Dienstag, 3. Juli 2012

Noctambule III: Unermüdliche Suche

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Sergej war mächtig erleichtert, als Armand endlich die Augen wieder aufschlug und seinen Freund mit einem gewissen Unverständnis ansah. Er grinste Armand an und hob mahnend den Finger an die Lippen.
"Wir sind hier halbwegs sicher." murmelte er.


Armand nickte und schloss die Augen wieder. Vorsichtig tastete er nach seinem Rücken und verzog das Gesicht. Sergej nicke und zog die Stirn kraus, während Armands Finger den provisorischen Verband abtasteten, den Sergej angelegt hatte. Die Frage, woher der Stoff für den Verband kam, klärte sich rasch bei einem prüfenden Blick auf Sergejs nackten Oberkörper. Das Hemd also hatte dafür herhalten müssen.
"Du wirst eine Weile nicht besonders beweglich sein. Aber wenn wir es schaffen, deinem Freund zu entwischen, kommen wir schon irgendwie zu unseren Frauen, denke ich." meinte sein Freund zuversichtlich. Armand knurrte unzufrieden vor sich hin.
"Wir haben erst dann Ruhe vor dem, wenn er tot ist." meinte er verbissen. Sergej fuhr sich durch die lockigen Haare und betrachtete seinen Freund nachdenklich.
"Das fürchte ich auch, aber wir haben keine besonders guten Chancen. Du bist nicht so ganz fit, altes Haus." Sein schiefes Grinsen wirkte ansteckend und löste auch bei Armand für einen Augenblick Erheiterung aus. Doch auch ihm war klar, dass er ohne frische Nahrung wesentlich länger für eine Regeneration brauchte, als sie es sich erlauben konnten.
"Gib mir ein paar Stunden, dann bin ich wieder ganz der Alte. Naja, fast." raunte er und versuchte vorsichtig, eine bequemere Lage zu finden. Sergej streckte sich ebenfalls aus, wobei er vorsichtig ein paar kleine Zweige aus seinen Haaren zog. Eine Weile schwiegen sie beide, bis Armand vorsichtig den Kopf drehte. Er hörte das Fauchen und Knistern des Feuers und wirkte ungläubig.
"Wo sind wir?" fragte er langsam. Sergej setzte erneut ein Grinsen auf.
"Ganz nah an der Scheune. Ich dachte mir, dass wir hier in der Nähe wohl sicherer sind als auf der Flucht ohne zu wissen, wo wir uns verstecken können. Außerdem konnte ich dich nicht so weit tragen. Dein und mein Gewicht hinterlassen doch ganz schön tiefe Spuren." Er sah Armands ungläubiges Staunen und die Zweifel in den schwarzen Augen.
"Schon gut, ich war noch mal draußen und habe unsere Spuren versucht zu verwischen. Trotzdem.. weit wären wir nicht gekommen." beruhigte Sergej ihn hastig. Doch Armand wirkte unzufrieden. Er sagte nichts zu Sergejs Plan, doch war er sich absolut sicher, dass er selbst an Fabrizios Stelle als Erstes die nähere Umgebung absuchen würde.
Die beiden Freunde schwiegen lange und versuchten, sich mit einem leichten Schlaf zu erholen. Sergej schlief dabei wesentlich weniger als dass er grübelte. Er konnte nicht beurteilen, ob Armand das auch tat, doch an den Atemzügen, die teilweise recht tief zu hören waren, erkannte er schon die eine oder andere halbe Stunde des tiefen Schlafs. Beide Männer fuhren aus ihrem erholsamen Schlaf hoch, als sie den langen, qualvollen Schrei einer jungen Frau hörten, der in ein Wimmern überging und schließlich erstarb.

Fabrizio hatte nicht damit gerechnet, die Frauen tatsächlich zu finden. Allerdings war schon eine kleine Hoffnung da gewesen, zumal eine menschliche Frau und eine schwangere Vampirin nicht wirklich schnell sein konnten. Nachdem er mit Carlos durch den Wald gespurtet war und sogar den Waldrand erreicht hatte, gab er die Suche schließlich auf. Ein einziges Mal hatte er kurz gezweifelt, ob die Umkehr richtig war. Der seltsame Geruch bei diesem Schlammloch hatte ihn skeptisch gemacht und irgendetwas in ihm war sicher gewesen, dass er nun eine Spur hatte.
Aber selbst die guten Augen von Carlos hatten eine kleine Spur entdeckt. Auf dem Rückweg hörte er kurz einen kleinen, hellen Ton, der ihn stutzen ließ, doch nach so einem Gewitter mochte ein Kauz dem anderen fragend zurufen und da sich der Laut nicht wiederholt hatte, war seine Konzentration geschwinden. Die Nacht war noch jung und es war genug Zeit, einen Haushalt im Randgebiet der Stadt zu eliminieren, um den Hunger zu stillen.
Sein Groll auf Armand war durch die toten Kameraden nur noch gestiegen. Er machte sich nicht die Mühe, die Kameraden zu beerdigen. Sie würden im Licht zerfallen und verschwunden sein. Das musste genügen. Viel mehr begann er sich zu überlegen, wie er Armand langsam und qualvoll sterben lassen konnte und sein Ideenreichtum war groß.
Das Armand verletzt war, störte ihn nicht. Er wusste, dass Armand nicht daran sterben würde. Zumindest nicht gleich.
Seine Heilkräfte waren aber geschwächt und ein Tag in der Sonne würde ihm mächtig zusetzen. Den Freund würde er schneller töten, allerdings vor den Augen von Armand. In Fabrizios Fantasie hatte Armand auch zuzusehen, wie die Frauen leiden durften doch die waren unauffindbar verschwunden. Irgendwo im Wald oder sie hatten es tatsächlich sogar geschafft, eine wesentlich größere Strecke zurückzulegen. Fabrizios Augen suchten immer wieder den Wald nach einer Höhle oder irgendeiner Art Ausgang ab, nicht bereit einfach aufzugeben.
Natürlich gab es noch die Möglichkeit, dass der Gang unter dem abbrennenden Haus nur eine Art Versteck war und gar keine Öffnung auf der anderen Seite hatte. Er nahm sich vor, das zu untersuchen, sobald das Feuer herunter gebrannt war. Vorausgesetzt natürlich, der Zugang wäre noch erreichbar. Wenn nicht, wären die beiden Weiber ohnehin eingeschlossen und würden darin entweder ersticken oder verhungern. Beides war ihm recht, auch wenn er sie viel lieber selbst getötet hätte.

1 Kommentar:

  1. Fabrizio frisst sich völlig in seinen Hass hinein. Er verbeisst sich darin und macht Fehler um Fehler.

    Er hat niemanden in den Gang geschickt. Dabei war nur das die Möglichkeit herauszufinden, wo genau dieses Loch enden würde. Er hatte zwar gut geraten, dass dieser im Wald enden würde. Doch er hätte wissen können, dass mn den Eingang wohl so gut verstecken würde, dass ihn nicht jeder Depp gleich findet.

    Seine Grausamkeit und seine Gier nach Rache übermannen ihn völlig, so dass er sogar seiner Intuition nicht vertraut hat, als er ganz nah war.

    Nun - unseren Helden kommt es zugute, dass er so unkonzentriert ist. Aber ich frage mich, wer bei solch respektlosem Verhalten, wie er es den Kameraden gegenüber an den Tag legt, der nächste sein wird, der seine Meinung zum Anführer ändert.

    Armand - erhol dich gut. Du wirst Kraft brauchen.

    LG
    Joe

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