Dienstag, 1. März 2011

Noctambule: Die Suche nach Anya

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Armand hatte den Vorhang zurückgezogen. Als er ein halb verfallenes Haus entdeckte, wies er den Kutscher an, zu halten. Er klettere nach Sergej aus dem Wagen und streckte sich ächzend. Zufrieden sog er die kühle Nachtluft in die Lungen. Sergej reichte dem Kutscher den versprochenen Beutel und verabschiedete ihn.


"Nicht gerade gemütlich, aber ein Unterschlupf." meinte Armand, nachdem er die Ruine gemustert und seine Tasche hinein geworfen hatte. Sergej grinste.
"Willst du dich noch ein wenig ausstrecken und erholen?" Armand überlegte eine Weile und sah seinen Freund lange an.
"Ich möchte, dass du hier bleibst. Ich will Anya suchen gehen und möchte nicht, dass du in eine Falle rennst. Du hast genauso viel zu verbergen wie ich!" Sergej grinste breit.
"Du glaubst wirklich, ich lasse dich alleine? Du bist hilflos wie ein Baby! Für was für einen Freund hältst du mich eigentlich?" Armand seufzte.
"Sergej, ich habe dir damals nicht das Leben gerettet, um dich denen wieder auszuliefern!" Sergej lachte und schüttelte den Kopf.
"Das ist nicht unbedingt die gleiche Familie, du Depp! Und außerdem ist das verdammt lange her. Lass dir einen anderen Plan einfallen!" Armand schaute ratlos und presste die Hand auf seinen Bauch.
"Wir müssen Anya finden. Ich kann George im Moment nur wahrnehmen aber nicht lokalisieren." Diese Aussage verursachte eine Sorgenfalte bei Sergej, zeigte sie ihm doch, dass Armand keinen klaren Gedanken fassen konnte und noch immer nicht ganz auf der Höhe war.
"Lass mich Anya suchen. Sie wird bei George sein. Ich bin fast sicher, dass Isabelle und George sich gerade getrennt haben. Such du Isabelle, ich George. Mit Isabelle wirst du eher fertig als mit George." schlug er vor. Armand überlegte. Sollten die Beiden sich wieder treffen, würden die Freunde automatisch ebenfalls wieder zusammenkommen und es stünde Zwei gegen Zwei. Nachdenklich schaute er auf seinen Freund.
Es passte ihm nicht, schwach zu sein. Und schon gar nicht, von seinem wesentlich kleineren Freund darauf hingewiesen zu werden. Aber er musste ihm Recht geben. Zudem war Sergej zwar auch kleiner als George, aber drahtig, schnell und kampferfahren. Langsam nickte er zustimmend. Sergej legte ihm die Hand auf den Arm.
"Pass gut auf dich auf. Und achte darauf, dich zu schützen. Auch hier!" Er tippte gegen Armands Stirn und grinste schief. Mit einem abschließenden Nicken drehte er sich um und verschwand in den dunklen Schatten der Stadt.
Armand sah ihm hinterher und atmete tief durch. Anya! Er durfte keine Zeit verlieren. Aber er brauchte Kraft und beabsichtigte, sich die auch zu holen. Obwohl er die Richtung einschlug, in der er Isabelle spürte, hielt er Ausschau nach Beute.

Die Straßen waren leer in den Vororten. Es zog Armand tiefer in die Stadt. Es war warm hier, die Luft trocken und ein milder Wind schob die Düfte der Stadt den Hügel hinauf, den er gerade verlassen wollte. Ab und zu erreichten ihn würzige Gerüche von den Herden in den Häusern. Lachen und Streitgespräche drangen durch die offenen Fenster. Als eine Frau aus einem Haus trat und sich einen leichten Schal über die Schultern schlug, drängte er sich tiefer in den Schatten und blähte witternd die Nase.
Sie war jung und ging mit zügigen Schritten vor ihm die Straße hinunter. Armand folgte ihr lautlos und näherte sich ihr. Als ein kleiner Windzug den Schal zur Hälfte wegzog und Armand die blonden, langen Haare sah, bremste er abrupt ab. Sein Herz hämmerte lauter.
Die langen blonden Haare und die zierliche Figur erinnerten ihn schmerzlich an Anya. Mit einem Knurren zog er sich in den Schatten zurück und ließ die Frau weiter laufen. Hungrig wandte er den Kopf. Ein älterer Mann wurde sein Ziel, der gerade seine Pfeife an seiner Schuhsohle ausklopfte und sich streckte. Der Mann setzte seinen Heimweg fort. Aber er erreichte sein Zuhause nicht. Armand schlug seine Zähne in den Hals des Manns und tötete ihn schnell und lautlos.
Danach fühlte er sich gestärkt und setzte seinen Weg fort. Die Leiche hatte er einfach liegen lassen. Hastig spurtete er durch die Straßen und runzelte dabei die Stirn. Georges Gegenwart wurde stärker. Sergej befand sich weiter weg. Er überlegte nicht lange und änderte seinen Plan. Mit einer kleinen Kursänderung eilte er George entgegen. Sein Zorn wuchs mit jedem Schritt. Gleichzeitig rief er Sergej zu sich. Er brauchte Unterstützung.

1 Kommentar:

  1. Bei dem seiner Wut wird er schön blind samt Freund in die Falle rein tapsen... hm so lange wie der schon lebt hab ich ihm echt ein bissel mehr zugetraut, als wie ein Vampir-Teenager alles ingrund und boden zuhauen

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