Sonntag, 5. Juni 2011

Nadja war hier

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe schritt aus dem Flughafengebäude und ließ sich in den bereitstehenden Wagen fallen. "Zum Büro, bitte.", gab er die Anweisung an den Fahrer, nachdem der auch Platz genommen hatte. Joe zückte die Handys aus den Taschen und schaltete sie nacheinander beide ein. Das Geschäftshandy machte den Anfang der Piepstonparade. Drei Anrufe waren ihm entgangen. Während er sie noch durchging, meldete sich das Privathandy auch noch. Die Geschäftsanrufe würde er vom Büro aus beantworten. Einer davon war ohnehin von Brenda und die würde er ja gleich sehen. Dann nahm er sich das andere Gerät vor.

Die SMS verriet, dass Nadja versucht hatte ihn zu erreichen. Joe stockte. Es war zwar nicht sonderlich selten, dass sie anrief, jedoch tat sie es nur, wenn es einen guten Grund gab. Beispielsweise, wenn sie etwas sofort wissen musste, oder etwas für zu Hause zu besprechen war. Grundlos, nur zum Plaudern, rief sie jedenfalls nie an. Jedenfalls nicht, während der Arbeitszeit. Darum hatte er gar nicht erst bitten müssen. Sie hatte selbst sofort Verständnis dafür aufgebracht, dass sie ihn nicht von der Arbeit abhalten sollte.

Er überlegte, was er nun tun sollte. In einer knappen Viertelstunde würde er im Büro sein. Dann könnte er auch von dort aus anrufen und sie würde anhand der Nummer sehen können, dass er in der Firma saß. Wenn er jetzt anrief, war das Hintergrundgeräusch des Wagens sicher unverkennbar und er hatte er ja gesagt, er sei im Büro. Sogar länger als sonst. Aber wie sollte er erklären, dass er nicht ans Telefon gegangen war? Sogar, dass sein Handy aus gewesen ist. Im Stillen fluchte er, dass er für soetwas nicht die üblichen Ausreden benutzen konnte. Nadja wusste um seine, an einen Fetisch grenzende, Gründlichkeit alle seine Mobilgeräte täglich zu laden. Und sie wusste auch, dass es im Büro für jedes Gerät eine weitere Ladestation gab.

Noch während er überlegte näherte sich der Wagen dem Firmengebäude. Er steckte die Handys wieder ein. Jetzt lohnte es ohnehin nicht mehr. Er würde vom Büro aus anrufen. Beschwingt nahm er die Laptoptasche und stieg aus dem Wagen. "Ich brauche sie in einer etwa zwei Stunden wieder hier.", erklärte er dem Fahrer und schaute auf die Uhr. Es war kurz nach drei. "Sagen wir um zehn vor fünf.", fügte er dann an. "Natürlich, Sir. Zehn vor fünf.", quittierte der Fahrer die Anweisung. Joe nickte nochmal freundlich. "Dann bis gleich." Er verschwand im Gebäude und fuhr schnurstracks mit dem Fahrstuhl in sein Büro.

Das mit dem Anruf von Nadja würde er gleich klären. Und alles andere hatte, trotz Schwierigkeiten, wie am Schnürchen geklappt. Er lief beschwingt den Flur hinauf. Er war in Sacramento und in Helena gewesen und trotzdem reichte es noch für die dringendsten Sachen im Büro. So konnte doch eigentlich nichts mehr schief gehen. Auch nicht beim letzten Besuch des Tages, welcher gleich noch ausstand. Wobei er dafür nervöser war als für die beiden bisherigen zusammen.

"Hallo Brenda.", lächelte er freundlich. Brenda war in ihre Arbeit vertieft gewesen und schreckte hoch. "Mr. Bernstein, Sir." Sie war sichtlich überrascht. "Sie wollten doch heute gar nicht vorbeikommen?" Plichtbewusst fing sie sofort an, die Unterlagen zusammen zu suchen. "Es hat sich glücklicherweise anders ergeben. Bringen sie mir die dringendsten Unterlagen bitte rein. Irgendwelche wichtigen Anrufe?" Er ging schon weiter in Richtung Büro als Brenda herausplatzte. "Die kleine Miss Nadja war heute hier.", meinte sie peinlich berührt. Joe erstarrte augenblicklich.

2 Kommentare:

  1. und in einem moment kann dir jemand mit einer einzigen aussage den tag zu deinem schlechtesten seit langen machen, jaja nicht schööön ist das... so ritterlich seine absichten waren er hätte halt dran denken müssen wenigstens die halbe wahrheit zusagen

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  2. Er kann halt einfach nicht gut lügen :D

    Tja, nun muss er sich was neues ausdenken. Oder eben einfach die Wahrheit sagen, ohne die Wahrheit zu sagen. "Ich habe eine Überraschung für dich und war deshalb unterwegs" ..oder so. Aber ob sie ihm das gleich glaubt? Blöd.. erst Erfolg und nun das :D

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