Freitag, 14. Oktober 2011

Noctambule II: Aus und vorbei...

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

George erwartete den Schmerzschrei oder hoffte wenigstens auf das tiefe Stöhnen eines verletzten Mannes.
Stattdessen spürte er, wie beide Hände vorschossen. Eine Hand umklammerte seine Kehle und drückte zu, die andere griff nach seinem Handgelenk und begann, die Drehbewegung zu stoppen. George riss ungläubig seine Augen auf, als Armand anfing, das Messer langsam zurückzudrücken.


Mit aller Kraft hielt er dagegen, wollte die Klinge zurück schieben und weiter drehen. Doch Armand schien weder Schmerz noch Angst zu spüren. Seine Augen lagen glühend auf George während das Messer wie in Zeitlupe aus seinem Körper glitt und von einem Blutschwall verfolgt wurde.
Die unglaubliche Kraft, mit der Armand die Hand mit dem Messer führte, ließ George erschauern. Er setzte alles an Energie ein, was er hatte, kämpfte aber gleichzeitig darum, noch Luft zu bekommen und umklammerte mit der freien Hand den Arm, der seinen Hals zudrückte. Voller Panik musste er mit ansehen, wie Armand langsam sein Handgelenk drehte und die zitternde Klinge zwang, sich gegen George zu richten.
Kalter Schweiß stand bereits auf seiner Stirn. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Er spürte den festen, schnellen Atem von Armand, der die wirren Haarsträhnen immer wieder hoch wehte. Doch der große Kerl wankte nicht einmal. Seine Rechte hielt George an der Kehle fest und ausgerechnet die Linke, die doch normalerweise schwächer als die rechte Hand war, schaffte es immer weiter, das Messer auf Georges Bauch zu richten.
George hatte nicht mehr viel Zeit. Seine Kraft ließ deutlich nach, sein Kopf schmerzte höllisch und Blut tropfte aus einer Platzwunde an der Schläfe in seine Augen. In seiner Verzweiflung setzte er seine Fähigkeit ein, Schmerzen bei seinem Feind auszulösen, doch schien es fast so, als würde er an einer Mauer abprallen.
Das Grauen packte ihn, als er die Entschlossenheit von Armand erkennen musste. Das Todesurteil stand unwiederbringlich in den schwarzen Augen.
"Wo ist sie?" knurrte Armand kaum hörbar. George stieß ein irres, krächzendes Lachen aus und schüttelte kaum merklich den Kopf.
"Sie verreckt! Keine Chance mehr." log er. Seine Stimme hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem melodiösen Gesäusel, das er so gerne an den Tag gelegt hatte. Hysterie und Irrsinn angesichts seines Todes machten ein hässliches, heiseres Krächzen daraus, unterstützt von Armands stählernem Griff, der ihm die Luft immer stärker abdrückte. Doch schien seine Kraft genau bemessen zu sein. Er ließ George genug Luft, um nicht zu ersticken.
Wieder schien die Zeit stehen zu bleiben. Armand starrte seinen Gegner sekundenlang einfach nur an. Dann nickte er und bohrte mit grausamer Langsamkeit das Messer in Georges Bauchhöhle. Sein greller Schrei erstickte, als Armand seine Kehle fester zudrückte. Er ließ George nicht aus den Augen, während das Messer mit einem letzten Ruck bis zum Anschlag verschwand. Georges Hand, die noch immer verzweifelt das Messer gehalten und abzuwehren versucht hatte, erschlaffte und ließ das Messer los.
Gleichzeitig lockerte sich der Griff um Georges Hals, doch nur soweit, dass er nicht umfallen konnte. Ungläubig, fast staunend stierte George in die schwarzen Augen, die immer größer zu werden schienen.
"DU verreckst, George. Niemand sonst." Armands Stimme war so dunkel, dass George die Worte kaum verstand. Armand hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er das Messer zurückzog und erneut zustieß.
Die Augen seines sterbenden Feindes wurden noch einmal groß und ein Ruck ging durch dessen Körper. Armands Gesicht verzog sich angewidert. Das zerschlagene Gesicht dicht vor seinen Augen hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem George, den er einmal selbst erschaffen hatte. Als Armand ein drittes Mal zustieß, quoll Blut aus dem zerschlagenen Mund.
Das grauenvolle Röcheln, das George ausstieß, ließ Armand völlig kalt. Mit einer blitzschnellen Bewegung ließ er die Kehle des Sterbenden los und packte George an den Haaren. Gleichzeitig ließ er das Messer los, griff mit der zweiten Hand über das blutige Gesicht und verdrehte mit einem kraftvollen Ruck den Kopf bis er das Brechen des Genicks hörte.

Georges Körper fiel kraftlos zu Boden. Breitbeinig ragte Armand über ihm auf und starrte zu ihm herunter. Erst jetzt wurde ihm die absolute Stille bewusst, die über der Straße lag. Keiner der Vampire hatte sich bewegt während des Kampfes.
Sein Blick klärte sich plötzlich wieder und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Er begann zu taumeln und sackte tief stöhnend auf die Knie. Noch bevor er umfallen konnte, packten ihn die Hände Sergejs an den Schultern und stützten ihn. Die Stimme seines Freundes hörte er nur noch aus weiter Ferne.
"Es ist vorbei, mein Freund. Es ist endlich vorbei."

1 Kommentar:

  1. Es ist also endlich vorbei....

    Alter Schwede, war das eine schwere Geburt. 500 Jahre Feindschaft enden in einem epischen Straßenkampf auf dem Pflaster eines Marseiller Hinterhofs.

    Armand kann sich nun seinem weiteren Leben zuwenden. Jedenfalls, sobald er seine Wunden auskuriert hat. So ein Stich in die Seite wird auch bei einem Vampir nicht in Minuten zuheilen. Hoffen wir überhaupt, dass das nicht so schlimm ist, wie es sich anhört.

    Was hat Armand eigentlich vor der mentalen Schmerzattacke bewahrt? Sein unbändiger Hass oder haben die Sanghieris eine Mauer aufgebaut, damit die beiden sich nicht Mental duellieren, sondern es 'ehrlich' ausfechten?

    Jetzt müssen sie nur noch Anya rechtzeitig finden. Nicht, dass sie das Kind doch noch verliert. Und ein wenig mache ich mir sorgen um Joscelin. Wenn eine Horde Vampire auf dem Hausboot einfällt, steht zu hoffen, dass keiner von ihnen zu hungrig und damit zu Skrupellos ist :)

    Wahnsinns Kampf - Toller Höhepunkt!

    Liebe Grüße
    Joe

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