Dienstag, 12. April 2011

Noctambule II: Rückblick - Auf nach Kaffa!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II


Krim 1345

Die beiden Freunde hatten mehr als genug von den Kontakten zu Nefandii. Es war eine Sache, sich selbst als Mörder zu sehen, weil sowohl Sergej als auch Armand beide einen Artgenossen umgebracht hatten. Doch die Gesetzlosen, die von den Vampiren allgemein als Nefandii bezeichnet wurden, waren völlig skrupellos und genossen das Leben außerhalb aller Gesetze und Grenzen.
Die beiden Männer fühlten sich nicht gesetzlos und wollten beide nicht ausgestoßen sein. Dennoch schienen im Moment die Kontakte zu Artgenossen eher problematisch zu sein und so beschlossen sie, erst einmal alleine zu bleiben. Armand, der dieses Einzelgängerleben schon kannte, hatte wenig Probleme damit. Sergej hingegen vermisste das "Familienleben" durchaus und in sentimentalen Momenten erzählte er gerne von seinen Erlebnissen und dem guten Gefühl des Schutzes einer Familie.

Es zog die Beiden weiter nach Osten und so näherten sie sich ohne Zeitdruck der alten russischen Heimat Sergejs. Während Sergej aufblühte und seine Heimatsprache genoss, musste Armand mühsam einige Brocken dieser Sprache lernen. Er erfuhr, dass er keinerlei Sprachtalent besaß und musste sich oft herzlich von seinem Freund auslachen lassen, wenn er sich wieder einmal die Zunge bei der Aussprache verknotete.
Je tiefer sie in das russische Land eintauchten, desto weiter schien sich die Zeit zurückzudrehen und Armand wurde zum ersten Mal in seinem Leben bewusst, wie modern sein Leben in Frankreich gewesen war und wie wenig mühsam im Vergleich zu den einfachen Bauern hier im russischen Hinterland.
Die Menschen alterten noch viel früher dank fehlender medizinischer Betreuung, unausgewogenem Essen und harter Arbeit. Der Aberglaube war noch viel tiefer verwurzelt und die Gefahr, als Vampir enttarnt zu werden, stieg drastisch an, denn mit der Bereitschaft an Gott, Teufel und Dämonen zu glauben wuchs auch die Überzeugung, dass Vampire existierten und Nacht für Nacht das Leben der Menschen bedrohten.
Beide Männer wollten sich nirgendwo niederlassen. Armand genoss das Temperament der russischen Frauen und hatte seinen Spaß daran. Hatte er sie erst einmal in seinen Bann gezogen, zeigten sie sich hemmungslos, leidenschaftlich und sehr bereit zu sehr verdorbenen Dingen, die sie wohl normalerweise niemals zugegeben hätten.
Aber es war nicht einfach, eine Frau überhaupt in seinen Bann zu locken. Die Männer behüteten sie eifersüchtig und verboten ihnen, nach Einbruch der Nacht die Häuser zu verlassen. So teilten sich Sergej und Armand die Aufgabe, den Mann zu töten und die Frau zu nehmen und danach ebenfalls zu erlösen. Die Morde blieben größtenteils unaufgeklärt und oft unentdeckt, da sie versuchten, abgelegene Höfe zu überfallen. Oft genug mussten sie dennoch den Hof umgehen, weil die Bauern zahlreiche Kinder hatten und keiner von Beiden wollte Kinder umbringen.
Hin und wieder konnten sie größeren Handelsstrecken folgen und den einen oder anderen Reisenden überfallen, der nicht auf die Warnungen vor Räuberhorden hatte hören und sich keinen Karawanen anschließen wollte. So wuchs auch das Vermögen der beiden Freunde allmählich weiter an, bis sie auf einen Teil der Seidenstraße stießen.
Hier hörten sie zum ersten Mal von der reichen Stadt der Genueser, die auf der Halbinsel Krim eine Stadt aufgebaut hatten. Diese Hafenstadt war das Ziel der meisten Reisenden, bot sich hier doch der größte Handel und schließlich auch die Heimkehr per Schiff.
Neugierig geworden folgten Sergej und Armand den Reisenden auf die Halbinsel, wobei sie im Süden steile Gebirgsketten sehen konnten und schlugen sich nachts durch die Ebene vor Kaffa, bevor sie den ersten Blick von einer leichten Anhöhe hinunter auf die malerische Hafenstadt werfen durften, die von dem nächtlichen Fackellicht in eine rötlich schimmernde Glocke gehüllt wurde.

