Montag, 30. Juli 2012

Noctambule III: Hinterhalt

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Sergej drückte sich an den Baumstamm und diskutierte lautlos nur über Handzeichen mit seinem Freund, der die beiden Männer angreifen wollte. Es war keineswegs Feigheit, die ihn zögern ließ sondern die Sorge um seinen Freund sowie der Verdacht, in eine Falle zu geraten. Hinzu kam, dass einer der beiden Männer ihnen zur Flucht verholfen hatte. Sergej ging davon aus, dass dieser Mann keine besondere Gegenwehr an den Tag legen würde, doch widerstrebte es ihm auch, diesen Mann einfach zu töten.


Er kannte das Argument Armands ohne seine Gedanken hören zu können. Wer sich dem Falschen anschloss, musste auch damit rechnen, auf der falschen Seite zu sterben. Sergejs Skrupel blieben und er signalisierte Armand unmissverständlich, dass sein Verdacht in einen Hinterhalt zu geraten immer stärker wurde. Fabrizio und Carlos mussten sich irgendwo verstecken, sonst wären sie schon längst aufgetaucht.
Zu Sergejs Erleichterung ließ Armand sich überreden, abzuwarten. Er konnte sehen, wie der große Mann gegen den Baum sackte und versuchte, die Zeit zu nutzen, um sich zu entspannen und seinem Körper die Gelegenheit zu geben, sich zu erholen. Doch auch nach einer Stunde hatte sich nichts verändert. Einer der Männer hatte sich kurz einige Schritte von seinem Kameraden entfernt, um sich an einem Baum zu erleichtern und war dann wieder zurückgekehrt.
Die Wartezeit hatte das Zeitgefühl Sergejs verändert. Erst die Erkenntnis, dass es zu dämmern begann, riss ihn aus seiner beobachtenden Starre. Armand hatte die Augen geschlossen und schien im Stehen zu schlafen, doch Sergej kannte seinen Freund gut genug und starrte nur lange genug zu ihm, bis er erkannte, dass Armand die Augen wieder öffnete und sich suchend umsah. Als die Blicke der Freunde sich trafen, nickte Armand ihm entschlossen zu.
Bei Tagesanbruch brauchten sie eine sichere Unterkunft. Der Ausgang des Erdstalles war ein solcher Unterschlupf und auch Sergej war nicht länger bereit, ihn einfach den Feinden zu überlassen. Wenn Fabrizio und Carlos auf der Lauer lagen, würden sie in Kürze auftauchen müssen, um sich dem Erdstall zu nähern. Es war ein riskantes Spiel mit der Zeit und dem Sonnenlicht. Armand richtete sich auf und streckte sich leicht. Dann erstarrte er lauschend und auch durch Sergej schoss ein Zucken. Er hatte das Knacken zerbrechender Zweige ebenfalls gehört.

Fabrizio machte eine so offensichtlich abwinkende Handbewegung, dass sich spätestens jetzt auch dem letzten Zweifler das Aufgeben einer Hoffnung klar wurde. Armand schnaufte und spannte sich an, während Carlos ebenfalls aus dem Unterholz auftauchte und sich einige Blätter aus den Haaren schüttelte.
Weder Fabrizio noch Carlos sahen die Männer, die im vollen Tempo auf sie zu schossen. Der warnende Ruf Massimos kam nicht rechtzeitig genug, genügte Carlos jedoch immerhin noch, um sich verblüfft umzudrehen.
Der Aufprall von Sergejs Körper riss Carlos um, doch hatte er noch Zeit finden können, um seine Hände um den Hals seines Angreifers legen zu können. Damit schützte er sich im letzten Augenblick vor dem gefährlichen Gebiss Sergejs, das weit aufgerissen auf seinen Hals gezielt hatte. Ineinander verkeilt rollten die beiden Kontrahenten über den Waldboden und versuchten, den anderen in eine schwächere Position zu bringen.
Carlos war der Größere und Stärkere von Beiden. Zudem besaß Carlos die notwendige Skrupellosigkeit, bis zum bittersten Ende zu kämpfen. Sergej wusste das und mobilisierte alle Kräfte. Noch immer war keiner bereit, den anderen loszulassen. Carlos hielt den Hals seines Gegners mit verbissener Wut fest und versuchte mit aller Kraft zuzudrücken, was dadurch erschwert wurde, dass Sergej ihn zwang, mit ihm zusammen weiter zu rollen, um oben auf zu sein.
Doch die Körpergroße mit dem entsprechenden Gewicht von Carlos erschwerten Sergejs Versuche massiv. Die Luft ging ihm aus und sein Kehlkopf schmerzte höllisch, sodass er Mühe hatte, nicht in Panik zu geraten. Mit verzweifelter Wucht schlug er die flachen Hände auf die empfindlichen Ohren seines Feindes, der sofort aufbrüllte. Doch Sergej ließ nicht los, sondern packte die Ohren und presste nun seine Daumen gegen Carlos Augenhöhlen. Sofort ließ der Druck an seinem Hals nach. Carlos brauchte seine Hände, um sich von dem grausamen Druck auf die Augen zu befreien, doch Sergej ließ nicht locker. Stattdessen riss er seine Zähne weit auseinander und packte die Kehle seines Gegners.

1 Kommentar:

  1. Da hatten Sergej und ich den richtigen Riecher. Und gut, dass er Armand überzeugen konnte.

    Der hat jetzt eine Stunde mehr gehabt, sich zu erholen und seine Wut sollte ihm reichlich Kraft geben, sich zu wehren und zu kämpfen.

    Sergej hat sich den gefährlichsten des Quartetts vorgenommen und wird offensichtlich gerade ganz gut mit ihm fertig. Wenn er jetzt nur die Ruhe dafür bekommt und nicht jemand von hinten attackiert.

    Doch sie haben immer noch eine Übermacht gegen sich. Auch wenn sie die Überraschung auf ihrer Seite haben.

    Das wird bitter ausgehen. Für eine von beiden Seiten mindestens. Und es ist ein Kampf bis zum Ende. Denn in wenigen Minuten werden sie alle den Erdstall brauchen um sich vor der Sonne zu verkriechen.

    Und so sehr ich auf diese Szene gewartet habe, wüsste ich jetzt gern wie es um Anya, Miriam und Raoul steht.

    LG
    Joe

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