Donnerstag, 3. März 2011

Noctambule: Der Schatten auf dem Dach

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Sergej schwenkte mitten im Lauf in die Richtung, in der er Armand vermutete. Völlig gleichgültig, wie der ursprüngliche Plan ausgesehen hatte, Armand brauchte ihn.
Die Straße führte aber in die falsche Richtung. Da Sergej sich nicht auskannte, beschloss er die Abkürzung über die flachen Dächer der Häuser. Mit kraftvollen Bewegungen schwang er sich über Regentonnen, Balkons und Regenrinnen auf das erste Dach und setzte in weiten Sprüngen von einem Dach zum nächsten.


Der schmerzerfüllte Schrei Armands stoppte ihn sofort. Tief geduckt näherte er sich dem Rand des Daches und spähte hinüber. Was er sah, gefiel ihm gar nicht.
Zwei stämmige Männer hatten den zusammen gekrümmten Armand an den Armen gepackt und schleiften ihn mit sich die Straße hinunter. George rappelte sich eben auf die Beine und rieb sich das Kinn. Dann folgte er hastig seinen beiden Schergen.
Sergej duckte sich tiefer. Seine Muskeln waren zum Sprung gespannt, aber er zögerte. Offenbar glaubte man Armand alleine hier. Würde er sich den dreien stellen und verlieren, wäre Armand damit nicht gedient. Er konnte mehr tun, wenn er die Vampire verfolgte, um herauszufinden, wohin sie Armand brachten. Und er musste Anya finden.
Entschlossen folgte er den Männern. Sie bemerkten nicht den Schatten, der über die Dächer huschte. Es ging weiter in die Innenstadt hinein. Für Sergej wurde die Verfolgung mühsam. Die Häuser waren höher, kleinere Parkanlagen zwangen ihn auf die Straße hinunter und schließlich bremste er gerade eben noch rechtzeitig, um einem eiligen Fuhrwerk auszuweichen. Dadurch hätte er beinahe verpasst, dass George mit seiner Gruppe durch einen Hintereingang in einem großen Haus verschwand.
Sergej drückte sich in den Schatten. Das Haus musste einem einflussreichen Mann gehören. Das wiederum bedeutete, dass Armand einen machtvollen Gegner und George einen starken Verbündeten hatte. Sergej konnte hier im Moment nichts weiter ausrichten. Eher zufällig bemerkte er eine Bewegung auf einem Dach und schaute genauer hin. Erst jetzt bemerkte er die starke Bewachung des Hauses. Rund herum auf den Dächern der anderen Häuser und sogar auf dem eigenen Dach patrouillierten Männer. Seufzend zog sich Sergej zurück. Diese Festung konnte er nicht alleine stürmen.
Aber er konnte Anya finden und er hatte auch schon eine Ahnung wo, denn Isabelle war klar und deutlich auszumachen. Erneut spurtete er los, hastete die dunklen Straßen entlang und spürte Isabelle immer stärker. Wie ein Magnet zog sie ihn an. Sergej musste grinsen. Bereits aus der Entfernung konnte er ihre Gedanken hören, als würde sie mit ihm sprechen. Sie war ein leichtes Ziel.
Wie erwartet fand er sie auf einer kleinen Mauer sitzend. Sie hatte ein Bein angezogen und lehnte an der Hauswand, das andere Bein baumelte in den zwei Meter tiefen Abgrund. Aus Langeweile spielte sie mit einer jungen Katze, die sie in ihren Händen hielt. Sie drückte den kleinen Körper immer wieder schmerzhaft zusammen.
Das Kätzchen maunzte schmerzlich, dann fauchte es wieder, spreizte die Krallen und versuchte Isabelle mit seinen Zähnchen zu beeindrucken. Als Antwort zeigte Isabelle ihr scharfes Gebiss und stieß ein Fauchen aus. Ängstlich maunzend zog der Katzenwelpe das Köpfchen ein.
Seine Rettung kam von ganz unerwarteter Seite. Ein heftiger Schlag an Isabelles Schläfe ließ sie aufschreien. Sie ließ das junge Tier los, bevor sie von der Mauer herunter stürzte und auf die Knie krachte. Sergej sprang sofort hinterher, packte sie an ihrem Pferdeschwanz und riss sie auf die Beine. Ohne zu Zögern verpasste er ihr mehrere harte Ohrfeigen.
Isabelle spuckte Blut und versuchte zu treten. Sie war völlig überrumpelt. Aber sie schaffte es trotzdem, Sergej einen empfindlichen Faustschlag auf die Nase zu versetzen. Das machte ihn aber nur noch wütender. Seine Hand packte ihre Kehle und drückte zu. Gleichzeitig drückte er sie hart gegen die Hauswand und schlug mit der linken brutal in ihren Magen.
Isabelle konnte nicht zusammenklappen. Röchelnd und mit schmerzverzerrtem Gesicht begann sie zu würgen. Sergej drückte weiter ihre Kehle zu. Nun näherte sich sein Gesicht mit kaltem, gnadenlosem Ausdruck ihren Augen. Erst als ihre Nasen sich fast berührten, stoppte er.
"Wo ist Anya?" Seine Stimme war schwer zu verstehen durch sein Knurren. Isabelle krächzte irgendetwas. In ihren Augen loderte Todesangst. Zu Recht, denn Sergej drückte ihre Kehle noch heftiger zu.
"Du solltest nicht zögern es mir zu sagen. Denn wenn du tot bist, kannst du nicht mehr reden und ich werde sie trotzdem finden. Wenn du redest, lasse ich dich am Leben, Miststück!" zischte Sergej in ihr Ohr. Isabelle ruderte hilflos mit den Armen. Sie war gar nicht in der Lage zu reden. Aber Sergej las bereits ihre Gedanken, was kein Problem für ihn darstellte. Isabelle war einfach zu lesen. Jetzt mehr denn je.
"Im Schuppen hinter dir, ja? Ist sie da drin?" Seine Finger spürten das krampfhafte Zucken ihrer Halsmuskulatur. In ihren Augen las er ihre Zustimmung. Mit einer heftigen Bewegung warf er sie auf den Boden, wo sie hustend und spuckend liegen blieb und sich zusammenkrümmte.
Sergej kümmerte sich nicht weiter um sie. Er warf sich einfach mit dem ganzen Körper gegen die Tür des Schuppens, die berstend nachgab. Die zersplitterten Reste schwangen schief in der Angel hängend auf. Sergej musste sich kurz an die tiefe Dunkelheit hier drin gewöhnen, dann sah er Anya und stöhnte verzweifelt auf.

1 Kommentar:

  1. Die arme kleine mietze katze, dass wäre ja auch ein Fall für das sprechende Peta Kaninchen gewesen *kicher*

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