Donnerstag, 6. Oktober 2011

Was willst du wissen?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mary stand etwas verlegen da und umarmte Nadja. Als sie mit ihrer Fragerei angefangen hatte, war ihr nicht im Ansatz klar gewesen wohin das führen würde. Kurz hatte sie Zweifel gehabt, ob Nadja diesmal ehrlich zu ihr war. Aber die Heftigkeit der Reaktion verbannte alle Zweifel. Mary konnte spüren wie Nadjas Körper von Schluchzern geschüttelt wurde und behutsam strich sie ihrer Freundin über den Kopf. "Das tut mir so leid.", flüsterte sie leise.

Es dauerte eine Weile bis Nadja hörbar die Nase hochzog und sich etwas zusammenriss. "Kannst du ja nix für.", meinte sie nur lapidar mit sichtbar verweinten Augen. Nadja huschte ins Bad und kam mit ein paar Taschentüchern zurück und putzte sich ausgiebig das Gesicht und die Nase. Dann sah sie Mary etwas unsicher an. Mary etwas von sich preis zu geben, hatte unsagbar gut getan. Aber sie wusste nicht, ob und wie weit sie jetzt gehen konnte. Wenn sie nun weitermachte, würden sie an das Thema Arramoa kommen. Und Nadja hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Aber vielleicht konnte sie die Insel auch einfach auslassen oder umschreiben?

Mary sah Nadja entschuldigend an. "Ich hatte ja keine Ahnung...", setzte sie an, wusste dann aber nicht, wie sie den satz beenden sollte. "Natürlich hattest du keine Ahnung.", seufzte Nadja und ließ sich auf dem Bett nieder. Mary war etwas verunsichert. "Was willst du jetzt machen?", fragte sie dann und ließ sich neben Nadja auf dem Bett nieder und zuckte die Schultern. Sie würde einerseits mit Mary nun gern über alles reden. Auch das Arramoaproblem würde sie schon irgendwie geregelt bekommen. Andererseits wusste sie nicht, wie das ihre Beziehung verändern würde.

Nur mit Mühe konnte Mary sich zügeln. Sie schämte sich für ihre vulgäre Neugier, aber dennoch brannten die Fragen ihr auf der Zunge wie Feuer. Eigentlich war doch alles gesagt. Musste sie denn unbeding die Details wissen und Nadja damit quälen? Nadja griff nach Marys Hand und nickte. "Wenn du etwas wissen willst, dann frag einfach.", bot Nadja jetzt an. Diese Möglichkeit löste bei Mary eine Gänsehaut aus. "Man hat dich verschleppt?", fragte sie ganz leise.

Nadja holte tief Luft. "Sie hatten solche Broschüren gedruckt. Darin stand, man könnte in Deutschland einen gut bezahlten Job als Krankenschwester bekommen. Aber schon während der Fahrt hat man uns die Pässe weggenommen und uns ziemlich brutal behandelt. Als wir dann in Deutschland angekommen waren, sollten wir die Fahrt beim Boss der Organisation auch noch bezahlen. Er wollte 15.000 Euro für die Fahrt von Kiew nach Deutschland. Das hatte natürlich keine von uns. Also sollten wir das bei ihm abarbeiten. Aber eben nicht als Krankenschwestern, sondern...", sie zögerte kurz, "...mit Sex." Die letzten Worte waren fast geflüstert gewesen. Sonst hatte Nadja recht frei gesprochen. Es war lange nicht so schlimm gewesen, wie sie gedacht hatte.

Mary dagegen starrte sie mit offenem Mund an. "Was, wenn du dich geweigert hättest?", fragte sie völlig naiv. "Jurina hat eine Narbe an der Schulter. Eine vorn und eine hinten.", meinte Nadja trocken, "Sie hat dafür herhalten müssen, uns anderen zu zeigen, was sie dann mit uns getan hätten." Mary hatte die Andeutung nicht ganz verstanden und starrte ihre Freundin verblüfft an. "Man hat ihr durch die Schulter geschossen. Und rückwirkend betrachtet war das nicht das Schlimmste, was sie uns angetan haben.", präzisierte Nadja sachlich. Marys Kehle schnürte sich zu und Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper.

2 Kommentare:

  1. Stelle keine Frage, wenn du die Antwort nicht hören möchtest ;-)
    Aber Weiber sind nun mal neugierig.
    Hoffentlich weiß Mary, wann sie genug hat.
    Nicht dass sie sachen erfährt, mit denen sie selber nicht klar kommt.

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  2. Beide gehen sehr umsichtig vor. Mary will nicht zu aufdringlich sein und zuviel fragen, Nadja will Mary nicht mit unerwünschten Informationen erschrecken.
    Dass Mary das nun erst einmal verdauen muss, ist ganz klar. Aber sie wird Nadja mit ganz anderen Augen betrachten und sicherlich einiges daraus lernen. Und sehr wahrscheinlich auch bei neuen Neidanfällen seitens Gretchen völlig anders reagieren als früher.
    Ich glaube nicht einmal, dass Mary zuviel fragen wird. Aus Nadja sprudelt es ja förmlich heraus und auch das kann ich verstehen. Mary nimmt ihr die Lügen nicht übel und die Erleichterung, nun ehrlich sein zu dürfen löst oft ein Übertreiben in die andere Richtung aus. Ist zwar bisher noch nicht eingetreten, aber ich höffe mal, dass Nadja schnell genug bremst, bevor wichtige Dinge wie Arrmaoa ins Spiel kommen.
    Wobei da ja auch reicht, wenn Nadja meint, dass ein Freund von Joe sie und Jurina da heraus geholt hat.

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