Sonntag, 25. November 2012

Noctambule III: Überraschung am späten Abend

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Caspar Curie gähnte und kratzte sich ausgiebig zwischen den Beinen, nachdem er aus dem Badebottich geklettert war. Der Tag war hart gewesen und er war schon lange nicht mehr der Jüngste. Auch wenn sein Sohn nun kurz davor stand, seine Arbeit zu übernehmen und er sich bald endlich dem Ruhestand hingeben konnte, ließ er es sich nicht nehmen, noch selbst viele Arbeiten zu verrichten oder doch wenigstens zu überwachen.


Für heute hatte er aber genug getan und freute sich auf seinen Schaukelstuhl. Aus der Küche duftete es bereits lecker nach einem guten Braten und sein Magen knurrte ungeduldig. Caspar überlegte gerade, ob er sich nach dem Essen vielleicht doch mal wieder ein gutes Pfeifchen gönnen sollte, als er den ungewohnten Lärm einer nahenden Kutsche vernahm.
Stirnrunzelnd schaute er aus dem Fenster und riss ungläubig die Augen auf. Die Dämmerung war längst vorüber, doch die Lampen der einfahrenden Reisekutsche verbreiteten genug Licht, um zu erkennen, dass unerwarteter Besuch nahte.
Hastig ließ er sein Handtuch einfach fallen, griff nach den Kleidern und zog sich an, dabei bereits Richtung Küche stolpernd, wo seine Schwiegertochter summend Kartoffeln schälte. Als sie Caspar hereinstraucheln sah, errötete sie tief und schaute sofort weg, denn noch immer hatte er seine Hose nicht geschlossen, sondern stopfte eilig sein Hemd hinein.
"Das Essen dauert leider noch etwas." meinte sie, denn außer nagendem Hunger konnte sie keine Erklärung für seine Hast finden.
"Wir haben ein Problem! Die Comtesse ist gerade angekommen!" knurrte er und schloss endlich seine Hose. Klirrend fiel der jungen Frau das Messer aus der Hand und die Kartoffel polterte halb geschält zu Boden. Sie starrte ihren Schwiegervater mit großen Augen an, ihre Hände flach auf den gewölbten Bauch legend.
"Jetzt?!" jappste sie entgeistert. Sein Nicken brachte sie zum Stöhnen. "Gott steh mir bei! Ich habe nicht genug, um das Essen zu verlängern! Oder ist sie alleine?" Caspar fuhr sich durch die grauen Haare und versuchte, seine Kleidung ordentlich zu zupfen.
"Das weiß ich doch noch nicht! Gerade kam die Kutsche rein! Nur eine! Und nicht die Familienkutsche! Kein Wappen drauf!" Seine Schwiegertochter hatte ein Einsehen und trat zu ihm, um ihm zu helfen, halbwegs ordentlich auszusehen. Sie klappte den Hemdkragen richtig um und strich den Stoff an den Schultern glatt.
"Eine gewöhnliche Reisekutsche? Wie seltsam!" Eilig nickend verließ Caspar das kleine Haus, drehte aber noch einmal um, weil er die Laterne vergessen hatte. Natürlich verbrannte er sich die Finger, weil er sie viel zu hastig anzuzünden versuchte, doch endlich hatte er es geschafft und eilte hinaus. Der Kutscher war natürlich vor das Herrschaftshaus gefahren und bereits abgesprungen.
Gerade öffnete er die Tür der Kutsche und klappte den Tritt heraus, als Caspar eilig heran kam, verbissen den Schmerz seiner Hüfte ignorierend. Kutscher und Verwalter nickten sich grüßend zu, dann sah Caspar einen elegant gekleideten Mann im Reisemantel aussteigen. Der Mann nickte ihm knapp aber höflich zu, wandte sich zur Kutsche und reichte die Hand hinein. Der Verwalter erkannte Miriam sofort und schnappte dennoch überrascht nach Luft, als sie aus der Kutsche stieg.
Sie hatte sich in den zwei Jahren, die er sie nicht mehr gesehen hatte, unglaublich verändert. Sie war ganz offensichtlich zu einer bildschönen jungen Frau geworden, doch nicht nur das, sie besaß nun eine geschmeidige Eleganz, die er nie zu vor bei einer Frau gesehen hatte. Selbst im Licht der Laterne wirkte sie auf eine reizvolle Weise vornehm blass, doch hätte er schwören können, dass diese Blässe nicht mit Puder erzeugt wurde. Er klappte den Mund zur Begrüßung auf, bekam jedoch kein Wort heraus.
Während seine kleine Comtesse den Fremden liebevoll anlächelte und dieser sich galant verbeugte, folgte eine weitere Frau. Diese übertraf Miriam beinah noch an Schönheit, und auch wenn sie etwas umständlicher aus der Kutsche kletterte, was dem Baby in ihrem Arm zugrunde lag, so besaß auch sie diese katzenhafte Eleganz. Hinter der jungen Mutter faltete sich ein wahrer Riese aus der Kutsche. Caspar hechelte leicht, um wieder zu Atem zu kommen, denn ihm wurde klar, dass alle Vier diese seltsame Blässe besaßen und ebenso eine unendlich anziehende Aura besaßen.

1 Kommentar:

  1. Dem Reiz eines Vampirs kann man sich also nicht so ohne weiteres entziehen. Auch ein alter Haudegen wie Caspar nicht.

    Nun hat man sich also anders entschieden. Die Mühle wird verlassen und das Landgut bezogen. Wenigstens für eine Weile, wie Miriam es vorgeschlagen hatte.
    Für die abendliche Ankunft kann man eine lange Anreise oder ein schlechtes Wirtshaus auf dem Weg vorschieben. Und wie es weitergeht wird sich bald genug zeigen.

    Caspar würde ich vor Angst in die Hose machen, wenn er wüsste, wer da angekommen ist. Doch ich denke er ist sicher. Der Plan ihn am Leben zu lassen, schien mir ziemlich alternativlos zu sein, solange man dafür sorgen möchte, dass Miriam über ein eigenes solides Einkommen verfügt.

    Nun also geht es auf in das neue Leben als Ehepaar, als Vampirehepaar wohlgemerkt.

    Und alles scheint sich, vorerst, zu beruhigen.

    Ist das die Ruhe vor dem Sturm in Band 4?

    LG
    Joe

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