Dienstag, 31. Juli 2012

Noctambule III: Geschafft

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Fabrizio drehte sich nicht schnell genug. Überrascht registrierte er aus den Augenwinkeln, dass Carlos zu Boden stürzte, dann traf ihn mit voller Wucht der Aufprall Armands. Er krachte gegen einen Baum und konnte noch in letzter Sekunde den Körper seitlich drehen, um sein Gesicht zu schützen. Dann wurde sein Kopf an den Haaren gepackt und zurückgerissen, ehe er überhaupt sehen konnte, wer ihn angriff.


Allerdings war ihm klar, dass es sich nur noch um Armand handeln konnte. Doch das war im Augenblick zweitrangig. Mit dem Ellbogen traf er die Magengrube seines Feindes, doch er bewirkte damit gar nichts außer dem Gefühl, gegen eine Mauer gedroschen zu haben. Sein Kopf war in den Nacken gezerrt worden und in der gleichen Sekunde traf ihn eine Faust so schmerzhaft mitten im Gesicht, dass er aufbrüllte und in die Knie sackte. Er fühlte, dass er wieder auf die Beine gezerrt wurde und ruderte mit den Armen, um seinen Angreifer packen zu können. Doch schon spürte er einen üblen Schlag in die Bauchgrube und sofort danach einen weiteren genau auf die Leber.
Der Schlag schmerzte nicht besonders. Der Treffer auf das empfindliche Organ aber löste unendliche Schmerzen aus, die sich wie Feuer im Leib verbreiteten und heftige Übelkeit auslösten. Kraftlos sackte Fabrizio wieder zusammen, nicht mehr in der Lage, sich effektiv zu wehren. Er spürte, wie er mit kräftigen Händen am Hals gepackt und wieder hoch gezogen wurde. Blinzelnd erkannte er das maskenhaft starre Gesicht Armands vor sich und stierte in die schwarzen Augen dicht vor sich.
"Du hättest dir besser überlegen sollen, mit wem du dich einlässt!" knurrte Armand dunkel. Fabrizio hatte keine Zeit für eine Antwort und ohnehin zu große Schmerzen. Im Vergleich zu Armand war er noch regelrecht jung und da er innerhalb einer gut organisierten Familie aufgewachsen war, fehlte ihm die Erfahrung im Einzelkampf gegen seinesgleichen. Bisher hatten andere diese Arbeit für ihn übernommen, immer auf Befehl des alten Sanghieri und Kämpfe gegen Menschen waren nicht zu vergleichen mit ebenbürtigen Gegnern. Im letzten Augenblick seines Lebens erkannte er erschreckend klar den Fehler in seinem überheblichen Plan, doch die Reue konnte nicht mehr greifen.
Armand ließ weder sich noch Fabrizio Zeit, zumal er befürchtete, in jedem Augenblick die notwendige Kraft zu verlieren, seine Aktion durchzuführen. Seine Verletzung lähmte ihn mit jeder Sekunde mehr und so schlug er noch einmal absolut treffsicher auf die Leber, packte dann Fabrizios Kopf und brach das Genick mit einer fließenden, kraftvollen Bewegung.

Er gönnte sich keine Erholungsphase. Mit Überraschung registrierte er, dass keiner der beiden verbleibenden Gegner ihn angriff und drehte sich, wobei er sich an dem Baum abstützte, an dem Fabrizio gerade leblos herunter gerutscht war. Sein Gesicht war nun schmerzverzerrt und sein Rücken fühlte sich taub an, sodass er befürchtete, jeden Moment die Kraft in den Beinen zu verlieren. Noch immer erwartete er einen weiteren Angriff, den er nicht mehr abwehren könnte, weil er sich selbst überfordert hatte. Doch der Angriff blieb aus.
Atemlos stierte er in das maskenhaft erstarrte Gesicht Enricos, der eine abwehrende Haltung eingenommen hatte, jedoch nicht angriff. Kurz gestattete er sich einen Blick zu Sergej, der mit Massimo in einem verbissenen Zweikampf steckte und fixierte sofort wieder Enrico. Keiner der beiden rührte sich. Noch immer stützte Armand sich mit einem Arm am Baum ab, senkte jedoch den Kopf angriffsbereit und sammelte die letzten Kräfte in der Hoffnung, dass Enrico sich nicht doch noch zum Kampf entscheiden würde.
Doch Enrico blieb lediglich verteidigungsbereit und machte nicht einmal Anstalten, seinem Kameraden zu Hilfe zu kommen, der nun von Sergej mit einem heftigen Treffer in die Bewusstlosigkeit geprügelt wurde.
Während Sergej sich taumelnd wieder aufrichtete, fixierte Armand Enrico weiterhin. Beide Männer standen nur wenige Meter voneinander entfernt. Enrico hob schließlich beide Hände kurz und ließ sie wieder fallen.
"Ich will keinen Kampf." meinte er nun mit müder Stimme. Armand nickte knapp. Selbst diese Bewegung war zuviel für ihn und er war froh, dass Sergej sich nun Enrico zuwandte und dessen Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Auch Sergej war atemlos und er schwankte noch immer.
"Wir auch nicht. IHR habt uns angegriffen, schon vergessen?" knurrte er angriffsbereit. Enrico richtete sich entspannt auf und machte eine resignierte Bewegung.
"Ich war von Anfang an dagegen. Fabrizio hatte kein Recht dazu." erklärte er leise. Nun entspannte sich auch Armand und ließ den Kopf hängen, während er sich müde an den Baum lehnte, um zu verbergen, dass er das Gesicht schmerzlich verzog. Sergej bemerkte diese Bewegung, doch noch traute er Enrico nicht über den Weg und verkniff es sich, seinem Freund stützend unter die Arme zu greifen. Er blieb bereit zum Angriff.

1 Kommentar:

  1. Jetzt ist also das nächste Oberhaupt der Familie Sanghieri tot.

    So unsterblich der Vampir sein mag. Sein Genick ist zerbrechlich, auch wenn es dafür vielleicht mehr kraft braucht.

    Doch nun? Enrico sitzt zwischen den Stühlen. Er sieht sich nun gegen einen abgekämpften, aber unverletzten Sergej stehen und dazu ein müder und verletzter, wenn auch zu allem entschlosener Armand. Das ist nichts, was er gewinnen kann.

    Aber wie geht es weiter?

    Will Enrico zu den Sanghieri zurückkehren? Man wird in ihm lesen wollen und den Verrat erkennen, den er an seinem alten Chef begangen hat.
    Das wird nichts sein, was die Familie duldet. Und verweigert er sich dem Lesen ist zumindest Misstrauen angebracht.

    Oder kann er als einziger Überlebender zurückkehren und sich zum neuen Oberhaupt aufschwingen?

    Was bleibt ihm sonst? Er kann sich der Gruppe um Armand anschließen und sich so zum Nefandii machen. Oder tut er das doch nur zum Schein um bei passender Gelegenheit aus dem Hinterhalt nachzuholen was er zuvor abgelehnt hatte und dies als Krönung seiner Reise zu verwenden und den Verrat damit ungeschehen zu machen.

    Letzteres traue ich ihm eigentlich nicht zu. Wobei er ja eigentlich nur die Frau retten wollte. Seine primären Bedenken galten der Schwangeren Anya. Die ist ja nun aus dem Spiel.

    Was nun folgt ist einer der entscheidenden Augenblicke der Handlung! Ich bin dermaßen gespannt.

    LG
    Joe

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