Sonntag, 29. Juli 2012

Noctambule III: Keine saubere Arbeit

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Die Zeit schien unendlich langsam zu vergehen. Stille lag wieder auf dem Hof der Bäckerei und keiner der Männer hatte Lust zu reden. Sie alle lauschten trotz der Warnungen auf Geräusche hinter dem Verschlag und immer wieder huschten die Blicke zu der Tür. Stumm verteilte der Nachtwächter Schnupftabak unter den Männern und kurz wurde die Stille durch das Schniefen beim Einnehmen des Tabaks unterbrochen. Der Geselle begann heftig zu niesen und murmelte peinlich berührt eine Entschuldigung. Dann legte sich erneut Stille auf den Hof.


Der machtvolle Schlag, der die Tür des Verschlags erschüttern ließ und die Kette des Vorhängeschlosses zum Klirren brachte, riss die Männer in die Höhe. Fassungslos gafften sie auf die dicke Holztür, die sich nach dem Schlag von innen leicht verzogen hatte. Noch bevor einer der Männer reagieren konnte, folgte der nächste.
Die Wucht, mit der die Tür aus den Angeln riss, ließ die Männer entsetzt zurückweichen. Nur kurz konnten die Männer den blonden Haarschopf erkennen, dann verschwamm die Kontur des weiblichen Körpers vor ihren Augen, weil sie der Geschwindigkeit nicht folgen konnten, in der sich die Frau bewegte.
Eine Sekunde später wurde der Nachtwächter durch einen heftigen Schlag durch den Hof geschleudert. Der Geselle hörte das schreckliche Knirschen brechender Knochen, dann traf ihn selbst ein Schlag am Kehlkopf, der ihn röchelnd zu Boden gehen ließ.
Keiner der beiden anderen Männer löste sich schnell genug aus der Schockstarre. Der letzte sah nur einen Augenblick lang, dass ein zierlicher Körper regelrecht an seinem Kameraden klebte, bevor dieser umsank, dann spürte er selbst den Aufprall und sein Gehirn setzte in der nächsten Sekunde aus.

Dieses Mal zögerte Anya nicht. Mit einem hässlichen Geräusch brach das Genick des Manns. Sein Körper brach auf der Stelle zusammen und Anya taumelte zur Seite. Sie war atemlos, aber nicht vor Anstrengung, sondern weil sie noch immer mit ihrem eigenen Schreck zu kämpfen hatte. Zum ersten Mal seit ihrem Leben als Vampirin war sie in ihrem Hunger zu unvorsichtig gewesen. Das hätte sie um ein Haar ihr Leben kosten können.
Sie dachte an Raoul und zog zornig über sich selbst die Brauen zusammen. Hastig sprang sie über die Leichen hinweg, machte einen großen Sprung über die Blutlache, die sich unter dem Nachtwächter ausbreitete und floh aus dem Hof. Nie wieder durfte sie sich eine solche Fahrlässigkeit erlauben. Sie musste an Raoul denken, der ohne sie noch nicht überleben konnte.
In einem hastigen Spurt suchte Anya den Weg aus der Stadt hinaus und fand endlich eine Nische, in der sie sich unerkannt zusammenkauern konnte. Nicht nur der kurze, aber heftige Kampf hatte sie Kraft gekostet. Die Fesseln waren eng und fest angebracht gewesen. Sie hatte viel Kraft benötigt, um sich aller Fesseln zu entledigen. Ihre Haut war zerrissen und zerkratzt und auch wenn sich die kleinen Verletzungen gerade wieder schlossen, hatte es sie viel Energie gekostet.
Sie brauchte lange, bevor sie sich beruhigen und ihre Gedanken sammeln konnte. Noch nie hatte sie wehrhafte Menschen erlebt und zum ersten Mal war sie in ernsthafte Gefahr geraten. Viel schlimmer jedoch war de Tatsache, dass es einen Überlebenden gab, der von einem Vampir berichten konnte.
Stirnrunzelnd überprüfte Anya ihre Erinnerungen. Den einen hatte sie mit einem Schlag an den Hals überrumpelt. Aber war er wirklich tot? Wenn er noch lebte, würde er bestätigen können, was der eine, der Hilfe holen sollte, berichten würde.
Anya hatte keine saubere Arbeit geliefert. Marseille war zu unsicher und sie mussten den Ort dringend verlassen. Es war Zeit zurückzukehren. Ihr kleiner Sohn würde inzwischen Hunger haben und seine junge Aufpasserin mit seinem Weinen auf eine harte Geduldsprobe stellen. Außerdem schmerzten ihre Brüste, denn sie waren prall mit Milch gefüllt. Zitternd von der massiven Kraftanstrengung ihrer Befreiung erhob sie sich und lief zurück.

1 Kommentar:

  1. Na also!!

    Und jetzt, liebe Anya - Hurtig hurtig! Es gilt das Lebn der Freundin zu retten. (Jaja - ich gebe die Hoffnung nicht auf!)

    Und es gilt dein Kind zu holen, dessen sich schon jemand angenommen hat.
    Reicht die Nase das Vampirs aus, um die Fährte aufzunehmen? Kann sie riechen wo es entlanggetragen wurde oder den riechen, der es genommen hat?

    Hurtig hinterher!

    Anya wird auch vor eine harte Probe ihrer Loyalität gestellt. Sie wird an der alten Stelle weder Freundin noch Kind vorfinden. Nach wem wird sie zuerst suchen? Nach Miriam, weil die ja das Kind dabeihaben sollte? Oder kann sie etwas ahnen?

    Ach...

    So viel gelöst und so viel offen.

    Die Gerüchte in Marseille kochen übrigens dohc ohnehin seit dem Mord hoch. Da wird dies hier jetzt auch nichts ändern. Egal ob da ein oder zwei Überlebende die gleiche haarsträubende Geschichte erzählen.

    Aber man sollte sich vielleicht bewusst sein, dass die Garde nun nochmal ihre Bemühungen intensiviern wird.

    LG
    Joe

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