Mittwoch, 29. Juni 2011

Noctambule II: Vergiftet

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Man hatte den Leichnam bereits gewaschen und in ein Totenhemd gekleidet. Er war aufgebahrt worden. Das Zimmer hatte man entsprechend umgeräumt, Kerzenhalter an allen vier Ecken des Toten waren aufgestellt und mit frischen Kerzen gefüllt worden.
Die Hände langen gekreuzt auf der Brust des Toten. Ein Rosenkranz, der dekorativ um die Hände gewickelt worden war, wirkte als würde er beten, in Wirklichkeit hielt der Rosenkranz die Hände dort fest.


Üppiges Puder im Gesicht sollte die graue Hautfarbe verdecken. Man hatte sogar seine Lippen geschminkt, was nun seine Blässe noch unterstrich und den Lippen eine unnatürliche Röte verlieh. Armand kaute kurz auf seinen eigenen Lippen. Oft hatte Anya seine sinnlichen roten Lippen betrachtet und seine Blässe leicht belächelt. Nun sah sie selbst so aus. Allerdings benötigten beide kein Puder.
Eine Bibel unter dem Kinn des Toten verhinderte, dass die Kinnlade herunter fiel und der Tote mit offenem Mund da lag. Alles war perfekt vorbereitet für die Totenwache, die jeden Moment beginnen konnte. Länger als einen Tag ließ man eine Leiche nicht im Haus.
Während Armand hinter ihm dumpf stöhnte, betrachtete Sergej stirnrunzelnd den Toten. Irgendetwas stimmte nicht. Er konnte nur nicht genau feststellen, was ihn störte. Mit großer Überwindung beugte er sich über den Hals des Toten und zwang sich, tief durch die Nase einzuatmen.
Der Geruch war beißend, scharf und verströmte ein metallisches Aroma. Aber auch etwas Bitteres war dabei, etwas, was Sergej bei Toten nicht kannte. Schnuppernd und mit angewidertem Gesicht sog er den Geruch ein zweites Mal ein und richtete sich dann hastig wieder auf, um sofort am Fenster tief frische Luft einzuatmen.
"Widerlich." würgte er und schüttelte sich. Armand nickte und lehnte sich gegen die Wand, während Sergej sich am Kopf kratzte.
"Er ist vergiftet worden. Ich kann es riechen. Eine bittere Substanz, welche weiß ich nicht." erklärte er knapp. Armand musterte ihn zweifelnd.
"Bist du dir sicher? Ich rieche nur das tote Blut." Sergej nickte entschieden.
"Absolut sicher. Und so wie Miriam geweint hat, war sie es ganz bestimmt nicht." Armand musste trotz seiner Übelkeit schmunzeln. Es gab keinen Grund, Miriam zu verdächtigen, aber ihn amüsierte Sergejs dringender Wunsch, die Kleine von Anfang an vor einem Verdacht zu schützen.
"Wer war es dann?" Sergej zuckte die Schultern.
"Keine Ahnung, aber ich gehe jetzt ins Haus hinein und werde mich unterhalten. Ich will es wissen!" erklärte er. Armand hatte nicht vor, Sergej von dem Plan abzuhalten. Die Gedanken der Menschen lagen für ihn und seinen Freund so klar offen, dass es ein leichtes sein würde, den Mörder unter den Anwesenden zu finden. Vielleicht konnte Sergej auch noch die giftige Substanz an dem Attentäter riechen.
Er fragte sich lediglich, was ihm die Erkenntnis bringen würde.
"Und dann? Willst du den Mörder töten?" fragte Armand sarkastisch. Sergej warf ihm einen kurzen, kämpferischen Blick zu.
"Wenn er Miriam bedroht auf jeden Fall." erklärte er fest. Armand verstand und nickte. Aber eine ganz andere Wahrnehmung riss ihn aus seiner Übelkeit.
Als Sergej sich zur Tür wenden wollte, schoss die Hand von Armand warnend vor und hielt ihn zurück. Sein Freund warf ihm einen verwunderten Blick zu, aber die Geste von Armand war eindeutig. Er sollte schweigend verharren, während Armand lauschte. Auch Sergej lauschte. Und dann verstand er.
"George ist hier." murmelte er knurrend und zog sich in den Schatten des Zimmers zurück, nachdem er das Fenster leise geschlossen hatte.

1 Kommentar:

  1. Sherlok Armand schlägt zu. "Der Tote bekam seinen Giftcocktail von...." *Tusch*

    Und jetzt, kurz bevor er den Fall lösen kann, taucht George auf.

    Dann verwüsten sie diesmal wenigstens nicht das eigene Haus sondern das des Comte. Das wird nicht gerade dazu beitragen ihren Ruf wieder herzustellen. Und irgendetwas sagt mir, dass George nicht allein ist.
    Kann er Batiste nicht spüren?

    Liebe Grüße
    Joe

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