Sonntag, 24. April 2011

Geräusch

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Fast eine Minute hatte Sebastian am Ausgang des Treppenhauses gestanden und überlegt. Doch ihm kam einfach keine Erklärung in den Sinn, wohin die Raucher verschwunden sein könnten. Der Gestank des Müllraumes war ihm dermaßen zuwider, dass er es nun wagen wollte, durch den Vorderausgang zu verschwinden. Prüfend schaute er sich noch einmal um. Dann packte er den Koffer am Griff und zog ihn hinter sich her.

Fast augenblicklich blieb er wieder stehen und fasste nun an den Tragegriff und hob ihn wieder hoch. Auch hier produzierten die Rollen einen vollkommen inakzeptablen Lärm. Er würde draußen auf der Straße, wenn er weit genug vom Haus weg war, den Koffer wieder rollen. Hier musste er jetzt noch einmal leise sein.

Leicht ächtzend trug er den Koffer durch den Eingang hinaus und den kleinen Zuweg hinunter bis zur Straße. Dann drehte er sich noch einmal um und schaute auf das Haus, dass jetzt für fast zwei Wochen seine Wohnung gewesen war. Es war zwar im Vergleich zu früher eine klare Verschlechterung, doch war es allemal besser gewesen als der Knast von Seattle. Hier hatte er eigentlich noch viel länger bleiben wollen. Aber diese blöden Gören hatten ihn aufgespürt. Diesmal musste er weiter weg. Es gab hier ein gut funktionierendes Bussystem, dass einen für wenig Geld weit weg brachte. Damit würde er irgendwo bis ins Herz Mexikos fahren und sich dort einen Job suchen.

Einmal mehr verfluchte er seine schlechten Spanischkenntnisse. Aber das würde sich hier schon noch legen. Er hatte einen Reiseführer dabei und er würde einfach in einem der kleineren Touristenorte verweilen. Da war die Chance, dass Gretchen oder Nadja ihn wieder fanden, gleich null. Und Trotzdem sprach vermutlich fast jeder Englisch. Leise schritt er über die Straße in Richtung Busbahnhof. Als er die ersten 50 Meter zurückgelegt hatte, ließ er den Koffer wieder absinken und fasste nun an den Griff um ihn auf den Rollen zu bewegen. Zwar zerriss auch hier das Knirschen der Rollen auf dem Asphalt die nächtliche Stille. Aber hier erwartete er nicht, dass ihm jemand auflauerte.


Mary und Linda grinsten sich an. Als Sebastian vorbeigegangen war, hatten sie sich einfach in eine Dunkle Ecke gedrückt und er war tatsächlich vorbeigegangen ohne sie zu bemerken. Zwar fragten sie sich immer noch, warum er fast eine Minute am Treppenabsatz stehengeblieben war, doch das war egal. Nun folgten sie ihm in einigem Abstand. Und bis gerade hatten sie noch befürchtet, sie könnten ihn vielleicht verlieren, wenn sie die Distanz zu ihm zu groß werden ließen. Doch als sie sahen wie er den Koffer absetzte und nun laut scheppernd das Ungetüm hinter sich her zog, war auch diese Sorge verflogen. Dem Geräusch würden sie durch die halbe Stadt folgen können.

1 Kommentar:

  1. Ich sehe es schon kommen, dass Basti den Bus erwischt und wegfährt.. und dann gibt es eine wilde Verfolgungsjagd, ne Schießerei und Speedy Gonzales kommt als rettender Supermann *freufreu*

    Ob die Busse nachts fahren? Denke mal nicht. Und bei Mary und Linda scheint ja nun die Abenteuerlust geweckt worden zu sein. Trotzdem sollten sie mal Nadja anrufen und Bescheid geben.

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