Samstag, 8. Oktober 2011

Den Rest kennst du

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja war unheimlich nervös und fast schon bebend in das Gespräch gegangen. Nun saß sie ruhig und völlig entspannt auf dem Bett und nun war es Mary, die völlig überwältigt war und scheinbar mit den Nerven am Ende. Sie zitterte ziemlich heftig und löste erst nach einigen Augenblicken den Blick von der Wand und sah Nadja wieder an. "Ich hatte ja keine Ahnung.", flüsterte sie entschuldigend. "Und trotzdem wolltest du es wissen.", lächelte Nadja fast etwas schnippisch.

"Es hat gut getan, dir das zu erzählen.", gab Nadja dann schnell zu. Sie atmete tief durch. Tatsächlich war es ein unheimlich gutes Gefühl Mary eingeweiht zu haben. Ein wenig sorgte sie sich zwar, ob sich ihr Verhältnis zu Mary nun verändern würde, aber daran konnte sie nun eh nichts mehr ändern. "Das ist alles so viel...", stammelte Mary nur etwas unkontrolliert. Nadja drückte sich etwas an ihre Freundin und legte einen Arm um Marys Körper. Es amüsierte sie fast ein wenig, dass sie Mary offensichtlich dermaßen aus dem Konzept gebracht hatte. Es gehörte zu den größeren Herausforderungen an der Schule, Mary sprachlos zu machen.

Mary nahm die Umarmung dankbar an. Sie hatte zwar das Gefühl eigentlich sollte sie diejenige sein, die Nadja nun tröstete. Und dennoch war es Nadja die sie im Arm hielt, nicht umgekehrt. Wieder vergingen ein paar Augenblicke schweigend. "Wie hast du Joe dann kennengelernt?", fragte Mary ganz vorsichtig. Nun kam ein Augenblick vor dem Nadja sich ein wenig gefürchtet hatte. "Dieser Kerl, der mich gekauft, nein befreit, hat, hat mich auf einen Landsitz gebracht von dem Freund von Joe. Dort bringt er alle Mädchen hin, die er herausgeholt hat. Man kann dort eine Weile bleiben und sich erholen, es kümmert sich ein Art um einen und wenn man sich bereit fühlt, kann man nach Hause gehen oder es wird sich darum gekümmert, dass man irgendwo einen guten Job oder eine Ausbildung bekommt."

Etwas ungläubig sah Mary Nadja nun an. "Aber warum wollen denn nicht alle sofort nach Hause? Warum wolltest du nicht nach Hause?", meinte sie völlig perplex. Nadja schluckte heftig. Diese Frage erinnerte sie an ein anderes unschönes Kapitel. Etwas verbissen erwiderte sie Marys Blick. "Zum einen möchte man sich erholen, bevor man seine Familie wieder sieht. Ich sah keineswegs mehr wirklich gut aus, nachdem, was die Kerle mir angetan hatten. Und zum anderen: Ich war sogar zu Hause!", erklärte sie traurig. "Und... wieso...?" Mary schüttelte verwirrt den Kopf. "Ich war noch keine zwölf Stunden daheim, als mein Vater den Ivan, vor dem ich nach Deutschland weggelaufen war, wieder angeschleppt hat. Er sollte mit uns zu Abend essen und am nächsten Tag hätte ich ihn heiraten müssen."

Fassungslos stand Mary der Mund offen. Nadja nickte nur bestätigend. "Aber das kann er doch nicht machen.", protestierte sie und Nadja seufzte, ob der naiven Betrachtung ihrer Freundin. "Er konnte und er hat!", bestätigte sie, "Und dann bin ich zurück in das Haus von Joes Freund und erst mal noch dort geblieben. Und naja, dort habe ich dann Joe getroffen und wir haben uns verliebt. Als ich 16 wurde, hat er mich dann gebeten zu ihm zu ziehen. Die ersten sechs Wochen war ich allein hier im Haus und habe noch immer mehr Englisch gelernt und mich auf die Schule vorbereitet. Den Rest kennst du."

1 Kommentar:

  1. Na also, das hat Nadja doch prima hinbekommen. Mary dürfte der Begriff "Landhaus" völlig genügen als Information und Nadja hat ihr Versprechen nicht brechen müssen, Arramoa zu verschweigen.
    Nun kann sie Mary mit der Liebesgeschichte mit Joe ablenken und ist sogar so schlau, Mary so weit in ihr Leben einzuarbeiten, dass sie "den Rest" kennt. Das ist ein geschickter Schachzug, ich bin nur mal gespannt, ob Mary auffällt, dass auch alle anderen diesen Rest kennen. Und ich glaube noch nicht einmal, dass Nadja bewusst so formuliert hat.
    Ich denke schon, dass diese Unterhaltung die beiden Mädchen noch enger zusammen schweißt. Mary ist nun die tiefste Vertraute Nadjas - Jurina mal ausgenommen, denn die wohnt ja nicht ständig in Nadjas Nähe. Und dass man sich auf Mary verlassen kann, hat sie ja schon zur Genüge bewiesen. Schön, dass Nadja eine Riesenlast losgeworden ist.
    Ich frage mich jetzt, wie Mary das bewältigt. Es wäre sicherlich völlig normal, jetzt Mama oder Papa davon zu erzählen, um selbst ein Stückchen verarbeiten zu können, aber das darf sie ja nicht. Das ist sicherlich schwer für Mary. Ich bin gespannt, ob sie das schafft.

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