Donnerstag, 30. Juni 2011

Noctambule II: Die Kleine ist lecker

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

George war ein wenig beeindruckt von Batiste. Nachdem dieser seinen ersten Schock überwunden hatte und ahnte, dass er über viel bessere und vielseitigere Fähigkeiten verfügte als je zuvor, kam sein wirklicher Charakter immer stärker zum Vorschein. Skrupel hatte er bereits vorher schon nicht mehr gehabt, aber nun entwickelte er geradezu ungezügelte Eigenschaften.

Seine breite und kräftige Statur hatte sich nicht wesentlich verändert und schuf alleine schon einen gewissen Respekt. George entdeckte keinerlei Eleganz bei der Jagd nach passender Beute. Im Gegenteil. Batiste blieb kraftvoll, seine Hiebe und Griffe passten auf Anhieb und seine Schritte blieben die festen, stampfenden Schritte eines Arbeiters, der wusste, was er an Körperkraft besaß und diese gerne spürte.
George schlenderte mit Batiste durch das Hafenviertel, in dem nun wirklich Tag und Nacht viel Leben herrschte. Batiste suchte sich einfach eine dunkle Nische aus, ließ sich erklären, welche Menschen für seine Zwecke ungeeignet waren und wartete auf den passenden Moment. Er interessierte sich nicht für Kleinigkeiten wie die Unverträglichkeit von Betrunkenen oder vom Blut alter Menschen. Alte, Kranke und Betrunkene waren nicht gut, das reichte ihm schon als Information. Außerdem konnte er riechen, was nicht gut für ihn war.
Der feine Geruchs- und Gehörsinn gefielen ihm ungeheuer. Fast war ihm der Geräuschpegel zu laut, aber es war noch erträglich. George hatte ihm zeigen wollen, wie schnell er sein könnte, aber das war Batiste zu anstrengend. Er hegte keinen Ehrgeiz, besonders schnell zu sein. Und ihm war auch egal, ob man die Leiche finden würde oder nicht. Darum hatte er sich nie besonders gekümmert.
Der junge Mann, der sich ihm näherte, hatte keine Chance bekommen. Batiste hatte ihn an der Schulter gepackt und in die Nische gerissen. Bevor sein Opfer nur einen Mucks von sich geben konnte, hatte Batiste bereits die Hand über seinen Mund gepresst, den Mann an die Wand gedrängt und mit seinem kräftigen Gebiss zugeschlagen.
George hatte leicht bekümmert zugesehen. Batiste war eindeutig grob und einfach gestrickt. Er hörte sich an, was George ihm zu erklären versuchte und entschied schnell, ob die Information für ihn interessant war oder nicht. George erkannte bald, dass Batiste ein simpler Befehlsempfänger bleiben würde. Das war ganz nach Georges Geschmack, aber seine Achtung vor seinem erschaffenen Untertan sank mit jeder Stunde.
Nachdem Batiste seinen Heißhunger gestillt und mit einiger Empörung festgestellt hatte, dass der Geruch von frisch gezapftem Bier neuerdings Übelkeit auslöste, führte George ihn aus dem Hafenviertel hinaus.
"Es wird Zeit, dass du noch ein wenig Klettern übst, Batiste. Das wirst du brauchen für Einbrüche oder eine Flucht." erklärte er dabei. Batiste war in Hochstimmung.
"Wieso Flucht? Vor wem sollte ich denn fliehen? Die sind uns doch alle nicht gewachsen!" widersprach er mit breitem, überheblichem Grinsen. George schüttelte aber den Kopf.
"Die Menschen schon. Aber es gibt mehrere Vampire hier. Sie sind mit uns verfeindet. Und sie sind mindestens gleichstark mit uns." Batiste musterte seinen Lehrer stirnrunzelnd.
"Noch mehr als uns? Wo leben die? Und wieso sind sie unsere Feinde?"
Das neue Interesse, das bei Batiste aufflammte, störte George und brachte ihn zum Seufzen.
"Das liegt Jahrhunderte zurück und ich habe wirklich keine Lust, dir die ganze Geschichte zu erzählen. Wichtig ist, dass besonders drei Namen für dich wichtig sind: Armand Sartous, Anya Sanisoise und Sergej Komarov. Diese drei haben vor wenigen Wochen erst versucht, mich umzubringen und es beinahe geschafft. Sei dir sicher, dass auch dir Angriffe blühen. Die scheuen vor nichts zurück." Georges Worte sackten in das Bewusstsein seines Schülers und prägten sich ein.
"Alles klar. Aber dass ich mich vor einem Weibstück in Acht nehmen soll, ist schon ungewohnt." murrte Batiste ungehalten. Weiber waren nur für eines gut und wenn man dafür bezahlen musste, dann hatten sie erst recht herzuhalten.
"Oh, vor Frauen solltest du dich grundsätzlich vorsehen." grinste George. Er betrachtete die Häuser, an denen sie vorbei spazierten immer wieder und suchte nach einem, das nicht zu groß war, aber eine schöne Kletterfront besaß. Im Hafenviertel wäre genug zum Klettern gewesen, aber dort waren viel zu viele Menschen auf den Beinen, die sie beobachtet hätten. Lieber in einem stillen Stadtteil, in dem man vornehm früh zu Bett ging.
Aber sie waren wohl in die falsche Richtung gegangen, denn sie befanden sich schon längst in dem hochherrschaftlichen Adelsviertel. Hier bestand die Gefahr, dass nächtliche Gesellschaften und Bälle die Umgebung zu lebhaft machten und so manche Familien hatten sich einen Wachdienst zugelegt. Andererseits würden etliche Häuser auch leer stehen oder die Diener schliefen bereits bis auf ein oder zwei, die auf ihre Herrschaften warten mussten.
Als George das Haus des Comte de Moureaux entdeckte, stutzte er. Hier war er schon einmal gewesen, daran erinnerte er sich gut. Zum Garten hin gab es einen breiten Balkon, auf dem er die scheue Anya beinahe überrumpelt hatte. Armand war viel zu früh erschienen und hatte ihn gestört. Batiste blieb mit George stehen und musterte das Haus fragend.
"Das hier?" seine Stimme klang ein wenig zweifelnd aber Georges Grinsen war breiter geworden.
"Ohja, das hier. Soweit ich mich erinnere, leben hier nicht viele Leute. Und eine von ihnen ist eine Freundin von dieser Schlampe Anya. Ich finde, wir sollten ihr einen Besuch abstatten. Die Kleine ist lecker. Mit ihr könnten wir Spaß haben." Nun begann auch Batiste zu grinsen.

1 Kommentar:

  1. Da will George die kleine zarte Miriam für sich? Oder will er sie dem groben Batiste überlassen? Beides wäre für das arme Mädchen eine Katastrophe. Also quasi eine Katastrophe in der Katastrophe.

    Aber ob George wohl feststellt, dass dieses Blümchen bereits gepflückt wurde? :)

    Und unten machen Armand und Sergej doch gerade Leichenschau. Mal sehen, welches Haus diesmal zu Bruch geht. Ich kann die Möbel schon splittern hören.

    LG
    Joe

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