Samstag, 19. März 2011

Noctambule: Anya vs. Isabelle

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Sie dachte nicht weiter nach. Mit einer blitzschnellen Bewegung griff sie unter Sergejs Jacke und riss das Messer aus seiner Scheide. Schon spurtete sie los, was Sergej erschreckt aufschreien ließ.
"Anya! NEIN!" Er hatte geahnt, dass sie nicht hören würde und wandte sich sofort Fabrizio zu, der sich ebenfalls in Bewegung setzte. Sergej stoppte ihn mit einem Sprung, der ihn gegen den Sohn prallen ließ und beide zu Boden warf.


Fabrizio, der einzig um seinen Vater besorgt war, hatte den Angriff nicht erwartet. Er reagierte zu langsam und konnte den Kopfstoß von Sergej nicht rechtzeitig abwehren. Sein Kopf prallte gegen die Stirn seines Angreifers und sofort danach der Hinterkopf auf den harten Boden.
Obwohl er halbwegs benommen war, versuchte er Sergej abzuschütteln, der seinen Arm um Fabrizios Hals schlang und begann, ihm die Luft abzudrücken. Während er mit Fabrizio rang, schoss Anya mit so hoher Geschwindigkeit durch die Halle, dass weder George noch Isabelle schnell genug reagieren konnten. Beide bremsten ihren Spurt ab, als Anya hinter Sanghieri bremste und ihm die scharfe Klinge an den Hals legte.
Sanghieri nahm die Hand von Armand und hob sie hoch als Zeichen seiner Aufgabe. Die andere Hand stützte sich noch immer schwer auf seinen Stock.
"Ich kenne Euch nicht, Sanghieri! Aber Ihr macht einen Fehler! Und ich scheue mich nicht Euch zu töten, wenn Ihr Armand nicht frei lasst!" zischte sie in sein Ohr. Dabei ließ sie weder Isabelle noch George aus den Augen, die versuchten, sich mit langsamen Schritten zu nähern. Sanghieri lachte leise.
"Beeindruckend, junge Dame. Aber in meinem Alter ist der Tod kein Schrecken mehr." erwiderte er möglichst gelassen. Seine Blicke schienen Isabelle zu durchbohren und sie aufzufordern, etwas zu tun. Aber gleichzeitig versuchte er selbst bereits, sich mental gegen dieses Weib zu wehren, das es wagte, ein Messer an seine Kehle zu setzen. Er stieß jedoch verblüfft gegen eine undurchdringliche Mauer.

Im Hintergrund wälzten sich Sergej und Fabrizio durch den Staub der Halle. Sergej hatte noch immer seinen Arm um den Hals seines Gegners gepresst und war nicht bereit loszulassen. Fabrizios Attacken waren haltlos und Sergej fand die Gelegenheit, seinen Ellbogen gegen Fabrizios Schläfe zu dreschen. Der Mann sackte zusammen und fiel zur Seite.
Sergej wagte noch nicht, seinen Gegner loszulassen, doch sah er nun wie George sich von Isabelle trennte und beide von zwei Seiten auf Anya zu gingen, die noch immer hinter Sanghieri stand.
"Du kannst den Alten umbringen, kleine Schlampe, aber du kommst hier nicht lebend raus." lachte George mit gehässigem Unterton.
In den nächsten Sekunden geschah alles gleichzeitig. Anya zog die Klinge vom Hals des alten Mannes weg, drehte es und schlug den Messerknauf mit aller Kraft gegen dessen Stirn.
Sanghieri ging ächzend zu Boden während George plötzlich begann, sich vor Schmerzen zu krümmen. Er presste seine Arme um seinen Oberkörper und sackte tief stöhnend auf die Knie. Anya hatte keine Zeit, sich über George zu wundern, denn Isabelle griff sofort an.

Ohne auf Anyas Messer zu achten, stürzte Isabelle auf sie zu. Anya duckte sich und stieß drohend das Messer vor. Isabelle bremste ab. Fauchend umkreisten sich die beiden Frauen. Isabelle war deutlich größer und kraftvoller, Anya unerfahren und kleiner, aber nicht weniger willensstark.
Während Sergej den schmerzverkrümmten George mit seinem Willen am Boden hielt, beobachtete er aufgeregt den Verlauf des Kampfes, unfähig im Notfall einzugreifen, weil er noch immer George mental in Schach hielt, indem er ihn mit Schmerzen lähmte.

