Samstag, 28. Juli 2012

Alaska

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mykola hatte etwas hilflos dagestanden, als Ursula plötzlich zum Leben erwacht war. "Ich habe da eine Idee, aber ich kann nichts versprechen.", waren ihre Worte gewesen, bevor sie sich an den Schreibtisch zurückzog und das Telefon in die Hand nahm. Völlig verdutzt blieb Mykola vorn stehen und wusste nicht ganz, was er davon halten sollte. Doch die Frau lächelte ihm immer wieder zu und nickte nur hin und wieder herüber. Mykola blieb etwas verloren vor dem Tresen stehen und wartete ab, was sie wohl vorhatte. Verstehen konnte er nichts von dem, was sie am Telefon sprach.

Es dauerte eine ganze Weile. Nacheinander wählte sie drei Nummern an und telefonierte jeweils für einige Minuten. Dann endlich legte sie den Hörer weg und brachte einen Zettel den sie während des letzten Telefonats geschrieben hatte nach vorn zu Mykola. "Ich kann nichts versprechen.", erklärte sie als Erstes und Mykola sah sie weiterhin verständnislos an. Sein Blick gierte aber immer wieder nach dem Zettel, den sie in der Hand hielt. "Arbeit?", fragte er nur aufgeregt.

Ursula musste spontan lächeln und nickte. "Arbeit." Sie schob den Zettel auf den Tresen und drehte ihn herum, so dass Mykola lesen konnte, was sie notiert hatte. Gleichzeitig versuchte sie in einfachen Worten zu erklären, was sie arrangiert hatte. "Das ist eine Firma für Kreuzfahrten. Sie fahren bald mit einem Schiff nach Alaska und vorher über die Westküste der USA. Dort arbeitet ein Bekannter von mir. Michail Kurischenko heißt er und er kommt aus Weißrussland. Ich denke du kannst mit ihm sprechen und er versucht eine Arbeit für dich zu finden. Aber es gibt nicht viel Geld."

Mykola hatte sehr aufmerksam zugehört und versucht zu erfassen, was Ursula da gesagt hatte. "Seattle ist nicht Alaska?", fragte Mykola vorsichtig. Ursula lachte. "Nein. Seattle ist nicht Alaska. Aber der Weg nach Alaska führt an Seattle vorbei." Mykola nahm etwas unbeholfen den Zettel, den sie hingelegt hatte. So ganz hatte er immer noch nicht kapiert, was sie da vorgeschlagen hatte. Aber sie hatte ihm einen Namen und eine Nummer aufgeschrieben und dazu auch eine Adresse. "Dort Arbeit?", vergewisserte er sich noch einmal. Ursula nickte. "Dort Arbeit. Wahrscheinlich.", fügte sie an. "Dann gehe ich dorthin.", verkündete Mykola und ergriff die Hand der zierlicen Frau über den Tresen und schüttelte sie heftig. Lächelnd sah Ursuala ihm nach. "Was es nicht alles gibt.", meinte sie amüsiert, als sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte.


"Kennst du dich auf einem Schiff aus? Bist du schon zur See gefahren?", kam die blecherne Stimme auf Russisch aus dem Hörer der Telefonzelle. "Es ist lange her. Über 20 Jahre. Aber ich habe im Maschinenraum gearbeitet. Ein Handelsschiff war das.", erklärte Mykola wahrheitsgemäß. Ein Seufzen war von der anderen Seite zu hören. "Dann wirst du mit den modernen Maschinen eines Kreuzfahrtschiffs nicht viel anfangen können. Aber da habe ich eigentlich eh genug Leute. Ich bin ehrlich zu dir, Junge. Ich kann dich als Tellerwäscher mitnehmen. Viel Geld gibt es da nicht. Aber dir geht es ja wohl eh nur um die Überfahrt?" Mykola erstarrte. Der Mann am anderen Ende hatte ihm tatsächlich einen Job angeboten. "Ich brauch nicht viel Geld. Ein paar Euro oder Dollar sind genug." "Dann komm am besten heute noch hier her, dass wir uns mal kennenlernen können. Ich zeige dir dann auch das Schiff. Es läuft am Montag aus und wird im Sommer Alaskakreuzfahrten machen. Auf der Überfahrt legen wir auch in Seattle an. Da kannst du meinetwegen von Bord gehen."

1 Kommentar:

  1. Jetzt bekommt der doch tatsächlich ein Schiff und einen Job in der Spülküche und der Dreckskahn läuft auch noch Seattle an! Oh Mann! Hätte der nicht gaaaaaanz weit weg an Land gehen können? Aber vielleicht geht das Schiff ja unter?

    Mykola hat mehr Glück als Verstand. Auf einem Schiff braucht er ja tatsächlich nciht viel Geld, aber danach? Und wahrscheinlich fühlt er sich dann auch noch reich, wenn er den Gehaltsscheck bekommt *seufz* Oh Mann, Nadja, du hast keine Ahnung, was da auf dich zu kommt.

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