Donnerstag, 1. November 2012

Ihn finden

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe saß im Wohnzimmer von Lelyas Wohnung. Er war eine Stunde früher aus dem Büro gegangen und direkt hierhin gefahren, um sich kurz mit ihr zu besprechen. o würde Nadja es nicht merken und er war pünktlich zum Abendessen zu Hause. Nadja sollte hiervon vorerst nichts mitbekommen. Es fiel ihm zwar schwer, ihr etwas vorzuenthalten, aber in diesem Fall hielt er es einfach für besser.

Lelya kam mit zwei Gläsern aus der Küche. "Maria isst bei einer Freundin zu Abend. Die kommt frühestens in zwei Stunden wieder.", erklärte sie. Joe nickte und nahm ihr das eine der Gläser ab. "Was sollten wir deiner Meinung nach tun?", kam er direkt zur Sache. Lelya seufzte und zuckte die Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Wenn ich mir nur vorstellen könnte, was er hier noch will? Er spricht doch kaum ein Wort Englisch. Wenn er noch hier ist, braucht er irgendwelche Kontakte." Joe nickte. Auf den Gedanken war er auch schon gekommen.

"Die Frage ist, was er mit diesen Kontakten anstellt." "Die Kinder haben ihm am Samstag ganz schön zugesetzt. Ich hatte Nadja 100 Dollar mitgegeben um im Notfall ein kleines Essen bezahlen zu können und Maria hatte ich ein bisschen was zugesteckt, damit sie sich die Eintrittskarte in den Zoo auch selbst kaufen kann, falls Mykola schon ohne Geld dastand. Aber das haben die Kinder ziemlich anders gemacht. Lukas hat es mir stolz erzählt, wie sie verhindert haben, dass er sie einlädt, obwohl er es wollte und auch, dass sie zum Abendessen im Metropolitan waren. Das ist das teure Steakhouse in das du uns auch schon einmal eingeladen hast."

Joe nickte bedächtig. Er hatte es eigentlich auch ganz amüsant gefunden, Mykola so vorzuführen, aber auch ihm war schon der Gedanke gekommen, dass das vielleicht nicht wirklich nett gewesen war. "Du meinst, er könnte hier sein um sich zu rächen?", fragte er vorsichtig an. "Das vielleicht nicht direkt. Aber an dem Tag hat Nadja ihm ziemlich klar gemacht, dass die 100 Dollar, die er im Monat bekommt ein Witz sind. Nicht zuletzt indem sie kurzerhand behauptet hat, ich hätte das Geld für das Essen ausgelegt." Joe sog scharf die Luft durch die Zähne. "Das klingt irgendwie abgedreht aber erschreckend plausibel."

Lelya nickte: "Und was ich mir am ehesten vorstellen könnte ist, dass er hiergeblieben ist um auf irgendeine Weise an mehr Geld zu kommen, als diese 100 Dollar." Joe sackte auf dem Sofa etwas zusammen. "Und ich möchte mir eigentlich keine Variante davon vorstellen. Ehrliche Arbeit schließe ich dabei mal kategorisch aus."

Es herrschte ein paar Sekunden Stille zwischen den Beiden. "Was machen wir jetzt?", fragte Lelya dann. "Aktiv werden!", entschied Joe, "Ich möchte ihm, nach Möglichkeit, nicht die Gelegenheit geben, uns zu überraschen. Ich will ihn finden, bevor er uns findet."

2 Kommentare:

  1. Mykola finden und zur Rede stellen wird das Beste sein. Sie sollten zuerst den Fahrer fragen, was an dem Tag passiert ist und wo er Mykola hingebracht hat. Wer weiss, vielleicht ist er ja sogar noch in dem Hotel, was ich allerdings bezweifel. In erster Linie sollten sie sich bei der Suche auf Ort beschränken, an denen ukrainisch gesprochen wird und sich Mykola dadurch verständigen kann. Und vor allem, sollte Lelya die Überweisung der 100 Dollar stoppen, der Deal ist mit seiner Nichtabreise ja nun wohl hinfällig. Bleibt zu hoffen, dass er seine Verzichtserklärung für das Sorgerecht nicht mehr zurück ziehen kann.

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  2. Mykola muss seine Familie nicht finden, er weiß ja, wo sie wohnen. Zumindest ein Teil von ihnen. Aber Joes Idee ist schon richtig. Mykola weiß nicht zwingend, dass Joe über das ungenutzte Ticket informiert wurde.
    Gehen wir mal davon aus, dass er es nicht weiß, dann hat er sich ganz bewusst noch nicht wieder gemeldet und das würde mir schon Kopfzerbrechen bereiten.
    Sollte Mykola aber davon ausgehen, dass Joe oder Lelya erfahren, dass er noch hier ist, dann hat er dieses Risiko sehr bewusst auf sich genommen. Auch das ist keine bessere Variante. Denn dann versteckt er sich ganz bewusst und lässt die Familie zittern.

    Allerdings glaube ich an erstere Möglichkeit. Er scheint sich vorzubereiten, fragt sich halt nur für was. Denn die dritte Möglichkeit, einfach eine ehrliche Arbeit zu finden, die schließe ich auch aus...

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