Samstag, 21. Juli 2012

Beratungspflicht

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Mit wem spreche ich?", erkundigte Geoffrey sich, nachdem er da Klicken in der Leitung hörte. Hillary sah den Telefonhörer etwas pikiert an. An der Außenwand des Wachhäuschens war eine rudimentäre Telefonzelle angebracht, die hier als erweiterte Sprechanlage diente. Auf diese Weise konnten die Leute in der Community unliebsame Gäste bereits an der Schranke abweisen. "Hallo?", kam es erneut aus dem Hörer. Hillary nahm ein Desinfektionstüchlein aus ihrer Handtasche und wischte über den Hörer. Dann hielt sie ihn sich ans Ohr.

"Mein Name ist Hillary und ich bin amtliche Sozialarbeiterin.", erklärte sie hochnäsig. "Soweit war ich schon. Was möchten Sie?", gab Geoffrey stumpf zurück. "Ich möchte mich mit dem Lebensumständen der kleinen Nadja vertraut machen. Bei ihr besteht erweiterter Beratungsbedarf. Aber mit wem spreche ich eigentlich?", motzte sie nun zurück. "Geoffrey, zu Ihren Diensten. Ich bin der Butler des Hauses." Hillary erstarrte etwas. Hatte der Mann ernsthaft 'Butler' gesagt? Sie fluchte stumm. Womit hatte sie eigentlich gerechnet, worauf sie hinter solch einer Schranke stoßen würde.

"Ich muss Ihnen mitteilen, dass die, wie sie sich ausdrückten, kleine Miss Nadja, derzeit nicht zu sprechen ist. Wobei ich meinen Unmut darüber ausdrücken möchte, dass Sie eine junge Frau als 'kleine Nadja' bezeichnen." Geoffrey hatte fast Spaß an diesem Gespräch. "Sie ist minderjährig.", wehrte sich Hillary erneut, "Und was heisst hier nicht zu sprechen? Ist sie nicht da oder will sie niemanden sehen?" "Ich bin nicht befugt, Ihnen das zu beantworten." Hillary tobte vor Wut und hielt sich nur mühsam im Zaum. Da saß dieses verzogene Rotzgör in ihrem Haus und ließ sich von einem Butler verleugnen.

Zweimal atmete sie tief durch. "Wann ist Sie denn wieder zu sprechen." "Ich kann Ihnen auch das nicht sagen. Hinterlassen Sie doch einfach an der Wache bitte ihre Karte. Sie wird mir dann zugestellt und Miss Nadja wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.", erklärte Geoffrey gelassen. "Bei Miss Nadja besteht eine Beratungspflicht. Ich verlange, dass Sie mich vorlassen.", bellte Hillary in den Hörer. "Ich kann das nicht entscheiden. Hinterlassen Sie Ihre Nummer und ich stelle sicher, dass sich jemand bei Ihnen melden wird." Hillary starrte auf den Hörer. Dann donnerte sie ihn in die Aufhängung. Sie drückte dem Wachmann an der Schranke ihre Karte in die Hand. "Wehe man meldet sich nicht bei mir!", fauchte sie wütend und sprang in Ihr Auto.

Geoffrey hatte das Krachen noch hören können, dass Hillarys Abgang verursacht hatte. Er konnte sich schon denken, dass diese Beratung mit Nadjas Schwangerschaft zusammenhing. Aber er war sich ebenso sicher, dass weder Nadja, noch Joe gesteigerten Wert darauf legten mit dieser Frau im Haus zu sprechen. Wenn es wirklich eine Beratungspflicht gab, so konnte man diese vermutlich auch an einem neutralen Ort erfüllen. Falls die Dame eine Nummer hinterlassen hatte, würde gleich eine Email eintrudeln. Dann konne man sich mit all dem in Ruhe auseinandersetzen. Wer unangemeldet auftauchte brauchte sich nicht zu wundern, wenn er nicht eingelassen wurde.

1 Kommentar:

  1. Hillary ist einfach nur dumm wie Brot. Wobei ich mich bei dem Brot entschuldigen muss.
    Zum einen weiß sie überhaupt nicht mit wem sie spricht und kommt nicht einmal auf die Idee, dass es der Hausherr sein könnte, den man nicht gleich zusammenschnauzt, wenn man noch nicht einmal das Haus erreicht hat.
    Sie hat schlicht und ergreifend verloren. Wenn Nadja erfährt - und das wird sie, dass sich Hillary sowohl ihre Anschrift als auch die ihrer Mutter verschafft hat und trotz bereits erfolgte Beratung eine Belästigung nach der anderen vom Stapel lässt, werden sich alle Beteiligten stur stellen.
    Mag sein, dass SIE verpflichtet ist, eine Beratung anzubieten, allerdings hat auch in den Staaten der Erziehungsberechtigte ein massives Wort mitzusprechen. Nadja ist keineswegs verpflichtet, diese Beratung anzunehmen. Das dürfte auch Geoffrey wissen.
    Erwähnte ich schon, dass ich Geoffrey mag? Ich bete ihn geradezu an für den Rüffel, dass Nadja keine "kleine Nadja" ist. Auch mir stieß das sofort auf. Hillary sollte sofort damit beginnen, andere zu respektieren und sich nicht über sie zu stellen. Als Sozialberaterin mangelt es ihr enorm an sozialer Intelligenz. *in Hillarys Richtung knurr*

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