Sonntag, 26. Juni 2011

Noctambule II: Rückblick - Kopflose Flucht

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II


Irgendwie fand Elsbeth, dass er nicht hierher gehörte. Seine Kleidung war die eines feinen Stadtmenschen, eines jungen Adelssohnes vielleicht oder eines reichen Kaufmannes. Außerdem war er der erste Mann, dem sie seit Jahren begegnete und seine männliche Schönheit zog sie sofort in den Bann.
Das verwirrte Elsbeth und erfüllte sie mit schlechtem Gewissen. Sie war eine Braut des Herrn, es gebührte sich nicht, einen Mann so anzusehen. Beschämt senkte sie den Blick und wusste nicht, wie sie sich nun richtig verhalten sollte.

Der Fremde rührte sich nicht, sondern blieb lässig angelehnt stehen.
"Ich habe dich beobachtet. Was für ein sinnliches Bild, ein so liebreizendes Geschöpf auf einer Wiese Blumen pflücken zu sehen." Die Stimme des Mannes ging Elsbeth durch Mark und Bein. Sie sah, wie er sich durch die blonden Haare fuhr und kurz den Sitz seines Halstuchs überprüfte. Die Gänsehaut auf Elsbeths Körper wollte nicht verschwinden und sie fühlte sich noch unbehaglicher.
"Ich kenne Euch nicht und möchte bitte weiter gehen." murmelte sie und suchte einen Weg, der sie in weiten Kreisen um den Mann herumführen sollte. Er schmunzelte nur und machte eine schwungvolle Handbewegung an sich vorbei.
"Der Weg steht dir offen. Geh nur." Wieder überrollte sie eine Gänsehaut beim Klang seiner sanften, melodiösen Stimme. Sie schalt sich selbst überängstlich und raffte allen Mut zusammen. Auf den Lippen kauend näherte sie sich ihm und stellte erleichtert fest, dass er sich aufrichtete und ihr ein wenig Platz machte. Doch als sie an ihm vorbei huschen wollte, spürte sie, wie sich seine Hand fest auf ihren Po legte und heftig zudrückte.

Elsbeth quietschte erschreckt auf, wich aus und lief los. Sie hörte sein Lachen hinter sich und wusste, dass ihre Angst berechtigt war. Mit der freien Hand raffte sie ihre Röcke und versuchte, so schnell es ging durch den Wald zu laufen.
Nachdem sie nichts mehr von ihm hörte, wagte sie es, über die Schulter zu schauen. Erleichtert stellte sie fest, dass sie ihn nicht mehr sehen konnte. Sicher hatte er sie nur ärgern und in Angst versetzen wollen.
Umso heftiger schrak sie zusammen, als sie nach vorne sah und ihn mit verschränkten Armen einige Meter vor sich stehen sah. Instinktiv drehte sie ab, verließ den schmalen Pfad und stolperte über eine Baumwurzel. Der bis eben noch verzweifelt festgehaltene Korb flog auf den Boden, überschlug sich und die wunderbare Kräutervielfalt verteilte sich auf dem Waldboden.
Elsbeth fing sich wieder, raffte ihre Röcke nun so hoch es ging und rannte so schnell wie noch nie.
Der Wald war nicht dicht bewachsen und bestand nur aus hohen Laubbäumen. Der Boden war mit alten Blättern und herunter gefallenen Zweigen übersäht, die sich nun immer wieder in ihrem Rock verfingen, wenn sie ihn zu tief sinken ließ. Elsbeth blickte nicht mehr nach hinten. Doch als sie ihn erneut vor sich sah, begann sie an ihren Sinnen zu zweifeln.
Aufschluchzend drehte sie wieder ab und hatte dabei längst die Orientierung verloren. Tränen der Angst liefen über ihr Gesicht und da sie die Luft zum Rennen brauchte, betete sie im Stillen um Hilfe. Doch Gott schien sie nicht zu hören.
Blind vor Tränen rannte sie direkt gegen seinen Oberkörper und hatte das Gefühl, an einer Wand abzuprallen. Sie taumelte zurück und spürte den Griff seiner Hände an ihren Armen. Blind schlug sie nun um sich und versuchte zu kratzen.
Doch er lachte nur und hob sie mit einer Leichtigkeit hoch, die sie erschreckte. Elsbeth spürte, wie sie mit dem Rücken hart auf dem Waldboden landete. Ein Zweig stach in ihren Rücken, ein anderer kratzte an ihrer Wange.
"Ich mag es wenn du dich wehrst. Mach weiter." schnurrte seine weiche Stimme dicht an ihrem Ohr. Elsbeth presste die Augen zusammen, als seine Hand ihr hochgeschlossenes Kleid zerriss wie Papier. Als sie schließlich doch die Augen öffnete, dröhnte der Schock so sehr in ihrem Kopf, dass sie ihren eigenen markerschütternden Schrei nicht hörte. Sie blickte in ein messerscharfes Raubtiergebiss, das er beim Grinsen entblößt hatte. Und als er ihren Schrei hörte, sah er sie mit seltsam glühenden Augen an und stieß ein gieriges Fauchen aus.

1 Kommentar:

  1. Das klingt irgendwie nicht nach Armand. Es passt eher zu George!!

    Ich befürchte da werden wir einmal mehr eine Konfrontation der beiden erleben. Und die arme Elsbeth wird morgen VIEL zu beichten haben. Das arme Ding. Hoffentlich kann sie noch beichten.

    Aber ich glaube fast nicht dran.

    Liebe Grüße

    Joe

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