Mittwoch, 8. Juni 2011

Noctambule II: Von wem?

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

"Raus mit der Sprache! Irgendetwas belastet dich. Das ist weder zu übersehen noch gäbe es einen anderen Grund für deine Ohnmacht und diese Szene, die du Sergej da gemacht hast!" Seine Stimme war eine Spur härter und strenger geworden. Wie erwartet senkte Anya den Blick, aber sie schwieg noch immer und betrachtete seine Finger, die sich um ihre Hand schlangen und diese fast verschwinden ließen.

"Ich weiß es wirklich nicht genau." Ihre Stimme bebte leicht. Vorsichtig hob sie den Blick zu ihm und er erkannte, dass sie nach Worten suchte. Daher schwieg er und wartete geduldig, bis sie nach mehrmaligem Durchatmen wieder zum Sprechen ansetzte.
"Ich müsste mit einer Frau reden. Eine wie ich." stammelte sie. Armand runzelte die Stirn. Was konnte es wohl geben, was sie mit einer Frau besprechen muss und was er nicht auch wissen sollte? Die Erkenntnis kam nur Sekundenbruchteile und der Griff seiner Hand wurde einen Moment fester.
"Was sollte sie dir erklären?" fragte er ahnungsvoll nach. Anyas blaue Augen lagen groß und fast mit verzweifeltem Ausdruck auf seinem Gesicht. Offensichtlich suchte sie immer noch nach Worten.
"Sie soll mir sagen, wie.. wie die Natur von uns ist." Sie erkannte an seinem leeren Blick, dass er immer noch nicht verstanden hatte und seufzte.
"Ich weiß eben nicht, ob wir auch.. wie die Menschen.. alle vier Wochen.. unpässlich sind." Endlich war es raus, aber sie senkte den Blick verschämt.
Armand lächelte leicht. Er war erleichtert. Wenn das alles war, dann konnte er ihr das ja erklären. Zumindest das, was er von Adaliz wusste.
"Und das ist alles? Du bist gerade in einer Auszeit?" fragte er nach. Anyas Blick ließ ihn den Atem anhalten, denn er sagte gerade das Gegenteil aus. Ihre Worte bestätigten das und seine Erleichterung verpuffte mit einem Schlag.
"Eben nicht." hauchte sie mit zitternder Stimme. Armands Gedanken überschlugen sich. Die Tragweite ihrer Aussage war ihm sofort klar. Nur zu gerne hätte er sich darüber gefreut.
"Der einzige Unterschied zwischen dir und einem reinen Vampir ist, dass du keinen Nachwuchs zeugen kannst, du Idiot!" hatte Adaliz ihm damals verächtlich an den Kopf geworfen. Diese Worte hatten sich ihm eingeprägt. Aber wenn er keine Kinder zeugen konnte, wäre nur noch George der Vater. Aber der war ebenso unrein wie Armand selbst und damit auch nicht in der Lage, Kinder in die Welt zu setzen.
Armand entzog Anya seine Hand und stand auf. Unruhig begann er vor dem Bett auf und ab zu laufen. Er spürte Anyas ängstlichen Blick auf sich, beachtete sie aber nicht weiter. Er musste seine Gedanken sortieren.
Offenbar galt die Regel der Unreinen bei Anya oder Frauen allgemein nicht. Wenn weder er noch George in Frage kämen, musste da noch einer sein. Die Tatsache machte ihn fassungslos. Anya sollte ihn betrogen haben? Seine Anya?
"Armand…" Ihr zaghafter Ruf riss ihn aus seinen Gedanken und sein Kopf ruckte zu ihr herum. Sie hatte sich aufgesetzt und sah ihn mit ängstlichem Blick an. Ihre Finger waren mit einander verschlungen, als würden sie gegeneinander kämpfen. Armand dreht sich ihr zu und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Er musste den Kopf tief senken, um ihr ins Gesicht zu sehen und seine Haare fielen wie ein schwarzer Vorhang nach vorne.
"Bist du schwanger?" fragte er sie direkt. Anya schluckte und sah zu ihm auf.
"Ich weiß es nicht genau." antwortete sie leise aber offensichtlich ehrlich. Armand schnaufte durch die Nase.
"Wenn dir gewisse Dinge aufgefallen sind, die dich auf den Gedanken gebracht haben, liegt der Gedanke nah, dass es so ist." stellte er knapp fest. Anya schluckte und nickte langsam.
"Von wem?" Seine Stimme war ruhig. Gefährlich ruhig, fand Anya. Sie spürte, wie es in ihm tobte und hätte nur zu gern seinen Namen genannt. Auch Armand sah ihr an, dass sie mit sich kämpfte. Fast betete er dafür, dass sie seinen Namen sagte, aber er würde es ihr ohnehin nicht glauben. Wenn dieser Name fallen würde, hätte sie klar gelogen. Noch vor ihrer Antwort entwickelte sich in ihm brennende Enttäuschung und Zorn.
"Ich weiß es doch nicht!" so zaghaft und flehend hatte er sie noch nie gehört. Gerne würde er ihr diese Lüge einfach glauben, aber er konnte es nicht. Sekundenlang starrte er sie an und rührte sich nicht. Auch als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, reagierte er nicht.
Die Gedanken überschlugen sich. Wenn sie es nicht wusste, bedeutete das nun, dass sie ihn so oft betrogen hatte, dass sie nicht einmal mehr wusste, mit wem? Oder war sie einfach durcheinander? Konnten Vampirinnen überhaupt von Menschen geschwängert werden? Verdammt, er wusste einfach viel zu wenig!
"Nun, gerade du solltest es am Besten wissen. Wie du weißt, sind weder George noch ich dazu in der Lage dich zu schwängern!" platzte es aus ihm heraus. Anya zuckte zusammen, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. Ihr ohnehin blasses Gesicht wirkte nun fahl und eingefallen.
"Armand.. bitte.. ich.." Armand hob ruckartig die Hand und unterbrach sie damit. Wieder zuckte sie zusammen. Er betrachtete sie noch einmal, dann drehte er sich einfach um und verließ schweigend ihr Zimmer.

2 Kommentare:

  1. 500 Jahre und er hat nicht gelernt, wie Vampire funktionieren. 500 Jahre und er hat nicht gelernt, wie Frauen funktionieren...

    Zu schade :( Aber Sergej wird doch nicht an Anya genascht haben? Das traue ich ihm nicht zu.

    Aber vielleicht ist doch auch alles ganz einfach? Auch in menschlichen Tagen, blieben eben jene Tage doch mal für ein paar Tage aus, oder etwa nicht?

    Und die zwei sollten jetzt dringend mal ein paar Worte wechseln und er geht einfach raus? Ach das ist doch doooooooof!!!

    Gruß
    Joe

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  2. Da stimme ich Joe jetzt mal komplett zu!!!!

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