoss einfach seine Nähe und legte den Kopf an seine Brust, was er zu genießen schien.
Er selbst trug eine modische Kniehose, Weste und einen Rock darüber, dessen lange Schöße seine Körpergröße unterstrichen.
Armand schien die Farbe schwarz zu bevorzugen. Lediglich das Hemd blieb weiß, was man an dem reichhaltigen Spitzenbesatz an Handgelenken und auf der Brust erkennen konnte. Ganz entgegensetzt zur Mode war sein ungepudertes schwarzes Haar, das er mit einem schwarzen Band zu einem Zopf gebunden hatte. Wieder einmal fragte sich Anya stumm, ob er immer schon so umwerfend schön gewesen war oder ob seine Art allgemein diese mystische Schönheit ausstrahlte.

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