Kaffa schmiegte sich in die Bucht des schwarzen Meeres und bereits aus der Ferne konnte man sehen, dass die Stadt durch den Hafen lebte. Verschiedene Kirchen und Moscheen hoben sich von diversen Hügeln, eine große Festung thronte über der Stadt und signalisierte machtvolle Abwehrstärke.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren erreichten die Freunde eine wirklich große, summende Stadt und grinsten sich zufrieden an.
"Willkommen in der Zivilisation." meinte Sergej vergnügt und marschierte fröhlich auf die Stadtmauern zu.
Armand folgte ihm mit langen Schritten. Neugierig sog er alle Eindrücke in sich auf. Hier herrschte sogar nachts turbulentes Leben. Ständig liefen Schiffe ein, die Soldaten der genuesischen Kriegsflotte vergnügten sich in den Vierteln der Unterstadt, ein riesiges Areal des größten Sklavenmarktes Europas war auch in der ersten Hälfte der Nacht überfüllt mit neuen Sklaven und interessierten Käufern.
Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft sollte die beiden Freunde die restliche Nacht kosten. Doch fanden sie endlich, was sie brauchten ein wenig außerhalb der Stadt in einer verlassenen, heruntergekommen, alten Schmiede.
"Wie kann man so blöd sein, so weit draußen eine Schmiede zu bauen?" wunderte sich George bei der Besichtigung des kleinen, teilweise verfallenen Hauses. Armand zuckte mit den Schultern.
"Der dachte vielleicht, er ist dann besser für die Bauern zu erreichen?" schlug er vor und steckte den Kopf in eines der Schlafzimmer. Zum Zeichen, dass er sich für ein Zimmer entschieden hatte, warf er seinen Umhang und die Tasche in diesem Zimmer auf den Boden.
Sergej wählte das Zimmer am Ende des Flures und plumpste zufrieden auf einen alten Hocker, der prompt unter seinem Gewicht zusammenbrach. Fluchend rappelte er sich aus den Holzteilen hoch und trat die Stücke zornig Richtung Feuerstelle.
"Gut, als erstes besorgen wir uns ein wenig Einrichtung. Und dann interessiert mich der Sklavenmarkt. Wir könnten uns einen halten, was meinst du?" Armand zuckte mit den Schultern, wirkte aber nicht abgeneigt.
"Wenn schon, dann eine Sklavin." meinte er mit anzüglichem Grinsen und Sergej verdrehte die Augen.
"Von mir aus auch eine Sklavin! Nein, ich denke, dann sollten es zwei sein." Armand schlug ein und griff nach seinem Geldbeutel. Aufregung ergriff ihn, denn er spürte, dass nun ein neues Kapitel in seinem Leben begann.

2 Kommentare:

  1. Ach ich liebe die Rückblicke. Auch wenn ich lieber wüsste, was mit Maurice passiert. Dennoch ist es interessant, wo Armand seine Vorliebe für Sklavinnen her hat :)

    Jetzt bin ich gespannt, ob der Sklavenmarkt nachts geöffnet hat. Denn Tagsüber werden sie wohl kaum einkaufen gehen können?

    Ob sie jetzt mehr Zeit in Kaffa verbringen?

    LG
    Joe

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  2. Die Logik von Vampiren ist toll :D
    ich töte vater nd mutter aber die kleinen kiddis lass ich am leben, die werden sich schon durch boxen *lach*

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