Mittwoch, 16. März 2011

Noctambule: Die Übermacht

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Sie hatten kaum den Gang betreten, als sich eine Tür öffnete und eine männliche Stimme zu hören war, bevor jemand heraustrat.
"Ich dachte, ihr habt ihn schon längst…" Ein junger, hoch gewachsener Mann trat auf den Flur und blieb erstaunt stehen, als er Sergej und Anya gegenüber stand. Aus Verwirrung wurde Misstrauen, denn Sergej wirkte wie Anya auch nicht gerade sauber und ganz sicher gehörten beide nicht zu den Hausbewohnern. Der Mann baute sich breit vor Sergej auf.


"Was macht ihr da oben? Wer seid ihr überhaupt?" Sein Knurren ließ Anyas Herz schneller schlagen. Schlagartig bekam sie weiche Knie. Sollte ihre Befreiungsaktion hier schon enden? Fast flehend legte sie ihre Hände an Sergejs Rücken und spürte, wie er seine Muskeln anspannte.
"Wir sind auf dem Weg nach unten, was sonst?" knurrte Sergej zurück. Der Mann setzte ein wölfisches Grinsen auf.
"Ihr werdet unten ankommen, aber sicher nicht auf die Art, die ihr geplant habt!" Er hatte kaum ausgesprochen, als er schon gegen Sergej prallte. Anya, die zu dicht hinter Sergej gestanden hatte, wurde zurückgestoßen und kam ins Stolpern.
Sergej taumelte unter dem Aufprall, stieß gegen Anya und hörte sie fallen. Er hatte keine Zeit, sich um Anya zu kümmern. Aber im Gegensatz zu Anya hatte er den Angriff erwartet. Wenn Sanghieri schon überall Wachen aufstellte, war davon auszugehen, dass jeder Bewohner hier in Alarmbereitschaft stand. Und sein Gegenüber wirkte nicht so, als würde er viele Fragen stellen.
Er stellte keine Fragen. Er schlug auch nicht zu. Er drosch seinen Schädel mit solcher Wucht gegen Sergejs Stirn, dass Sergej stöhnend zu Boden ging und das Messer verlor. Es schlidderte gegen die Wand, prallte dort ab und blieb kreiselnd liegen. Der Mann trat Sergej mit Wucht in die Seite und richtete seinen Blick mit lauerndem Grinsen auf Anya, die abwehrend die Hände hob während Sergej stöhnte, hustete und sich krümmte.
"Wir sind Vampire.. wie ihr!" stieß sie hervor. Der Fremde lachte leise.
"Ich weiß, Süße." Seine Stimme war ein lüsternes Raunen, während er achtlos an Sergej vorbei auf sie zu ging. Anya schnappte nach Luft. Sergej hatte ihr gesagt, dass sich die Kräfte unter den Vampiren wieder relativierten. Das bedeutete, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Unsicher machte sie einige Schritte rückwärts. Er folgte ihr mit einem verächtlichen Lachen.
"Ihr glaubt, hier einfach rein marschieren zu können, ja? Warum?" Anya warf einen verzweifelten Blick auf den stöhnenden Sergej, der sich immer noch den Kopf hielt. Zu ihrem Entsetzen sah sie eine kleine Blutspur zwischen seinen Fingern.
"Ich.." sie stockte. Sie hatte keine Geschichte parat, die nur halbwegs glaubhaft wirken könnte.
"Das wirst du dem Boss erzählen. Wenn ich mit dir fertig bin." Der Typ grinste siegessicher, als Anya den Kopf schüttelte.
"Hey, Alessio! Was ist hier für ein Gepolter? Wirfst du schon aus Langeweile Schränke durch das Haus?" Eine Tür am Ende des Gangs öffnete sich und ein weiterer Mann trat auf den Gang. Sein amüsiertes Grinsen erstarrte, als er die Situation erfasste.

Sergej hatte sich mühsam auf alle Viere hochgerappelt und stemmte sich vorsichtig an der Wand hoch. Als er die Hand von der Stirn nahm, konnte Anya sehen, dass sich die leichte Wunde bereits wieder zu schließen begann.
Dass ein zweiter Gegner auftauchte, alarmierte ihn nun wirklich. Seine Sorge um Anya wuchs nun, denn er war nicht der großartige Kämpfer und zweifelte daran, mit beiden gleichzeitig fertig zu werden.
"Ich will zu Eurem Anführer!" verlangte Anya nun. Sie versuchte, Autorität in ihre Stimme zu legen und richtete ihren zierlichen Körper gerade auf. Aber offenbar reichte das nicht, um die beiden Männer zu beeindrucken. Alessio näherte sich Anya weiter während sein Kamerad seine Aufmerksamkeit Sergej zuwandte, der inzwischen auf die Füße gekommen war. Er riss Sergej an der Schulter zu sich herum und holte mit der Faust zu einem mächtigen Schlag aus.
Sergej hatte damit gerechnet und blockte den Schlag mit dem Unterarm ab. Gleichzeitig warf er sich nach vorne, schlang seine Arme um seinen Gegner und riss gleichzeitig sein Knie hoch. Schmerzlich stöhnend knickte der Mann ein und riss Sergej mit sich zu Boden.
Der Tumult hatte Alessio kurz abgelenkt. In ihrer Verzweiflung nutzte Anya diesen Moment, bückte sich und griff nach dem Messer. Schon im Hochkommen holte sie aus, doch Alessio hatte ihre Bewegung bemerkt und reagierte blitzschnell.
Seine Handkante traf auf ihren Unterarm und schlug ihn beiseite. Anya schrie auf. Der Schmerz des Schlages lähmte ihre Hand. Das Messer fiel aus ihren Fingern und schlidderte über den Boden. Sie hatte auch den zweiten Schlag nicht kommen sehen. Alessios Hand traf ihr Gesicht zu einer schallenden Ohrfeige, die ihren Kopf herumriss und sie ins Taumeln brachte.
Alessio gab ihr keine Chance sich zu fangen. Er setzte hinterher und packte ihren Arm, um ihn auf ihrem Rücken zu verdrehen. Mit einem schmerzvollen Schrei sackte Anya auf die Knie und musste zulassen, dass sich sein freier Arm um ihren Hals legte. Nach Luft röchelnd musste sie zusehen, wie Sergej versuchte, seinen Angreifer abzuwehren.
Beide hatten ihre Hände um den Hals des anderen geschlungen und versuchten verbissen, die Oberhand zu gewinnen. Verwirrt beobachtete Anya, wie mal der eine, mal der andere oben lag. Immer wieder löste sich eine Faust, um das Gesicht des Gegners zu treffen und beide zeigten deutliche Spuren erbitterter Treffer.
Anyas Zappeln hörte nicht auf, führte aber zu keinem Ergebnis. Alessio hatte sie sicher im Griff und bremste ihre Gegenwehr hin und wieder mit einem erneuten Verdrehen ihres Armes, was sie sofort wimmernd still halten ließ.

2 Kommentare:

  1. Oh man der Rettungstrupp der selber gerettet werden muss :D *kicher* na mal sehen ob der Anya noch was einfällt.

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  2. Arm auf dem Rücken ist hochgradig effektiv. Aber so richtig ernst scheinen die Bewohner dort die Bedrohung noch nicht zu nehmen. Es hat sich niemand des Messers angenommen. Ob das noch wieder jemand aufhebt.

    Und nun Sergej zeig deine Kraft.

    Gruß
    Joe

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