Freitag, 20. Juli 2012

Man möchte mit Ihnen reden

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Hillary ließ ihren Wagen über die Vorortstraße rollen. Schon hier reihte sich eine Villa an die andere. Die Häuser waren weit von der Straße zuückgezogen und der Abstand der Garagenauffahrten zeigte an, wie breit hier die Grundstücke angelegt waren. Um hier zu wohnen musste man es schon geschafft haben einen Haufen Geld für ein Haus übrig zu haben. Die teuren Wagen, welche in den Einfahrten blitzten komplettierten das Bild. Schließlich kam Hillary zu der Querstraße und staunte nicht schlecht.

Ähnlich einer kleinen Zollstation war hier eine Schrankenanlage aufgebaut und Metallteile im Boden verrieten, dass sich Reifenschlitzer im Asphalt verbargen. "Oh mein Gott.", entfuhr es Hillary. Sie hatte schon das Apartementgebäude, in dem Nadjas Mama mit ihrer jüngeren Tochter lebte, als uneinnehmbare Festung empfunden. Wie sollte sie hier hineinkommen? Der Blick durch die Schranke eröffnete ihr, wie die Häuser dahinter wohl aussahen. Hier im vorderen Bereich gehörten Gartenzäune oder Mauern zur Straße hin eher zur Ausnahme. Im Bereich hinter dem kleinen Checkpoint hatte jedes Haus eine solche Sicherung. Und zu allem Übel wurde die Schranke auch noch von einem uniformierten Sicherheitsbeamten bewacht.

Kopfschüttelnd und mit einem Anflug von Nervosität ließ sie ihren Wagen vor die Schranke rollen. Als der Sicherheitsmann sah, dass sie offensichtlich über keinen Zugang verfügte, löste er sich von seiner Position und kam ans Fenster. "Guten Tag, Ma'am.", nichte er höflich und tippte sich an die Mütze. "Ich müsste hinein. Zu Hausnummer 12.", erklärte Hillary so gelassen wie möglich. "Werden Sie erwartet?", kam es vom Sicherheitsmann zurück. "Nein. Ich möchte einfach so vorsprechen." Noch bevor sie zuende gesprochen hatte, schüttelte der Mann den Kopf. "Ich kann Sie nicht vorlassen, wenn vom Haus keine Genehmigung vorliegt.", erklärte er trocken.

"Aber ich rufe gern dort an und frage. Wie ist denn ihr Name und wen wünschen Sie zu sprechen?" "Ich möchte Nadja Musarova sprechen. Ich bin amtliche Sozialarbeiterin.", erklärte Hillary kühn. "In dem Fall müsste ich ihren Dienstausweis sehen.", konterte der Wachmann. Hillary ließ ein genervtes Brummen hören und presste die Zähne aufeinander. Sie kramte in ihrer Handtasche ihren Dientausweis hervor und hielt ihn dem Wachmann hin. Der nahm ihn wie selbstverständlich aus der Hand und ging damit zu einem kleinen Telefon. Eine Glasscheibe war so montiert, dass er sie weiterhin sehen konnte, aber sie vom Gespräch nichts verstehen konnte.

Der Wachmann betrachtete den Ausweis kritisch. Sozialarbeiter waren nichts was in dieser Siedlung regelmäßig auftauchte. Aber es stand ihm nicht zu nach dem Grund des Besuchs zu fragen. Damit sollte man sich im Haus selbst herumschlagen. Er musste nicht lang warten, bis sich am anderen Ende jemand meldete. "Wache hier.", erklärte er sich, "Hier steht eine Mrs. Hillary York. Sie weisst sich als Sozialarbeiterin aus und möchte Miss Nadja sprechen." Geoffrey zog die Stirn kraus. "Sozialarbeiterin?", wiederholte er kritisch um sicherzugehen, dass er sich nicht verhört hatte. "Ich sagte es doch: Sozialarbeiterin."

Geofreys Gedanken bewegten sich schnell. Die Herrschaft war nicht im Hause. Weder mit Nadja noch mit Joe war vor 19 Uhr zu rechnen. Und jetzt war es gerade halb vier. Für gewöhnlich zog er nichtmal ansatzweise in Betracht Leute hereinzulassen, wenn es nicht ausdrücklich genehmigt war. Doch die Tatsache, dass die Frau Sozialarbeiterin war machte ihn stutzig. "Holen Sie mir die Dame doch bitte ans Telefon.", erklärte Geoffrey. "Es kommt noch ein Anruf in zwei Minuten.", erklärte der Wachman. Dann ging er zurück zu Hillary an den Wagen und übergab den Ausweis. "Man möchte mit Ihnen reden.", nickte er. Hillarys Gesicht leuchtete auf. Es gab also doch noch Menschen die etwas auf die Obrigkeit gaben. "Am Telefon.", fügte der Wachmann an. "Setzen Sie bitte zurück und parken dort rechts vor dem Wachgebäude. Um die Ecke ist ein Telefon angebracht. Die Verbindung wird für Sie hergestellt." Hillarys Miene gefror zu Eis.

3 Kommentare:

  1. Hehe, find ich gut. Da wird es der Schrulle richtig schön schwer gemacht an Nadja, Joe oder Lelya heran zu kommen... Hoffe sie bekommt noch ein paar Steine in den Weg gelegt.

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  2. Lieber, guter Geofrey *zwinker*
    Der Mann weiß was sich gehört. Der wird nix sagen und wenn die Tante mit Nadja sprechen möchte, kann sie ja einen Termin machenund Abends wieder kommen....dann ist auch joe da.
    *Hände reib*
    Hoffentlich klaut die dann aus dem Haus keinen Aschenbecher oder so *lach*

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  3. Also wirklich! Eine Sozialarbeiterin in einem Viertel, in dem die sozial starken Familien leben... welch schändlicher Anblick! *kicher*
    Aber die Wachleute sind ja diskret und mein heißgeliebter Geoffrey macht seine Arbeit wie immer sehr gut. Man spricht mit dem Subjekt, aber Einlass... das ist noch zu prüfen. Bewähre dich, liebe Sozialtante, und siehe, was geschieht!

    Hillary kapierts einfach nicht. Die Familie hält zusammen und hat offenbar die nötigen Mittel, um sich selbst helfen zu können. Madame will doch nur noch ihre eigene Neugier befriedigen. Eine saftige Beschwerde durch Joe könnte sie unter Umständen den Job kosten. Bin gespannt, was Geoffrey nun tut bzw. sagt.

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