Samstag, 7. Juli 2012

Landsleute

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Kritisch beäugte Mykola die beiden Männer vor der Halle. Dann kam der eine langsam auf ihn zu. Mykola musste kurz schlucken. Durfte er sich hier nicht aufhalten, möglicherweise? Was, wenn er nun mit diesem Mann darüber diskutieren musste und nicht einmal verstand, was der sagte. Würde der vielleicht sogar die Polizei rufen? Kurz überlegte er einfach wegzugehen, doch dann stand der Mann schon bei ihm.

"Du kommst aus der Ukraine?", sprach er ihn in seiner Heimatsprache an. Mykola strahlte sofort über das ganze Gesicht. "Ja, und es ist schön mit jemand reden zu können.", lachte er sofort zurück, "Ich bin Mykola." Der Andere Mann ergriff Mykolas Hand um sie zu schütteln und nickte freundlich. "Ich bin Alexander. Mein Kollege hat mir gesagt, du sprichst, wie ich klinge, wenn ich mit meiner Frau telefoniere. Er hat nicht verstanden, was du wolltest. Kann ich dir weiterhelfen?"

Mykola fiel ein Stein vom Herzen. "Ja - Ich suche den Hafen. Ich möchte an Bord eines Schiffes anheuern, dass nach Amerika fährt. Am liebsten gleich eines, das an die Westküste will." Alexander sah ihn krisch an. "Das ist doch nicht dein Ernst?" "Mein voller Ernst. Ich habe nicht viel Geld und möchte nach Amerika um meine Tochter wiederzusehen." Alexander starrte ihn weiter kopfschüttelnd an. "Du bist verrückt.", konstatierte er dann.

"Wenn du meinst.", lachte Mykola zurück, "Kannst du mir denn nun sagen, wo der Hafen ist, und wo man anheuern kann?" "Das mit dem Hafen ist nicht ganz so einfach in Hamburg. Du bist quasi schon mittendrin. Der Hafen zieht sich durch die ganze Stadt. Wo du aber am besten hingehen würdest, ist erstmal die Hafenverwaltung. Damit du überhaupt herausfinden kannst, welches die nächsten Schiffe sind, die nach Amerika fahren. Dann kannst du vielleicht dort auch herausfinden, ob du dort anheuern kannst."

Mykola nickte eifrig. "Das klingt gut. Und wo finde ich die Hafenverwaltung." "Also ich bin nicht ganz sicher. Aber ich glaube das ist drüben am Sandauhafen. Das ist ein ganzes Stück von hier. Aber komm doch erstmal mit rein. Ich schaue erstmal genau nach der Adresse und dann sehen wir weiter." Mykola kam aus dem Bedanken gar nicht mehr heraus und folgte dem Mann in die kleine Halle aus der er gekommen war. Es war eine einfache Lagerhalle die vollgestellt war mit Kartons. Alexander bugsierte ihn direkt in ein etwas verwahrlostes Büro und hieß ihn auf dem Sofa Platz zu nehmen, während er selbst sich an den Computer setzte.

1 Kommentar:

  1. Es tut so gut, im Ausland heimatliche Klänge zu hören. Und es ist auch nicht ungefährlich, denn vor lauter Dankbarkeit könnte man an die falschen geraten.
    Aber dieser Alexander scheint ihm ja wirklich helfen zu wollen. Wie gut, dass er hin und wieder mit seiner Frau telefoniert und der Kollege es hören konnte, um die Sprache zu erkennen.

    Allerdings wird der Plan nun schwierig. Mykola spricht nur ukrainisch, das heißt er braucht auch ein heimatliches Schiff oder zumindest jemanden, der dort seine Sprache spricht, damit er die Befehle überhaupt versteht. (Wundert mich eh, dass er nicht aus Odessa gestartet ist). Na gut, als Leichtmatrose kann man dir deine Aufgabe sicher auch mit Händen und Füßen erklären und dich dann alleine lassen... hm..

    Aber auf den heutigen Schiffen einfach so anheuern? Sind die nicht sowieso so knapp wie möglich besetzt? Wahrscheinlich hat er da nur Chancen auf diesen Seelenverkäufern oder ausgeflaggten Schiffen und auch nur, wenn ein Matrose nicht zum Dienst erscheint. Vielleicht versucht ers mal in diesem Seemannsheim oder der Seemannsmission. Die sollten doch wissen, wen man fragen muss.

    Ich bin echt mal gespannt, ob er es schafft und wenn, wie er es schafft. Seine Begründung klingt für fremde Ohren zumindest gut. Wie rührend.. Papa sucht sein Töchterlein. Seine Frau scheint er demnach nicht zu vermissen.

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