Sonntag, 23. Oktober 2011

An damals denken

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nach einer Stunde hatte Nadja ihre Hausaufgaben fertig gefuscht. Es fehlten zwar noch die Matheaufgaben, aber die konnte sie auch morgen in der Schule schnell abschreiben. Ein paar Zahlen ließen sich immer schnell übertragen. Der Rest war mehr schlecht als recht hingefuscht. Zum einen hatte sie heute in der Schule eben nicht wirklich etwas mitbekommen, zum anderen wollte sie nun lieber mit Jurina zusammensitzen. Sie spekulierte einfach darauf, dass die meisten der Aufgaben nicht eingefordert werden würden. Dann fiele es gar nicht auf, wie schlecht sie gemacht waren.

Als sie hinunter in den Wintergarten kam, war Jurina offensichtlich gerade erst von Julijas Hungergeschrei geweckt worden. Sie hatte die Kleine an die Brust gelegt und lag aber in unveränderter Haltung im Liegestuhl und hatte immer noch die Augen geschlossen. "Wenn ich dich so sehe, denke ich manchmal, ich hätte auf Arramoa bleiben sollen.", grinste Nadja. "Wie meinst du das?", kam es verdutzt zurück. Dennoch öffnete Jurina nicht einmal die Augen. "Na, du hast frei, kannst tun und lassen was du willst und einfach mitten am Tag ein Schläfchen halten. Die Nickerchen in der Sonne fehlen mir wirklich."

Jurina stieß ein verächtliches "Ach!" aus. "Wenn du zweimal in der Nacht geweckt wirst, weil ihre Majestät nach einem Mitternachtsimbiss verlangt, dann hast du Schläfchen am Tag aber auch mal wirklich nötig." "Sie sieht so friedlich aus.", gab Nadja andächtig zurück. "Wenn sie trinkt und ihren Willen bekommt ist sie friedlich.", bestätigte Jurina. Dann fügte sie nach einer Pause an: "Ach sie ist doch auch ein Goldstück. Aber eben manchmal eine ziemliche Nervensäge." Julija war gerade fertig geworden und Jurina hob sie ein Stück hoch und sah sie verträumt an, während sie ihre Kleidung wieder ordnete.

"Wie wars in der Schule?", hakte Jurina dann nach. Sie hatte die Vorstellung vom Morgen nicht vergessen, wollte aber nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Nadja nickte. "Ach eigentlich wie immer, bis auf Mary." Jurina setzte sich etwas auf und blickte nun ganz offen zu Nadja. Die druckste noch ein bisschen herum doch dann kam es einfach aus ihr heraus: "Ich habe ihr ja gestern von meiner, also unserer, Vergangenheit erzählt. Von der Zeit in Deutschland und so." Jurina nickte. "Den Teil kenn ich schon."

"Naja heute in der Schule jedenfalls hatte sie Unterlagen von so einem Sozialkundeprojekt herausgekramt, wo wir genau das besprochen hatten. Also Menschenhandel auf der ganzen Welt. Und sie hängt sich da jetzt rein. Sie will alles über das Thema lernen und außerdem will sie helfen." Jurina zog ungläubig die Augenbrauen zusammen. "Helfen?" "Wie, weiß sie auch noch nicht. Aber sie will was tun." Jurina zuckte die Schultern. "Na, wenn sie was findet." Nadja atmete tief durch. "Macht es dir eigentlich gar nichts aus, an damals zu denken.", flüsterte sie fast.

1 Kommentar:

  1. Jetzt bin ich mal gespannt, was Jurina antwortet. Es ist ja durchaus möglich, dass Jurina das alles ganz anders verarbeitet hat als Nadja.
    Aber dafür hatte Jurina auch noch die Schussverletzung, die ja auch noch ein zusätzliches, schlimmes erlebnis war. Aber wir haben Jurinas Leben in diesem einen Jahr nicht verfolgt und wissen nicht, ob und mit wem sie evtl Gespräche geführt hat über ihre Vergangenheit. Aber auch sie dürfte daran nagen, denn sie ist ja nun wirklich selbst noch sehr jung.
    Kopf hoch Nadja.. das alles wird wieder!

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