Samstag, 22. Oktober 2011

Du bist komisch

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mary war etwas überrascht, als Nadja so zusammensank und um ein Haar wären sie beide von der Bank gerutscht. "Heee.", meinte sie gespielt vorwurfsvoll. Doch Nadja, hörte es gar nicht bewusst. Ihr war noch nicht ganz klar, was sie von Marys Idee halten sollte. Sollten sie wie Tom durch die Gegend ziehen um Mädchen frei zu kaufen? Aber das war für den Augenblick auch gar nicht wichtig. Aber die Erkenntnis in ihrem Schicksal nicht allein zu sein war immer noch entspannend.

"Was ist denn mit dir los?", bohrte Mary schließlich nach und löste schob sich ein wenig unter ihr weg. Nadja richtete sich wieder auf und blickte ihrer Freundin tief in die Augen. Und das erste Mal seit gestern Abend lächelte sie wieder. "Nichts. Es ist schon okay.", flüsterte sie und kramte in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch um die Tränen abzutupfen. "Du bist komisch.", konstatierte Mary nur, "Also wollen wir das gemeinsam angehen?" Nadja nickte. "Ich habe zwar auch keine Ahnung, was man tun soll. Aber wenn wir was tun können, bin ich dabei." "Klasse." Mary rieb sich freudig die Hände.

Das Klingeln beendete die Unterhaltung fürs Erste und Nadja ging zurück in den Unterricht. Immer noch waren ihre Gedanken nicht ganz bei der Sache. Aber langsam kehrte ihre Konzentration zurück und ihr Kopf fühlte sich nicht mehr so leer an, wie noch am Morgen. Beim Mittagessen mit den anderen verhielt sie sich zwar still aber das fiel nicht weiter auf. Linda hatte sich mit einem der Lehrer gestritten und schimpfte die ganze Zeit wie ein Rohrspatz auf diese Aktion, so dass keine der Anderen viel zu sagen hatte. Auch sonst ergab sich an diesem Tag keine Gelegenheit mehr mit Mary allein über den etwas tollkühnen Plan zu reden.

Nach der Schule verabschiedete sich Nadja von den anderen und fuhr wieder heim. Diesmal verpasste sie keine grünen Ampeln und kam recht entspannt zu Hause an. Jurina lag schlafend auf einer Liege im Wintergarten, auf ihrem Bauch, ebenfalls schlafend, die kleine Julija. Beide waren locker mit einer Fleecedecke zugedeckt. Nadja kam leise herein und betrachtete die beiden ein paar Augenblicke. Dann beschloss sie erst die Hausaufgaben zu machen, bevor sie Jurina weckte. Dann hätte sie die Tagespflichten schon abgearbeitet und sie könnten den Nachmittag ungestört verbringen.

Als sie hinauf in ihr Zimmer ging überlegte sie, wie oft sie Julija in der Woche, die sie nun hier war, schon hatte schreien gehört hatte. Sie konnte die Male an einer Hand abzählen. Sie versuchte auch sich zurück zu erinnern an die Zeit als ihre kleine Schwester ein Baby gewesen war. Sie selbst war damals natürlich auch nur ein paar Jahre alt gewesen. Aber dennoch hatte sie Erinnerungen von sehr viel mehr Geschrei im Kopf. Amüsiert versuchte sie sich vorzustellen, wie ihre Kinder wohl eines Tages sein würden. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch und begann mit den Hausaufgaben. Sie wollte schnell fertig werden um sich mit Jurina beschäftigen zu können. So blieb bei den ungeliebten Fächern die Sorgfalt doch arg auf der Strecke.

1 Kommentar:

  1. Hm.. irgendwie ist es erleichternd, dass Nadja sich recht schnell wieder fängt. Aber auch überraschend. Denn gerade auf Arramoa hatte sie genug Mädchen gesehen, die das gleiche Schicksal wie sie erlitten haben.
    Andererseits ging es allen diesen Mädchen gut genug. Sie hatte nicht das ganze Elend vor Augen, sondern Luxus und eine gute ärztliche Versorgung. Im Moment durchlebte sie ja gerade die ganzen üblen Gefühle noch einmal und vielleicht fällt ihr jetzt erst auf, dass aktuell noch immer tausende von Frauen genau das auch erleben müssen.

    Schade, dass sie noch immer nicht darüber spricht. Vielleicht ist das zuviel verlangt. Möglicherweise kommt das noch. Teenies reagieren ja doch manchmal etwas anders.. und vorbelastete Teenies erst recht.
    Und natürlich bin ich sehr gespannt, was den beiden einfallen wird.

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.