Dienstag, 24. Juli 2012

Heute Arbeit

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Alexander hörte staunend, welche Reise Mykola hinter sich gebracht hatte. Sie saßen in dem kleinen Büro neben der Halle und Mykola erzählte schon eine Weile lang, wie es gelaufen war. Alexander bekam ein schlechtes Gewissen. "Ich hätte nie gedacht, dass das Arbeitsamt jetzt Seeleute vermittelt.", meinte er schließlich entschuldigend. Mykola zuckte die Schultern und lächelte. "Wenn ich dort Arbeit bekomme ist es doch wunderbar." "Wollen wir es mal hoffen. Das Arbeitsamt hat in Deutschland keinen besonders guten Ruf."

Wie versprochen überließ Alexander Mykola das Sofa im Büro für die Nacht und sie verabschiedeten sich. Kurz regten sich bei ihm Bedenken einen fast völlig Fremden im Büro übernachte zu lassen. Doch dann siegte sein Vertrauen in den Landsmann. Mykola kam ihm wirklich authentisch vor und er hatte vollstes Verständnis, dass er nach Amerika wollte um seine Tochter zu finden. Außerdem konnte er nicht viel anrichten. Der Computer im Büro war völlig veraltet und somit wertlos und die Waren in der Halle zu schwer um sie wegzutragen.


Am nächsten Morgen stellte er fest, dass er nicht enttäuscht worden war. Als Alexander wieder war Mykola gerade dabei in der kleinen Toilette eine Katzenwäsche zu machen. Als er herauskam begrüßten sie sich herzlich. Mykola allerdings war aufgeregt wie ein Kind. Ob es nun heute etwas werden würde mit einer Heuer für die Überfahrt? Diesmal ließ er seine schwere Tasche gleich bei Alexander in der Halle und machte sich beschwingt auf den Weg zum Arbeitsamt.

Auf Alexander wirkte der Optimismus einfach überwältigend. Mykola schien sich kaum Gedanken zu machen und auch alle Bedenken, die am Vorabend geäußert worden waren, schienen völlig vergessen. Zum Beispiel hatte Alexander angezweifelt, dass das Arbeitsamt Ausländern mit Touristenvisum und ohne Arbeitserlaubnis überhaupt eine Stelle geben würde. Mykola hatte trocken gesagt, er wolle ja nicht in diesem Land sondern auf einem Schiff arbeiten. Außerdem sprach er nur wenige Worte deutsch und recht gebrochen russisch. Das würde im Arbeitsamt sicherlich nicht ausreichen. So hatte Alexander angeboten, erneut seine Mittagspause zu opfern um beim Übersetzen zu helfen.


Erfreut entdeckte Mykola hinter dem Empfangstresen den Mann, der ihn gestern weggeschickt hatte. An diesem Vormitta war hier reichlich los. Ständig liefen Leute mit Akten in der Hand durch die Eingangshalle. Auch am Tresen hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Fasziniert schaute Mykola sich um, während er wartete. "Heute Arbeit?", fragte er triumphierend den Mann hinter dem Tresen. Der konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Ja. Heute Arbeit.", gab der erstmal zurück. "Arbeit auf Schiff!", verkündete Mykola, nicht ohne einen gewissen Stolz. "Arbeit auf Schiff - andere Tür.", erklärte sein Gegenüber und begann eine kleine Skizze aufzumalen.

1 Kommentar:

  1. Dass er nun eine Skizze bekommt und erneut weggeschickt wird, könnte ihn ja vielleicht entmutigen *hoff* Alexander ist recht realistisch eingestellt, aber offensichtlich hat Mykola keine Lust sich entmutigen zu lassen. Ich rätsle immer noch, was er von seiner Tochter will. Und von welcher? Immerhin hat er zwei Töchter, redet aber nur von einer.

    Meint er, dass er bei Maria noch Chancen hat? Oder doch lieber bei Nadja? Ich vermute, bis er in den Staaten ankommt, bzw. in Seattle, ist er schon Opa ohne es zu wissen :)
    Sein Sohn scheint ihn ja auch nicht zu interessieren. Von dem spricht er gar nicht. Wobei das alles auch nichts bedeuten muss, denn der Herr Autor berichtet ja nichts über die Gedanken und Gefühle von Mykola. Und ich vermute sogar, das macht er absichtlich! Ich kenn den langsam!

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