Mittwoch, 27. April 2011

Noctambule II: Rückblick - Der zerbrochene Krug

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II


Krim 1345

Weder Armand noch Sergej hatten besondere Mühe, die beiden Schwestern für sich zu gewinnen. Auch ohne, dass sie ihre manipulierenden Fähigkeiten einsetzten, himmelten die Mädchen sie bald an. Dennoch war die erste Woche mit ihnen anstrengend, da einer der Freunde sich tagsüber blicken lassen musste, um sie einzuweisen.
Das Verbot, Tageslicht in die Räume zu lassen, wenn ihre Herren anwesend waren, nahmen die Mädchen als verrückte Lebensart hin und beschlossen, dass es dann ja auch kein Wunder sei, dass die beiden Männer so blass blieben.

Da das Haus nahe an der Stadtmauer lag, kam schnell die Frage der Versorgung auf und die Mädchen erhielten die Erlaubnis, täglich gemeinsam zum Brunnen zu gehen, um genug Wasser für alle zu besorgen. Natürlich überlegten die Beiden, ob sie eine Flucht wagen sollten, verwarfen diese Idee aber schnell wieder.
Zum einen hatte man ihnen schon auf ihrer langen Reise eingeschärft, dass auf Flucht die Todesstrafe stand und man sie vorher bis aufs Blut auspeitschen würde. Zum anderen wussten sie den Weg nach Hause nicht und Sitis Hauptargument war, dass es ihnen hier ja gut ging, wenn sie gehorsam blieben. Ihre Herren waren zwar ein wenig seltsam, aber schließlich hatten Männer das Recht, so eigenartig zu sein, wie sie nur wollten. Sie aßen sehr wenig, wenn sie tagsüber mal wach waren und sich zu den Mädchen gesellten. Trotzdem gingen die Vorräte schnell zur Neige und sie erhielten die Erlaubnis, einkaufen zu gehen.

Den Markt zu entdecken, war ein Erlebnis. Im Grunde war die ganze Stadt ein faszinierendes Abenteuer für Siti und Ebru. Aufgeregt erkundeten sie Straßen und Wege, sogen die Sprache auf wie ein Schwamm und übten gemeinsam den ganzen Tag lang die Aussprache. Natürlich versuchten sie erst einmal, ihre heimischen Essgewohnheiten wieder aufzunehmen, scheiterten aber schnell an den fehlenden Möglichkeiten, Fleisch erst in Blätter, dann in getrocknetem Kuhdung einzuschlagen und es auf glühenden Kohlen im Boden zu vergraben. Außerdem gab es in diesem Haus keine vernünftigen Werkzeuge, um Getreide zu mahlen oder Fleisch zu räuchern und so mussten sie sich von Sergej zeigen lassen, wie man in Töpfen kochte.

Armand hielt sich aus den Küchenaufgaben heraus mit den Worten, davon noch nie eine Ahnung gehabt zu haben und auch keine haben zu wollen. Er war damit zufrieden, ab und zu in der Nacht auf die Jagd zu gehen und zu sehen, dass die Mädchen sich hervorragend einlebten. Das Haus wurde sauber gehalten und die Wäsche wurde gut gewaschen. Die Mädchen sangen bei der Arbeit Lieder aus der Heimat, schnatterten in ihrer Muttersprache und erfüllten das Haus bald mit hellem Lachen, was die beiden Freunde schmunzeln ließ.
Sie bekamen Geld, um sich Stoffe für neue Kleider zu kaufen und nähten sich bunte Kleider in den Farben heimischer Traditionen. Ihnen wurde sehr schnell klar, dass sie es wirklich besonders gut getroffen hatten, denn auf dem Markt begegneten sie genügend Sklaven, deren gebeugte, ängstliche Haltung auf deren Behandlung schließen ließ.
Schon am fünften Tag verwirrte sie der Menschenauflauf vor dem Marktplatz und erfuhren, dass es eine öffentliche Auspeitschung eines geflohenen und wieder eingefangenen Sklaven geben würde.
Die schrecklichen Schmerzschreie brachten Ebru zum Weinen und sie floh so schnell es ging mit ihrer Schwester nach Hause zurück. Siti konnte sie kaum beruhigen. Die öffentliche Bestrafung hatte ihre abschreckende Wirkung bei Ebru voll entfaltet und sie wurde noch eifriger. Als sie an diesem Abend einen teuren Weinkrug fallen ließ, blieb sie nach ihrem Schreckensschrei wie versteinert in den Scherben stehen und starrte ängstlich auf die Tür ihres Herren.
Der Lärm holte ihn tatsächlich sofort aus dem Zimmer. Offensichtlich hatte er tief geschlafen, denn sein Hemd war zerknittert und hing zum Teil aus der Hose. Seine langen, schwarzen Haare waren offen und hingen ihm wirr in sein blasses Gesicht, aus dem die Augen mit wildem, erschrockenen Blick prüfend die Situation abtasteten. Als er erkannte, dass nur ein harmloser Krug ihn geweckt hatte, entspannte sich sein Körper wieder, doch lagen seine Augen fragend und prüfend auf der zitternden Ebru.

3 Kommentare:

  1. wie kommt denn ein teurer weinkrug in diese absteige :) aber so schlimm wirds schon nicht werden

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  2. Für Ebru ist alles teuer, was man kaufen muss :)

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  3. Wie Ebru wohl zittern würde, wenn sie wüsste, was ihr Herr ihr als Bestrafung alles antun würde?

    Doch ich denke in diesem Fall kommt sie vielleicht mit ein wenig Haue davon? Armand hat, zumindest 450 Jahre später ja durchaus eine Vorliebe für hübsche Popos, die er ein wenig bearbeiten kann.

    Und die Mädchen hatten sich doch schon damit abgefunden, "eheliche Dienste" leisten zu müssen. :) Ob die wussten, wie die aussehen werden?

    Gruß
    Joe

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