Samstag, 14. Juli 2012

S-Bahn-Linie 3

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Für einen Augenblick wollte Mykola alles hinwerfen und zurück in die Ukraine fahren. Doch dann begann die Dame zu erklären wie er dort hinkommen würde. "Sie brauchen nur mit der S3 zu fahren.", erklärte die Dame. "Ess drei?", wiederholte Mykola verwirrt. "Die Schnellbahn. Die Linie drei. Die fährt von hier bis direkt zur Königsstraße. Dort ist das Hafenamt. Sie brauchen nicht einmal umzusteigen. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde. Allerdings ist es ganz schön weit zur Haltestelle." Mykolas Augen hatten angefangen aufzuleuchten, doch das erlosch sofort wieder.

"Sie können mit David zur Haltestelle fahren. Er muss gleich die Post wegbringen. Da können Sie mitfahren. Er setzt sie dann dort ab." Mykola wusste nicht, wie ihm geschah. Allenthalben traf er hier in Deutschland auf Leute, die sich mit ihm unterhalten konnten. Und man begegnete ihm mit so viel Freundlichkeit. Er ging auf den Tresen zu und schüttelte der Dame die Hand. Damit hatte die nicht gerechnet, aber sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln. "Setzen sie sich doch grad dort vorn hin. David kommt gleich hier vorbei um die Post abzuholen. Eine Viertelstunde vielleicht noch. Möchten Sie einen Kaffee?"

Wenig später saß Mykola in einem knallroten Kombi, mit der Firmenaufschrift der Hamburger Hafen-AG. Die Fahrt verlief schweigend. David sprach weder Ukrainisch noch Russisch. Er hatte versucht mit Mykola auf Englisch ins Gespräch zu kommen. Doch das war gescheitert. David war nicht ganz klar gewesen, wieso er so einen abgerissenen Typen mit zur S-Bahn-Station nehmen sollte und hatte sich auch erst weigern wollen. Aber der Charme der Empfangsdame war absolut entwaffnend und sie hatte den Kerl wohl in ihr Herz geschlossen.

An der S-Bahnstation angekommen bedankte sich Mykola so gut er konnte auf Deusch und ging zu den Gleisen. Es war nicht schwer herauszufinden, welches die richtige Richtung war. Der Fahrkartenautomat blieb ein Rätsel für ihn. Die vielen Piktogramme und Abbildungen der Tarife wollten es ihm nicht möglich machen ihm ein Ticket zu entlocken. Während er noch rätselte, rollte die S-Bahn ein und er entschied sich, es ohne Karte zu versuchen. Geschafft ließ er sich auf einen Sitz fallen und stellte seine Tasche auf dem Sitz daneben ab. Die Bahn war ziemlich leer. Er lehnte sich zur Seite, ließ einen Arm hinunterhängen, den anderen wickelte er um das Trageband seiner Tasche. Dann schloss er die Augen.

2 Kommentare:

  1. auha.. fataler Fehler. Wenn jemand die Überwachungskameras im Auge hatte und sah, dass Mykola keine Karte zog, aber die Bahn bestieg, werden am nächsten Bahnhof zwei nette Herren in schwarzer Uniform mit der Aufschrift "Security" zusteigen. Sie begleiten einen Herrn in Zivil, der sich gerne Fahrkarten anschaut und sogar das Recht dazu hat.

    Hoffen wir mal, dass er mit der Schwarzfahrerei Glück hat und nicht erwischt wird. Dann sollte er aber auch nicht einschlafen :) Sonst verpasst er noch die Zielstation.
    Er hat aber auch wirklich Glück, dass er so hilfsbereiten Menschen begegnet. Es gibt auch andere in Hamburg, die eher mürrisch sind. Aber als Hamburgerin bin ich natürlich hoch erfreit, dass die Stadt so gut abschneidet :D

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  2. @KayGee also ich war erst einmal in hamburg, aber ich muss ehrlich sagen egal wo ich mit welcher person auch immer zutun hatte es waren wirklich alle höflich gewesen, ich hab meinen urlaub in hamburg so echt gut in erinnerung behalten:)

    und irgendwie hoff ich auch das er nicht kontrolliert wird oder wieder glück hat und ne nette person gegenüber steht, tut ein ja schon fast leid der kerl...will aber endlich wissen was seine motive sind :D

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