Donnerstag, 23. Juni 2011

Noctambule II: Geschaffen um zu dienen

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Allein dieser Anblick erschreckte ihn so sehr, dass er beinahe von selbst in die Hosen gemacht hätte. Jetzt erst erinnerte er sich, dass er diese Zähne kurz vor seinem Biss schon gesehen hatte. Seine Hand fuhr zu seinem Hals, doch so sehr er auch tastete, er fand keine Verletzung.
"Was.. was.." stammelte er fassungslos. Der Fremde stand auf und begann in aller Ruhe mit übertrieben zierlichem Gang um ihn herumzulaufen. Batiste musste immer wieder den Kopf wenden, um ihn mit den Augen verfolgen zu können.

"Ich werde dir jetzt einiges erklären und du wirst mir zuhören." verkündete der Kerl. Vorsichtig versuchte Batiste, seine Beine zu bewegen, aber noch immer stand er wie angewurzelt.
"Mein Name ist George Squire. Geboren wurde ich vor ungefähr 620 Jahren. Ich habe ein wenig den Überblick verloren, es ist auch nicht wichtig. Ich bin ein Vampir, mein Guter." begann George und betrachtete den grobschlächtigen Mann, der immer noch mit geballten Fäusten vor ihm stand. Er umrundete ihn weiter, nicht auf das sprachlose Gesicht achtend, das ihn mit übergroßen Augen anstierte.
"Du wirst mir jetzt deinen Namen sagen!" befahl George und blieb nach Vollendung der Runde vor ihm stehen.
"Batiste." erklärte sein Gegenüber stumpf und tonlos. Es schien, als würde es tatsächlich funktionieren, wie er geplant hatte. Er beeinflusste Batiste gerade so intensiv er konnte und ließ ihm dennoch genug eigenen Willen, selbst mitzubekommen, dass er keine Chance gegen George haben würde. Seine Hoffnung erfüllte sich, dass der frisch entstandene Vampir noch zu verwirrt in seiner neuen Situation und wie ein Mensch beeinflussbar war. Das würde sich zwar rasch ändern, aber ihm genügte der jetzige Moment.
"Batiste also. Du bist letzte Nacht gestorben. Ich habe dafür gesorgt, dass du nun ebenfalls ein Vampir bist, quasi unsterblich. Du bist von mir erschaffen worden, um mir zu dienen. Du hast keine Chance, dich dagegen zu wehren und wirst das auch nicht versuchen. Für deinen Gehorsam werde ich dich mit einigen Freiheiten belohnen. Hast du das verstanden?"
George gingen diese Lügen problemlos über die Lippen. Ihm war völlig klar, dass er Batiste als Gegner nicht würde überwinden können. Er war größer, stärker und hatte auch schon als Mensch keine Gefahr gescheut. Batiste würde eine reine Kampfmaschine sein, aber vorher musste er sicher stellen, dass Batiste ihm bedingungslos gehorchte. Dabei nutzte er völlig skrupellos die schlichte Denkweise seines Opfers aus.
Batiste nickte zögernd und voller Unbehagen. Er fühlte sich restlos überfordert mit den Informationen, die er gerade erhalten hatte. Das einzige, was ihn gerade überzeugend erreicht hatte war die Tatsache, dass George eindeutig der Überlegene war und alle Macht über ihn hatte.
Batiste spürte, wie die Spannung plötzlich nachließ und er seine Beine wieder frei bewegen konnte. In Georges Augen lag ein lauernder Ausdruck.
"Ich werde dich wieder frei lassen. Wenn du dich traust, wage es mich anzugreifen." meinte er süffisant. Batiste blinzelte. Die Aufforderung war zwar kurz sehr verlockend, aber er traute sich nicht. Mit offenem Mund starrte er sein Gegenüber an. Erst allmählich tropfte die Erkenntnis aus Georges Worten in sein Verständnis.
Als er vorsichtig mit der Zunge nach seinen Zähnen tastete, stellte er die Veränderung fest. Ungläubig öffnete er den Mund und befühlte völlig versunken unter Georges amüsiertem Blick seine Zähne.

Die Stunden vergingen, in denen George Batiste immer tiefer in das Leben eines Vampirs einführte. Allmählich entspannte sich Batiste und begann sogar Gefallen an seiner neuen Existenz zu finden. Instinktiv hatte er begriffen, dass George und er aus ähnlichem Holz geschnitzt waren.
Beide besaßen die gleiche Respektlosigkeit vor dem Leben der anderen, deren Gefühle oder Wünsche. Beide sahen das Gesetz als Anreiz, es zu brechen. Natürlich möglichst ohne erwischt zu werden. Batiste erkannte an, dass George ihm überlegen war und hatte nicht vor, seine Grenzen auszutesten. Er würde eine Weile damit beschäftigt sein, sich mit seinem neuen Körpergefühl anzufreunden und seine völlig unbekannten Kräfte auszuloten.
Als es an der Zeit war, beschloss George, mit ihm die Unterkunft zu verlassen und auf Jagd zu gehen. Auch das musste Batiste lernen und George amüsierte der hungrige Blick seines Schülers.
So verließen zwei Vampire im Schutz der Dunkelheit ihren Unterschlupf, um in dieser Nacht wahllos Menschen mitten aus ihrem Leben zu reißen.

1 Kommentar:

  1. Ich bin ja mal gespannt, wie lange Batiste sich von George gängen lässt. Er ist ja ein hoch manipulativer Typ und Batiste ein dankbares Opfer. Aber dennoch könnte da durchaus irgendwann der Ofen aus sein, wenn George auf ein paar Wahrheiten kommt.

    Interessant wäre auch, wie sich das Blatt wendet, wenn Armand selbst anfängt im Wahrheiten zu erzählen? :)

    Gruß
    Joe

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