Dienstag, 10. Juli 2012

Hochstimmung

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Dir ist vielleicht gar nicht klar, was du vom Vater des Kindes alles bekommen kannst.", erklärte Hillary nun etwas spitzbübisch. Nadja rollte genervt mit den Augen. Hillary setzte fort: "Du kannst für das Kind Unterhalt von ihm bekommen. Wenn er jetzt noch nichts verdient, dann laufen diese Ansprüche aber auf und du kannst es später von ihm bekommen, sobald er einen Job hat." "Interessiert mich nicht.", gab Nadja stumpf zurück.

"Aber für das Kind könnte es wichtig sein. Wenn der Vater später einen guten Job bekommt kannst du das Geld von ihm fordern und für das Kind anlegen, damit es mal auf ein gutes College kann." Nadja seufzte deutlich und setzte ein trauriges Gesicht auf: "Sie sind so verbittert, so verschlossen. Ihnen geht es nur darum Probleme zu sehen und jetzt sogar um schnödes Geld. Das ist traurig. Finden sie nicht, dass es viel wichtiger wäre, dass ein Kind einen Vater bekommt, der sich kümmert? Jemanden der für das Kind da ist, wenn es nachts schreit. Jemanden der es wirklich liebt und ihm einfach ein guter Vater ist."

Hillary klappte den Mund auf und zu. Aber sie hatte keine Erwiderung übrig. "Sie haben mir eben nicht zugehört. Ich hatte ihnen gesagt, dass das Kind von dem Mann ist, den ich liebe. Das muss ihnen genügen. Und ebenso muss es ihnen genügen, wenn ich Ihnen sage, dass ich keine Hilfe benötige. Ich habe alles was ich mir wünschen kann für mich und so wird es auch für das Kind sein." Nadja sah Hillary eindringlich an. Eigentlich hatte sie keinen Grund zu verschweigen, dass Joe der Vater des Kindes war. Sie waren soweit, dass die Beziehung öffentlich nicht mehr geleugnet wurde, also brauchte sie auch dieser Tante gegenüber eigentlich nicht mehr zu schweigen.

Doch die Art in der diese Frau, von Anfang an, auf sie eingeredet hatte, hatte sie verschlossen gemacht. Als Hillary nach ein paar Agenblicken immer noch nichts geantwortet hatte, machte Nadja Anstalten aufzustehen. "Ich denke wir sind fertig.", warf sie in den Raum. Jetzt kam doch noch einmal Bewegung in Hillary. "Was ist, wenn das mit dem Mann nicht so läuft, wie du dir das vorgestellt hast? Wenn das nicht so lang hält, wie das Kind noch die Eltern braucht. Dann geht es darum wie das Kind versorgt wird." Die Rede war ein letztes Aufbäumen, bevor sie die Erkenntnis akzeptierte, dass sie nicht gebraucht wurde. Nadjas Vorträge hatten sie völlig aus dem Konzept geworfen. Dieses ganze Gespräch war völlig anders verlaufen, als sie es gewohnt war.

Nadja erhob sich aus dem Sessel. "Kann das nicht immer so sein, dass es mal anders läuft? Auch wenn man seit Jahren verheiratet ist, und dann ein Kind bekommt, kann es sein, dass es dann mal nicht mehr so läuft. Und wenn das mit Vater meines Kindes mal nicht mehr so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann habe ich ohnehin Probleme. Aber um die werde ich mich kümmern, wenn es soweit ist. Es ist nicht schön, wie sie krampfhaft versuchen mir jetzt schon Schwierigkeiten einzureden, die ich gar nicht habe. Leben sie wohl." Nadja hielt Hillary die Hand hin. Hillary griff verunsichert danach und brachte nur ein klägliches. "Auf Wiedersehen.", hervor. Nadja schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht, dass wir uns wiedersehen."

Damit rauschte sie aus der Tür und ließ die völlig verdutzte Sozialarbeiterin im Besprechungsraum sitzen. Nadja fühlte sich gut. Dieser Tante die Meinung zu geigen, hatte sie in Hochstimmung versetzt. Sie warf sich ihren Rucksack locker über die Schulter und streckte sich einmal im Gehen. Sie fühlte sich zehn Zentimeter größer.

1 Kommentar:

  1. Das hat sie mal richtig fein gemacht! Sie kann wirklich stolz auf sich sein. Da hat sie einer Erwachsenen die Stirn geboten, die ja eigentlich Erfahrungen mit den Mädchen haben sollte. Aber ich denke, auch Hillary hat dazu gelernt. Und wenn nicht... Die sehen wir eh nie wieder.

    Ich bin sicher, dass Joe ihr auf die Schulter klopft. Mal sehen, was noch alles an Hindernissen aus dem Gebüsch hupft.
    LG Kay

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.