"Du hast wohl geglaubt, als Vampir ewig zu leben, was? Du täuschst dich!" zischte Isabelle Anya zu und täuschte einen Angriff an, um Anyas Reflexe zu testen. Anya stieß sofort ihr Messer vor und brachte Isabelle zum Zurückweichen. Wieder umkreisten sie sich.
"Das werden wir sehen!" knurrte Anya konzentriert. In ihrer Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet. Sie ließ Isabelle keine Sekunde aus den Augen und parierte sofort jeden Angriff. Aber immer wieder wich Isabelle zurück, ein böses Grinsen im Gesicht. Dann schoss sie plötzlich vor. Anyas Arm stieß zu, aber Isabelle hatte ihre Bewegungen genau studiert und schlug den Arm mit der Handkante beiseite. Das Messer flog in hohem Bogen durch die Luft und klirrte gegen eine Säule. Im nächsten Augenblick schlug Isabelle zu. Sie traf Anyas Kiefer mit solcher Wucht, dass ihr Kopf zur Seite gerissen wurde und es Anya von den Füßen hob.
Sie flog durch die Luft und prallte gegen eine Säule. Benommen versuchte sie sich aufzurichten, aber Isabelle war bereits bei ihr und traf sie erneut ins Gesicht. Anyas Lippe platzte auf, aber nun setzte ihr Instinkt ein. Isabelle packte Anya am Hemdkragen und zerrte sie auf die Füße, um sie erneut mit der Faust zu treffen. Aber Anya war schneller. Im Aufrichten riss sie ihr Knie hoch und traf Isabelle im Unterbauch. Fauchend warf sie sich gegen ihre Feindin, brachte sie aus dem Gleichgewicht und fiel mit ihr auf den Boden.
Isabelle riss an Anyas Haaren und versuchte, mit den Fingern Anyas Augen zu treffen. In einander verkeilt rollten sie über den Boden. Schmutz und Staub wirbelte auf und brannte in den Augen. Anya steckte einige schmerzhafte Hiebe in die Seite ein und konnte selbst kaum Treffer landen. Als sie mit dem Rücken über den Messergriff rollte, stöhnte sie schmerzlich auf. Mit verbissener Anstrengung drehte sie Isabelle von ihrem Körper und tastete nach dem Messer. Aber Isabelle hatte es auch gesehen.
Mit einem kräftigen Kniestoß warf sie Anya von sich und weg von dem Messer.
Während Anya abrollte und mühsam auf die Beine kam, musste Isabelle nur die Hand ausstrecken, um das Messer zu greifen. Grinsend kam sie auf die Beine und näherte sich Anya, die allmählich Erschöpfung spürte. Atemlos starrte Anya die noch immer recht frisch wirkende Isabelle an. So, wie Isabelle das Messer hielt, hatte sie offensichtlich Erfahrung im Umgang damit.
Nun grinste sie ihre Feindin an und warf das Messer gekonnt in die linke Hand. Geduckt näherte sich Isabelle. Anya wurde klar, dass sie es mit einer geübten Messerkämpferin zu tun hatte. Aufmerksam wich sie Isabelle aus, rückwärts oder seitlich. Immer wieder versuchte Isabelle nun mit Scheinangriffen Anyas Aufmerksamkeit auf das Messer zu lenken und dann mit der rechten Hand zuzuschlagen. Mit ihren blitzschnellen Bewegungen schnitt sie eine lange Verletzung in Anyas rechten Arm. Der Schmerz begann rasch, ihren Arm zu lähmen. Verzweifelt pumpte sie mit der rechten Hand, um das Gefühl dort nicht zu verlieren, aber sie erreichte damit nur, dass die Wunde stärker blutete.
Isabelle lachte siegessicher und griff an. Anya versuchte auszuweichen. Ihr Fuß stieß gegen den bewusstlosen Körper Sanghieris und brachte sie ins Stolpern. Das rettete ihr das Leben. Isabelle verfehlte Anya nur um Millimeter, prallte gegen sie und stürzte mit ihr zu Boden. Anya knickte mit den Beinen ein, wurde von Isabelle zur Seite geschleudert und schlug hart auf dem Boden auf. Isabelle fiel genau neben ihr auf den Boden. Krampfhaft hielt sie das Messer fest, aber Anya sah ihre Chance, denn ihre Gegnerin war auf den Bauch gefallen. Mit einem lauten, hasserfüllten Schrei warf sie sich auf ihren Rücken, presste sie wieder auf den Boden zurück.

1 Kommentar:

  1. Jetzt mach sie fertig. Totgeglaubte leben länger...

    Isabelle muss ganz schön überrascht gewesen sein, wer da den Keller betritt. Und sowohl Fabrizio als auch der Alte haben vielleicht ein bisschen zu viel sichere Aroganz walten lassen.

    Mal sehen, wer da jetzt stirbt.

    Gruß
    Joe

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