Freitag, 24. Juni 2011

Ich will verliebt sein

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe schluckte heftig. Hatte Nadja gerade gesagt, dass sie Heiraten dämlich fand? Er hatte sich bislang nicht viele Gedanken darüber gemacht, wie sie über die Ehe an und für sich denken könnte. Aber als er in seinem Gedächtnis kramte, fiel ihm ein, dass sie ja vor einer Hochzeit damals aus der Ukraine geflohen war. Und mit einem Mal beschlich ihn ein etwas beklemmendes Gefühl. Er hatte schlichtweg angenommen eine Hochzeit wäre der Gipfel einer Beziehung und darauf müsste es hinauslaufen. Was, wenn sie nicht so dachte?

"Warum ist Heiraten dämlich?", fragte er nach einem kurzen Augenblick. Nadja sah ihn verwirrt an. Die Äußerung war einfach nur unbedacht gewesen. "Na, weil dann ein neuer Lehrer kommt und, kann ich wissen, ob der so gut sein wird wie unser Alter?", meinte sie schulterzuckend. "Aber wenn jetzt seine Frau vielleicht zu ihm ziehen würde? Wäre heiraten dann auch dämlich?", hakte Joe weiter nach. Nadja schaute immer noch etwas irritiert. "Ähm... Keine Ahnung! Ich hab lange nicht übers Heiraten nachgedacht." Sie fühlte sich unwohl, als sie das sagte. Denn natürlich hatte sie nach dem Fund des Rings über so einiges gegrübelt.

Joe bekam Gänsehaut. Mit einem Mal wusste er nicht mehr, was er von seinem Plan, sie gleich zu fragen, noch halten sollte. Wie konnte sie antworten, wenn sie doch nicht mal wusste, was sie vom Heiraten an und für sich hielt? Verlegen griff er nach seinem Glas und trank erstmal einen Schluck. Nicht zuletzt auch, damit sie sein Gesicht nicht richtig sehen konnte. "Warum fragst du?", meinte Nadja sanft und griff zärtlich nach seiner Hand.

Mit einem Mal kam Joe sich unheimlich ertappt vor. Hatte sie ihn durchschaut? Wusste sie, was er gleich hatte fragen wollen? "Nur um ganz generell zu wissen, wie du darüber denkst. Schließlich ist es gar nicht so abwegig, dass es einmal wichtig werden könnte zwischen uns. Und ich finde es gar nicht dämlich zu heiraten.", erklärte er sehr fest. Ihre beiden Hände spielten sacht miteinander. "Ach weißt du, ich habe lange geglaubt, ich würde irgendwann mit einem Mann verheiratet, den mein Vater mir aussucht und ich wollte ein klein wenig mitbestimmen. Daraus ist nunmal nichts geworden. Aber Liebe bedeutet mir heute einfach mehr als ein Ring."

Nadja schaute fast etwas andächtig als sie das sagte. "Heißt das, du willst nur verliebt sein und nicht verheiratet?", bohrte Joe weiter. Nadja überlegte und schüttelte dann den Kopf. "Ich will verliebt sein. Aber es ist mir egal, ob ich verheiratet bin." Sie hatte einfach gesagt, was ihr eingefallen war und nickte nochmal bestätigend. Das hörte sich sehr richtig an für sie selbst. "Jedenfalls im Moment.", fügte sie noch an. Joe nickte nur.

1 Kommentar:

  1. Gar nicht schlecht, dass Nadja die Gelegenheit nutzt, um ihm ihre Gedanken zu erklären. Sie schwatzt zwar ziemlich unbedacht vor sich hin, aber es wirkt ja doch ehrlich und sollte Joe nicht verletzen.
    Allerdings platzt gerade sein Plan, ihr einen Antrag zu machen und ich fürchte, seine Torschlusspanik könnte nun in vollem Ausmaß ausbrechen und seine Sorge, dass sie ihm durch die Finger rutscht dürfte sich auch manifestieren. Verzwickt :)

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