Donnerstag, 15. November 2012

Noctambule III: Dein Kind als Entschädigung

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Alessio nahm die erlittene Überrumpelung noch immer sichtbar übel. Seine Blicke zu Armand und den restlichen Anwesenden waren alles andere als freundlich und er akzeptierte nur mühsam seine Gefangenschaft als unabänderlich. Auf seine Frage, was Armand gewonnen zu haben glaubte, hatte er nur ein Schulterzucken geerntet und tatsächlich sah es noch immer nicht besonders gut aus für die vier Nefandii. Selbst wenn er, das Oberhaupt der Sanghieri, dieses Haus nicht mehr lebend verlassen würde, so war das Leben der vier keinen Sous wert. Sie würden entweder hier drinnen in einem Flammeninferno oder aber draußen durch die Hände seiner Männer getötet werden. Dieser Gedanke gab Alessio Mut und Ruhe.


"Erkläre mir bitte, was uns so unendlich wichtig macht, dass das Oberhaupt selbst den Clan verlässt, der gerade jetzt so verletzlich geworden ist, um uns so aufwendig zu suchen." verlange Armand nun ruhig. Alessio stieß ein raues Lachen aus.
"Du hast meine Geschwister getötet." erklärte er schlicht. Armand schüttelte den Kopf. Tief durchatmend betrachtete er sein Gegenüber und stützte das Kinn in die Hand.
"Lass uns das Ganze bitte genau erörtern, Alessio. Dein Vater hatte bereits selbst den Vorwurf gegen mich erhoben. Damals versuchte er, mich zu lesen, um die Wahrheit herauszufinden und stellte zweierlei fest: erstens konnte er nicht mehr lesen, was genau vorgefallen ist und musste meinem Wort vertrauen und zweitens.." Armand machte eine Pause, damit die Worte sacken konnten, "Zweitens musste er feststellen, dass George so voller Hass gegen mich war, dass man ihm leider gar nicht mehr vertrauen konnte. Wie sich später herausstellte aus gutem Grund." Wieder ließ Armand sich Zeit und betrachtete Alessio nachdenklich. "Wie also kannst du es wagen, diesen niedergelegten Vorwurf erneut gegen mich zu erheben? Glaubst du, dass du mich besser lesen kannst?"
Sergej betrachtete seinen Freund nach außen hin ruhig, doch innerlich brodelte es in ihm. Die Situation war noch immer angespannt und ihr Ausgang ungewiss. Armand spielte hier ein gefährliches Spiel, wenn er Alessio provozierte und ganz tief in seinem Inneren war er durchaus geneigt, daran zu glauben, dass Adaliz durch die Hand seines Freundes gestorben war. Es war ihm allerdings einerlei, denn wenn Armand sie getötet hatte, musste er einen guten Grund dafür gehabt haben. Es wäre töricht von Armand, dies nun vor einer rachsüchtigen Familie zuzugeben und er selbst hätte es auch geleugnet. Doch nun stand auch das Leben seiner jungen Frau auf dem Spiel und hinter dieser Tatsache stand die Freundschaft zu Armand deutlich zurück.
Alessio hatte Armand genau zugehört und nun eine Braue gehoben.
"Du hättest es sicherlich lieber, dass ich das Urteilsvermögen meines Bruders anzweifle? Er hat dich und deine Freunde zu Nefandii erklärt. Das war sein gutes Recht und ich habe keinen Grund, das zurückzunehmen, nachdem du tatsächlich meinen Bruder getötet hast und es auch noch zugibst. Alleine das reicht für mich, seine Entscheidung zu unterstützen und deinem Treiben ein für allemal ein Ende zu setzen!" erklärte er beinahe hitzig. Armand blieb ruhig, auch wenn seine Kiefermuskeln einen Augenblick lang heftig mahlten.
"Natürlich gebe ich das zu. Es war ein Kampf Mann gegen Mann. Und auch du würdest genau das Gleiche tun wie ich, wenn deine Familie angegriffen wird. Sollte ich ihn am Leben lassen und zusehen, wie er meine Frau und das ungeborene Kind tötet? Unschuldige? Und nicht nur das, eine schwangere Frau?!" er betonte bewusst die Schwangerschaft, die Fabrizios Entscheidung so in Frage stellte, dass sie sogar bei Enrico Zweifel ausgelöst hatte.

Und tatsächlich zuckte das Gesicht Alessios kurz und in seine Augen trat ein unsicheres Flackern. Es verschwand sofort wieder, doch Armand hatte es gesehen. Ruhig blickte er Alessio an und wartete auf dessen Entscheidung, wie es nun weiter gehen sollte.
Dieser ließ sich Zeit, nachdem er begriffen hatte, dass er in einer Zwickmühle steckte. Draußen warteten noch immer seine Männer und er zweifelte nicht daran, dass sie auf seinen Befehl hin angreifen würden. Allerdings war sein eigenes Leben dennoch in massiver Gefahr und er wusste sehr genau, dass er Armand alleine bereits absolut unterlegen war. Ganz offensichtlich löste seine Stellung weder bei Armand noch bei Sergej den Respekt aus, den er sich gewünscht hatte. Wie, zum Teufel, hatte sein Vater sich diesen Respekt nur erworben?
Seitdem er denken konnte, hatte jeder in seinem Umfeld den Alten respektiert und geachtet und niemand hätte es gewagt, ihm zu trotzen. Er selbst hatte in seinem Vater die verkörperte Weisheit gesehen. Aber er selbst war jung und unerfahren. Er hatte niemals damit gerechnet, einmal den Platz seines Vaters einzunehmen. Nun also sollte er eine klige Entscheidung treffen, nachdem er sich selbst in diese Situation gebracht hatte.
"Du hast zwei Mitglieder meiner Familie getötet, Armand Sartous, nicht zu vergessen mein Mann da draußen, auf den ihr geschossen habt. Entweder stellst du dich unserem Ältestenrat oder ich verlange dein Kind als Entschädigung." erklärte er nun ruhig und hielt dem bohrenden Blick Armands stand.

1 Kommentar:

  1. Ah! Jetzt wird der Braten also endlich gar.

    1. Sind wir schon mal von dieser "Alle hier drin sind tot."-Nummer weg. Es geht also nur noch um Armand. Und Alessio hat gerade die Entscheidung aufgehoben und abgegeben. An den Ältestenrat.
    Dass der anders entscheidet als das Clanoberhaupt ist zwar unwahrscheinlich. Dennoch gibt es der ganzen Sache schon einen formaleren Charakter als dieses "ich will dich tot sehen" gehabe der beiden Heissporne.

    2. Er wollte von anfang an das Kind! Und jetzt zeigt er sein wahres Gesicht.

    Ich bin sicher Anya wird ihm da ein paar Worte zu zu sagen haben! Und die lauten ziemlich sicher nicht: "Okay hier bitte. Geh." Ich denke da eher an etwas im Stil von "Ich reiß dir die Klöten ab, du Schwachkopf." :)

    LG
    Joe

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